… nur das schlechte Kino nicht.
Der Winter war lang und der Sommer zu kurz. Dieser Tage scheint selbst über dem Wetter Düsternis zu liegen. Zumindest bekommt mensch den Eindruck, wenn er*sie zurückblickt und mit anderen Menschen darüber spricht. Auch ich stimme zu, allerdings hat das weniger etwas mit dem Wetter, als mit der Kinolandschaft zu tun.
By Cristian Ştefănescu via flickr
So sicher wie der schlechte Film: Regen im Sommer!
2013 war bisher ein beschissenes nicht so gutes Kinojahr. Actionfilme waren enttäuschend, Comicverfilmungen überall und wenn es hoch kam okay, Dramen haben bisher noch keinen so wirklich überzeugt (späte 2012er Filme und wenige Ausnahmen ausgeschlossen) und die Comedy scheint fast ausnahmslos ihren Tiefpunkt erreicht zu haben.
Aber was mich bisher wirklich am meisten nervt, ist diese – wie soll ich sagen – unterirdische Sommersaison! Der Sommer, die Hochzeit der Blockbuster (neben Weihnachten), die Jahreszeit der Explosionen, war dieses Jahr einfach nur bitter. Ich fühlte mich ein wenig wie die Prüfungskommission bei meinem Graecum – die Gemeinschaft war so schlecht, dass mensch kollektiv den Fehlerquotienten senken musste, um nicht die versammelte Mannschaft durch die Klausur fallen lassen zu müssen. ‚Nicht schlecht‘ wird ‚gut‘ und ‚grottig‘ wird ‚gerade so noch ok‘. Getoppt wird das Alles nur noch von den sich überschlagenden Nachrichten über die neuesten Reboots. Müssen wir wirklich Die Mumie erneut verfilmen? Brauchen wir schon wieder einen Batman, egal wer ihn spielt?
Dabei startete das Jahr verhältnismäßig vielversprechend. Bruce Willis sollte in der Hälfte der Filme auftauchen und solide Franchises wurden fortgesetzt. Aber ein Film nach dem anderen: eine Enttäuschung. A Good Day To Die Hard? Kacke Ausbaufähig. After Earth? Das-Wort-Schlecht-neu-definierend. Lone Ranger? Langweilig und noch dazu rassistisch!
Ist es so schwer geworden gutes Unterhaltungskino zu produzieren?
Natürlich gab es auch einige Gegenbeispiele. Iron Man 3 war unterhaltsam und White House Down erwähnenswert. Dennoch – das eine ist eine Fortsetzung, die vor allem von ihrem guten zentralen Darsteller lebt, und das andere ein Roland-Emmerich-Film. Man kann Emmerich so einiges vorwerfen, aber sein Handwerk versteht er. Zwar bekommen wir von ihm keine Einstellungen oder Charaktere wie in Hanna, aber immerhin auch nicht so einen Scheißdreck Suboptimales wie bei Pacific Rim.
Mensch merkt, die Begeisterung ist groß (/irony)
Apropos Pacific Rim, der für seine Originalität gehyped wird – ernsthaft? DAS ist der Film, den die Kritiker für seinen Einfallsreichtum loben? Erstens (um es mit Maxs Worten zu sagen): NEIN! Der Film ist nicht originell, sondern er macht auf Blockbuster-Action-Niveau, was Tarantino mit Trashfilmen macht. Es wird bunt aus japanischer und amerikanischer Action/Monster-Geschichte zusammenzitiert, um eine ‚neue‘ Geschichte zu erzählen, die sich vor allem durch oberflächliche Charaktere und nicht zu Ende gedachtem Weltenbau auszeichnet, aber in hübsche Action verpackt wird. Aber wenn wir ehrlich sind… hübsche Action und tolle Effekte finden wir mittlerweile in fast jedem Blockbuster (dank der ausgebeuteten visuellen Effektkünstler*innen).
Mit der Originalität sind wir aber beim Grundproblem angekommen. Denn auch wenn ich schon lange nicht mehr mit Moviebobs Kritiken übereinstimme, so spricht er doch ein wahres Wort, wenn er deutlich macht, dass Reboots und Filmreihen schön und gut sind, aber wenn wir nur Altes aufwärmen, wie bekommen wir dann die Originale der Zukunft?
Liebe Studios, ich verstehe, dass ihr verunsichert von der Filmpiraterie seid. Ich verstehe, dass ihr Gewinn machen wollt, um euch in euren Luxusvillen einen hinter die Binde zu kippen neue Filme produzieren zu können, aber was zur Zeit passiert, ist einfach nur langweilig. Auf. So. Vielen. Ebenen.
Von mir aus adaptiert (noch) mehr, aber bitte, bitte wärmt nicht noch eine alte Kamelle auf oder tretet die nächste Filmreihe mit Füßen. Es braucht doch nicht viel, um einen guten Film zu produzieren. Es reichen eine gute Idee und einigermaßen kompetente Leute, die die Figuren lieben und über sie Geschichten erzählen wollen. Gute Action gibt es!
Einer der wenigen Momente, wo Max und ich uns einig sind: Hanna ist ein perfekter Film.
Dieser ganze traditionelle Backlash nervt.
Er nervt, weil wir kaum noch weibliche HAUPTcharaktere in Actionfilmen – oder nennen wir das Kind doch beim Namen, überhaupt in Filmen – sehen. Wenn schon eine Comicverfilmung nach der anderen, warum nicht mal über Wonder Woman oder eine der anderen unzähligen Heldinnen?
Er nervt, wegen dem ganzen Retro-Abgefeiere. Vintage, schön und gut, aber musste Skyfall mit der Huldigung des Alten enden? Müssen wir Robocop PG-13 sehen? Brauchen wir Star Wars und Spider Man in neuen Versionen? Dann vielleicht doch neue Geschichten. Ihr habt keine originellen Ideen? Da draußen gibt es tausende von guten dystopischen oder actionlastigen Büchern, die ihr als Vorlage nehmen könnt. World War Z zeigt, dass auch eine sehr freie Adaption funktionieren kann, wenn man eine gute Geschichte erzählen will!
Er nervt letztendlich, weil sich niemand mehr traut etwas zu riskieren – außer es steht ein großer Name dahinter. Und das ist schlichtweg traurig, denn ohne Mut zu Neuem und zur Kreativität werden wir im Jetzt festhängen und leider ist die harte Realität: das Jetzt hat zur Zeit wenig zu bieten.
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