Da sind wir wieder. Die Landes-Pop-Zentrale meldet sich zurück und alle anderen Genres suchen mir erneut in die niederen Regionen zu treten, da ich ihnen nicht genug Aufmerksamkeit schenke. Ja, ich bin ein Freund von leicht erträglicher Musik. Ich stehe auf Instrumentalisierung, die nicht dem Trend des Maximalpops folgt (nichts gegen den aufkeimenden Trend, aber irgendwann setzt die Übersättigung ein). Diese Woche gibt es – aus meiner bescheidenen Sicht – nur ein paar nette Pop-Alben, die es zu präsentieren gilt. Außerdem überraschen zwei gelungene Live-Alben (Incubus sind noch aktiv?!?!?!?) im Rocksektor.

 

Der gute Ton

Die echte Überraschung der Woche ist allerdings ein Mann, der mit dem Synonym Greenshape sein Debüt „Storytelling“ auf den Markt wirft. Hinter diesem Namen soll sich ein ehemals Alkohol- und Drogen abhängiger Mann verbergen, der auf den Namen Regis Israel hört. In Manier von Johnny Cash und Konsorten hat Greenshape genug Probleme durchlebt, die er in knappen 34 Minuten auf „Storytelling“ emotional und intensiv erzählt.

Ob diese eine Scheibe therapeutischer Natur war und sich nicht wiederholen lässt, wird sich noch zeigen. Tracks wie „Everglades“ machen schon diesen einen Klangausflug mehr als lohnenswert. Freunde meines persönlichen Singer/Songwriter-Helden Damien Rice werden sich sofort wohlfühlen und in der Mischung aus wohlen Tönen und Melancholie ihr trauriges Vergnügen finden. So sehr man Greenshape wünscht, dass er die Musik nutzen kann, um seine Probleme hinter sich zu lassen, hofft man auch auf weitere Muse für weitere Alben.

Ton-Landschaft

Die Ton-Landschaft ist nun aber wirklich ganz dem Pop unterworfen. Das Fleetwood Mac-Tributalbum „Just Tell Me That You Want Me“ ist da nur richtungsweisend und fast eine der unvergessenen Popgrößen ansprechend zusammen. So wirklich empfehlen will ich die – gut gemachte, keine Frage – Platte nicht, da die Originale schließlich auch gerne einen Platz in euren Regalen finden wollen.

Wenn schon neue Platten, dann doch lieber etwas Neues, Einfallsreicheres. Dead Can Dance sind zum Beispiel wieder zurück und sorgen auf „Anastasis“ für eine knappe Stunde feinen Art-Pop mit Streichern, Bläsern und orientalischen Einflüssen, gibt es genug Impressionen für Monate. Das Programm wird wieder mit düsteren Synthesizer-Sounds gemischt und durch hypnotischen Gesang bereichert. Dead Can Dance ist klar der zweite Anwärter auf das Album der Woche, wenn Minimalismus-Singer/Songwritertum nicht euer Ding ist.

Als verspielte und auch chaotische Antithese gibt es dazu Phillip Boa And The Voodoo Club zu empfehlen. Hier wird mehr mit den mitreißenden Einflüssen von Wave und Punkrock gearbeitet, um ein Werk irgendwo im The Cure-Kosmos zu erschaffen. Wenn euch nach authentischerer Rockmusik ist, dann sind die Live-Platten von Jennifer Rostock und Incubus zu empfehlen. Hier zählt wie immer die Devise, dass man Live-Aufnahmen, sowie die Bands mögen sollte. Dann bekommt ihr gute, aber eben nicht neu definierende Kost serviert.

Ton-Kompost

Riff Raff, Fozzy und Alexander Knappe heißen die Verlierer dieser Woche. Egal ob der Songwriter-Pop Knappes oder Riff Raffs Hardrock: Bei besagten Musikern herrscht recht trostlose Generik vor. Ohne Hörern vors Schienbein zu treten, gibt es bei diesem Trio auch überhaupt nichts zu entdecken. Seid ihr Fans der jeweiligen Genres, dann hört zwei Mal rein, ob diese Platten eure Münzen wert und in Zeiten der Finanzkrisen eine gute Investition sind.

 

Ton-Salat

Nachdem ich letzte Woche so schimpfen musste, dass nur wenige Alben in die Gehörgänge springen und der Pop seine quantitative Vormacht nicht wirklich nutzen wollte, gibt es diese Woche zwei, drei erfreuliche Outputs, die das schiefe Bild zumindest ein bisschen zurechtrücken. So spannende Interpreten wie Phillip Boa und Dead Can Dance bringen aber auch nicht oft zur gleichen Zeit ihre Alben heraus. Ich freue mich einfach nur für eure und meine Ohren. Pop ab.