Es ist nicht so, als ob der gemeinen Gamer-Masse nichts einfällt, um Spielehersteller und -vertreiber Konami zu verteufeln. Allein “D-List”-Experte Jim Sterling hat die Ausdrücke “Konami is Konami” und “FucKonami” in den letzten Monaten geprägt und mit der Kritik am japanischen Unternehmen ist er nicht allein. Spätestens wenn “HIT THE LEVER!” mehr als nur eine schauderhafte Ankündigung, sondern Realität ist, werden noch mehr in diese Tiraden einsteigen.

Ich werde in diesem Beitrag zumindest ansatzweise versuchen mich nicht darauf zu verbeißen. Allerdings ist ein abermals von Konami selbst hervorgerufener Shitstorm der aktuelle Anlass für diesen Artikel. Unverblümt lässt sich ein unfertiger Epilog auf einer der Collector’s Edition von “Metal Gear Solid V” beigelegten Blu-Ray sehen (VORISCHT, VOLLER SPOILER!). Und dieser löst Story-Probleme, welche nahezu jeder Reviewer und Spieler gegen Ende des Spiels nennt. Ob die Schuld nun bei Konami oder Hideo Kojima, dem Macher und geistigen Vater der Metal-Gear-Reihe, liegt, soll erstmal dahingestellt bleiben. Fakt ist, dass ein unbefriedigendes oder sogar fehlendes Ende viel Spielspaß vermiesen kann.

Videospiele enden öfter ohne Ende als man denkt

Ein immer wieder aufkommender Titel bei solchen Diskussionen ist beispielsweise “Enslaved” von Ninja Theory. Eines der erzählerisch vielleicht schönsten Spiele in seinem Genre, auch wenn das Gameplay ein wenig zu unausgereift ist. Doch die spielerischen Schwächen konnte das Spiel mit der Geschichte, den Charakteren und der glaubwürdig erstellten Welt stets wettmachen. Bis zum Ende. Einem Ende, welches neben der unpassenden Einblendung von Andy Serkis’ echtem Gesicht (u.a. “Gollum”, “King Kong” und “Monkey”, der spielbare Charakter in “Enslaved”) mit einem Cliffhanger aufhört, der keines der in der Story gestellten Probleme löst und nur weitere Fragen aufwirft. Es gibt nicht einmal einen Hinweis darauf, was nun der Plan ist. Die Fortsetzung ist ganz dem Spieler überlassen.

Ein weiteres Beispiel ist die “Prince Of Persia”-Auflage von 2008, deren mangelnder Erfolg wahrscheinlich mit am Verschwinden der Serie Schuld ist. Auch “Prince Of Persia (2008)” ist alles Andere als frei von Fehlern, doch das Ende, oder besser: die Enden schlagen auf den Magen. Das “normale” Ende führt euch zum Beginn der Geschichte, womit all euer Wirken rückgängig gemacht wird. Und dann kam bei Ubisoft jemand auf die grandiose Idee das “richtige” Ende als kostenpflichtigen DLC anzubieten. Dabei handelt es sich um einen sehr langen “Bosskampf” mit dem schlichten Namen “Epilog”. Nur ist es kein Epilog, wenn der in der Hauptstory Kampf mit dem Antagonisten erst dort stattfindet. Und das nicht erst nach weiteren Spielstunden, sondern sofort. Oh, und das “Ende” im “Epilog” gibt euch ebenfalls keinen Abschluss, sondern offenbart euch nur weiterhin, dass all euer Handeln im Spiel nichtig war und die echte Auseinandersetzung erst bevorsteht.

Via Flickr by Samrat Sharma

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Ich habe wirklich, wirklich versucht dieses Spiel zu mögen.

Das jüngste Beispiel vor “Metal Gear Solid V” war für mich “Far Cry 3”, um auch ein “großes” Spiel zu nennen. Manch einer mag das “Insel”-Ende konsequent finden, doch am Ende stellt sich die Frage, warum man eigentlich überhaupt getan hat, was man getan hat? Das “gute” Ende hingegen wird unter anderem von Yahtzee superb auf die Schippe genommen, da das Ende nicht nur unspektakulär, sondern auch ohne jegliche Auflösung der Konflikte ausgeht.

Es gibt noch viele weitere solcher Beispiele, die offenbaren, dass der Anfang und ganz besonders eben das Ende eines Spiels oft erst gegen Ende der Produktionen zusammengeschustert werden. Und natürlich haben nicht wenige Spiele auch schlichtweg schwach geschriebene Storys.

