Wenn ab dem 14. Mai Sand, Blut und Staub in Mad Max: Fury Road über die Leinwände flimmern, stellen sich viele vielleicht die Frage: Wer ist eigentlich dieser Mad Max? Zeit also, zurückzuschauen und sich zu fragen, warum diese Filmreihe einen Einfluss auf die Popkultur gehabt hat. Wir beginnen unseren Zugrunde-Mad-Max-Athon mit dem ersten und unzugänglichsten Teil der Mad-Max-Reihe. Dem ursprünglichen “Mad Max” von 1979.
Das wichtigste, was es zu Mad Max zu sagen gibt: Es ist kein Film über die Postapokalpyse. Viel eher präsentiert das Erstlingswerk von George Miller eine Art Prä-Postapokalypse. Es ist zwar staubig und die Menschen wirken alle etwas verwirrt, aber in einer kurzen Einstellung wird sogar die Skyline einer Großstadt gezeigt. Keine Spur von Ödland, die Zivilisation scheint halbwegs intakt. Abgesehen vom Justizsystem. Denn die “Halls of Justice”, verantwortlich für die Polizeieinheit “Main Force Patrol” (MFP) , machen einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck, sogar das “U” von “Justice” hängt schief. Deutlich wird dies auch durch die anfängliche Kameraeinstellung eines Straßenschilds: “Anarchy Road” heißt es dort prophetisch.
Der Film beginnt mit einer eindrucksvollen, fast viertelstündigen Verfolgungsjagd, in deren Verlauf der namensgebende MFP-Beamte “Mad” Max Rockatansky (benannt, übrigens, nach einem österreichischen Pathologen, Carl von Rokitansky) einen Verbrecher namens “Nightrider” ums Leben bringt. Aus Rache um ihr Mitglied verbrennt seine Motorradgang um den Anführer “Toecutter” Max’ Kollegen Goose. Als Resultat der sich aufschaukelnden Gewalt kündigt Max seinen Job bei der MFP und macht einen Ausflug aufs Land mit seiner Frau und Kind. Doch dort holt ihn sein alter Job wieder ein und auch Max muss Rache nehmen.
Via Flickr, by Ashley Jonathan Clements
… und dabei jede Menge Autos zerstören
In allen Zusammenfassungen wird diese Wendung – die Wandlung von Max zu “Mad Max” – als Storykern dargestellt. Aber das geschieht erst in den letzten 15 Minuten des Films, so dass das Publikum in den ersten 75 Minuten relativ ratlos zurückgelassen wird. Was geht hier eigentlich ab, fragt sich die moderne Zuschauerin*. Denn Mad Max spart mit Exposition, einzig die Texteinblendung “A few years from now” situiert die Handlung in den Bereich der Science-Fiction. Das ist für das Publikum von heute, welches gewohnt ist von Hollywood alles vorgekaut und erklärt zu bekommem, sehr schwierig zu verdauen. Gegen wenig Exposition ist kaum etwas einzuwenden, aber Mad Max überspannt den Bogen etwas und erklärt fast nichts. Zumindest nicht so, dass ich es verstehen konnte, die schlechte Soundabmischung bei meiner Version macht es nicht ganz leicht, alles nachzuvollziehen.
Das niedrige Budget des Films, irgendwo bei 350.000 Dollar, merkt mensch dem Film leider überall an, sowohl beim Sound als auch bei den Kostümen. Dafür sind die Stunts auf hohem Niveau, technisch wie filmisch. Wahrscheinlich wurde der Film rund um diese Stunts geschrieben und die massenhafte Überführung von Autos in Altmetall sein eigentlicher Entstehungsgrund. Zumindest kann es nicht die etwas verworren erzählte Geschichte sein, die Regisseur und Produzenten so am Herzen lag.
Eindruck hinterlässt Mad Max in seiner Darstellung der Gesetzlosigkeit der Motorradgang. Diese greift in einer Szene mit Äxten, Knüppeln und Ketten ein Pärchen an und demoliert ihr Auto. Die Bilder dieser Gang, mit ihren Motorradhelmen, Lederwesten und kruden Waffen bildet die ikonographische Grundlage für alle “Ödland”-Banditen in allen postapokalyptischen Werken, die nach Mad Max folgten. Gesetzlosigkeit und die Ohnmacht der Banditen-Opfer bilden ein immer wiederkehrendes Thema vor dem Hintergrund der Postapokalypse. Und natürlich ist es auch das Bild des Rächers, des einen mutigen Menschen (naja, Mannes), der es mit den Banditen aufnimmt und es ihnen mit gleicher Münze heimzahlt, welches Mad Max geprägt hat.
Via Flickr, by Roadsidepictures
Wobei aus unerklärlichen Gründen in der Mad-Max-Endzeit unheimlich viele Hotrods unterwegs sind.
Mad Max ist der Anti-Held, der Rächer in schwarzer (Leder-)Rüstung, der auf eigene Faust seinem eigenen Gesetz Geltung verschafft. Dass in der heißen australischen Sonne eine schwarze Lederkluft so ziemlich die schlechteste Wahl ist, um unbeschadet Auto zu fahren und Rache zu nehmen, wird mit Blick auf die Stärke der Bilder ignoriert.
Die Bilder sind schließlich auch das, was von Mad Max übrig bleibt. Für mich ist dieser Film ein Rätsel, ist er doch kein klassisch “guter” Film, mit einer fesselnden Handlung oder tollem Schauspiel. Aber er hat einige Figuren und Bilder geschaffen, die sich in der Popkultur verankert haben. Nicht zuletzt die Stunts und Verfolgungsjagden sind spektakulär genug, um dem Film eine besondere Stellung zu verschaffen. Es ist aber nicht ohne Grund erst der Nachfolger, Mad Max 2, der tatsächlich bleibenden Eindruck auf die Filmgeschichte machen sollte.
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