Mit gut zwei Jahren Verspätung habe ich mich für ein wenig Kleingeld endlich an “Asura’s Wrath” getraut. Der spielbare Anime von Cyberconnect2 und Capcom hat vor seiner Veröffentlichung mit fantastischen Trailern von sich reden gemacht. Asura, der damals als Kratos-Kopie der Wut erschien, kämpfte gegen Götter, deren Größe die des Planeten bei Weitem überstieg und nach einem Bad in einer heißen Quelle mal eben auf dem Mond. Asura’s Wrath schien genau diese Mischung aus alten Sagen und Over-The-Top-Anime zu sein, den Menschen wie ich mir gewünscht haben.

Der erste Trailer besteht, wie sich das gehört, beinahe nur aus herausgeschnittenen Szenen

Nachdem das Spiel in der Kritik allerdings überall recht mäßig davon kam und das Prädikat “spielbarer Film ohne Entscheidungsmöglichkeiten” nicht unbedingt reizvoll klang, habe ich das Spiel zu Beginn ruhen lassen und dann völlig aus den Augen verloren. Ein paar Stunden, und Euro, später bin ich nicht wirklich klüger, aber zufriedener. “Asura’s Wrath” hat eine richtig feine Story, die für Fans von Shonen-Mangas exzellent präsentiert wird.

Es gibt ein großes Gerangel darüber, ob das Spiel sich nicht entscheiden könne, ob es Spiel oder Film sein möchte. Dabei darf sich diese Frage fast gar nicht mehr stellen. Die tatsächlichen Spielabschnitte (Rail-Shooter und ein sehr simples Kampfsystem) sind nämlich derartig limitiert, dass schnell deutlich wird, dass diese Mittel zum Zweck sind. Man ist stärker involviert, wenn man in einer packenden Szene die B/O-Taste dutzende Male auf dem Bildschirm eingeblendet sieht und sie wild drückend betätigt. Dieser Teil des Spiels funktioniert dank der tollen Story hervorragend. Wer Asura also in seiner Mission seine Tochter zu befreien mit Leib und Seele unterstützen möchte, der genießt das Spektakel und findet immer wieder Befriedigung darin den Gegner mit eine verpassen zu dürfen.

Via Flickr by gamedem1 (no changes)

asura1Die Wut steht ihm gut… aber es steckt mehr hinter Asuras Geschichte

Aber was will ich mit diesen alten Geschichten überhaupt? Das Spiel hat mit einem falschen Fokus in ersten Trailern und schwachen Verkaufszahlen nicht den Weg für eine Fortsetzung geebnet. Das lässt sich spätestens daran erkennen, dass Asura trotz zweier ausgewiesener Beat’Em-Up-DLCs gegen Ryu und Akuma weder in “Marvel vs. Capcom” noch “Street Fighter” übernommen wird. Da hat man schon ein Biest von einem Kämpfer geschaffen und spielt im eigentlichen Ende (abermals DLC… Capcom!?!) auf das “Street Fighter”-Universum an und dann wird Asura derartig fallen gelassen.

Zugegebenermaßen hat das richtige Ende des Spiels etwas von buddhistischer Selbstgeißelung und endet eher dem Episoden-Gerüst des Spiels entsprechend mit einem verschmitzt lächelnden “to be continued”, aber Asuras Story und Inszenierung abseits der meisten Kämpfe hat mich derartig gepackt und begeistert, dass ich aus heutiger Sicht nicht mehr nein sagen würde. Auf der Suche nach Meinungen anderer bin ich im Internet unter anderem natürlich auch auf Angry Joes Review gestoßen, der anhand der für mich gestorbenen Punktbewertung in genau die Bredouille gerät, die solch ein Hit’n’Miss-Titel mit sich bringt.

Genau damit einhergehend ist übrigens einer der Hauptgründe des anhaltenden, schlechten Stands des Spiels zu nennen. Denn auch heute noch verlangt Capcom für das eigentliche Ende des Spiels 7 weitere Euronen. “Prince of Persia (2008)” lässt grüßen. Da interessiert es leider niemanden, dass Asura’s Wrath auch ohne die letzten vier Episoden gut endet, wenn auch mit einem Cliffhanger. Aber entfernen wir uns von diesem DLC-Blödsinn, der ja auch schon im von mir gemochten “Final Fantasy XIII-2” Einzug hielt. Eine Schande ist es besonders, weil die Story des “True Endings” von Asura wirklich toll inszeniert ist und die buddhistischen Ideologien auf die Spitze getrieben werden.

Via Flickry By Lynne Watanabe

screamboxSo viel schlechtes Marketing bringt einen zur Weißglut

Jetzt kommen wir jedoch zur Gamerfahrradkette. In einer besseren Welt würden sich vielleicht die Entwickler von “Dissidia: Final Fantasy” mit den Zeichnern und Autoren von Cyberconnect2 zusammensetzen. Da die “Dissidia”-Spiele fälschlicherweise an ihrer grausam schlechten Story gemessen werden und die PSP nicht den nötigen Online-Support mit sich bringt, ist das Spiel weiterhin eher ein Geheimtipp unter den Casual-Fightern. Aber wie Cloud und Konsorten durch die Luft schwirren und überlebensgroße Attacken aufeinander niederprasseln lassen, erinnert mich jetzt Post-“Asura’s Wrath” an eben diesen Wut-Gott.

Hinter all dem Fan-Service eines “Dissidia” verbirgt sich genau dieser Geist von Anime, insbesondere Dragon Ball, der Asuras Präsentation so einzigartig macht. Das Level-System Dissidias würde der Entwicklung von Asuras zugute kommen, sodass man als Spieler nicht das gesamte Spiel auf dieselben drei Attacken beschränkt ist ohne dass die cineastische Darbietung eingeschränkt werden muss. Ich würde schlichtweg gerne nochmals eine ähnlich gut und intensiv erzählte Geschichte wie “Asura’s Wrath” spielen und die Implementierung eines “echten” 3D-Fighters, der mehr auf die japanischen Manga-Wurzeln zielt, könnte dabei für ein zufriedenstellendes Gameplay für alle sorgen. Man darf ja noch hoffen…

Und so könnte das aussehen…