Ein Gefühl der Befriedigung

Wenn man ein gutes Spiel beendet, sind nicht wenige Menschen für einen kleinen Moment traurig, dass es vorbei ist. Das gleiche kann für Bücher, Filme und dergleichen gelten. Dieser Moment wird allerdings in der Regel weggeblasen, wenn das Ende die Spieler belohnt. Daran musste ich beim Lesen des Gamespilot-Artikels zu Nostalgie von lindalomaniac denken. Wie Linda war auch mein erstes, abgeschlossenes Final-Fantasy-Abenteuer der neunte Teil der Reihe. Und bis heute ist der gesamte Abschluss von “Final Fantasy IX” für mich ein Höhepunkt meiner Gamertage.

Dies ist besonders der Fall, weil das Spiel nicht allein im Abspann sein Ende findet. Zwar sitzt ihr noch circa eine halbe Stunde nach dem finalen Kampf vorm Bildschirm, doch an und für sich ist der gesamte Story-Teil der vierten CD des Spiels das “Ende”. Die treibenden Fragen um die Philosophien und Weltansichten der verschiedenen Charaktere werden vereint und Stück für Stück vorangetrieben, sodass am Ende der Konflikt der Ideen von Leben auch den letzten Kampf beschwört und nicht eine typische Allmachtfantasie eines Antagonisten. Und nach dieser Auseinandersetzung lösen sich die Knoten um die Fragen, die sich die Charaktere das ganze Spiel über gestellt haben. Zu sehen, wie sie nach Abschluss ihres Abenteuers ihren Lebensweg versuchen zu bestreiten, weckt im Spieler, zumindest in mir ein tiefes Gefühl der Befriedigung.

Und so gut man ein Spiel auch sonst finden kann, verstehe ich, wenn Leute rückwirkend ihr Interesse an einem Spiel verlieren, weil das Ende sie maßlos enttäuscht hat. Und weil ihr es selbst schon auf der Zunge habt, erwähne ich auch gleich das leidige Streitthema “Mass Effect 3”. Das Positiv-Argument ist und bleibt: Die Reise ist, unter anderem auch für Invisible Kid, das Ziel. Ich kann dieses Argument nachvollziehen. Gleichzeitig müssen selbst größte Fans der Reihe anerkennen, dass viele Spieler den dritten Teil nicht mehr anrühren werden. Denn am Ende steht die Frage, wofür man das Spiel eigentlich spielt. Und wenn die Auflösung zu wünschen übrig lässt, dann bremst das die Motivation zum Wiederspielen.

Via Flickr by Playstation.blog. Alle Rechte liegen bei Sony Entertainment.

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Auch das “gute” Ende von Infamous 2 hat es mir angetan. Let go…

Anfang und Ende, Hürde oder Motivation

Wir haben uns im Podcast gerade erst mit Spielanfängen beschäftigt. Es gibt verschiedene Wege und da es verschiedene Geschmäcker gibt, dürfen sich Meinungen natürlich unterscheiden. Fakt ist allerdings, dass nicht wenige Spieler den Controller (oder Maus und Tastatur) zur Seite legen, wenn sie nach einer oder einigen Stunden immer noch nicht vom Spiel gepackt sind. “Final Fantasy XIII” ist so ein Spiel und überhaupt viele JRPGS fallen mir dabei ein, die für den westlichen Geschmack meist sehr langsam in Bewegung kommen.

Abermals ist es Yahtzee, der in einem seiner Reviews die enorme Rolle von Beginn und Abschluss behandelt. Leider erinnere ich mich nicht zu welchem Spiel. Doch dort erzählt er, dass er sich bei Dutzenden von Stunden am Ende am ehesten an den Anfang und das Ende erinnert. Er stellt das ganze grafisch als Abfahrt da, mit einer Mitte, die der Flow-Schlitten zu überbrücken vermag, weil ein toller Auftakt mit einem grandiosen Finale auch die ein oder andere Länge ind Form von Backtracking oder Grinding und dergleichen vergessen machen kann. Wer unseren Podcast hört, weiß, dass das für mich beispielsweise ein “Bioshock Infinite” ist.

Und so trudeln wir wieder zum neuen Kojima-Spiel “Metal Gear Solid V” zurück. Eine Reihe von Spielern wird dieses Spiel nur ein einziges Mal spielen. Das ist bei Schätzungen von 30 (Main Story) bis 90 und mehr (mit sämtlichen Nebenmissionen) Stunden für den Spieler selbst wahrscheinlich auch gar kein großes Problem. Doch außer der Aussage, dass das Gameplay richtig gut sei, bleibt von solchen Spielen oft nichts übrig. Spiele wie “Far Cry 3” können noch so großartige Wertungen einfahren und haben auch mir eine Menge Spaß gemacht. Aber erinnerungswürdig sind jene Titel, die wissen wann und wie sie aufzuhören haben.

Featured Image via Flickr by Johnathon