Die Video-Game-Awards (aus unerfindlichen Gründen als VGX bezeichnet) stehen vor der Tür und auch wenn die “Juroren” so undurchsichtig und wahllos wie die letztliche Userabstimmung erscheint, können wir nicht einfach so tun, als gäbe es diese Preise nicht. Bei aller Kritik am System der Preisverleihung – angefangen bei den Nominierungen bis hin zu hanebüchenen Vergleichen – freut es uns natürlich immer, wenn Videospiele ein wenig in den Fokus der (US-amerikanischen) Öffentlichkeit gelangen.

Da wir weder Krösus vom Dienst, noch bezahlte Profis sind, war es uns nicht möglich alle Spiele auf den Listen gespielt zu haben. Deswegen haben Walde und ich uns um die Liste der “Best Playstation 3 Games” (die zu 60% mit der XBox-Liste übereinstimmt) gekümmert und unserem Computer-Ass Johannes um ein, zwei Eindrücke zur “Best PC Games”-Liste gebeten, wobei er es sich nicht hat nehmen lassen zusätzlich seine Hass-Liebe zu Ubisoft durch eine Meinung zu “Rayman Legends” zu verfassen.

Ihr fragt euch sicher, warum wir uns nicht direkt mit der “Best Game Of The Year”-Auswahl befasst haben, doch glaubt uns: Wir haben Gründe und Zeug… hmm… klingt im Englischen besser. Keiner von uns konnte den neusten Mario-Titel spielen und außerdem werden wir uns in Podcasts und Blogeinträgen selber noch dazu äußern, was uns in diesem Jahr am meisten Spaß gemacht hat. Bevor wir uns wie XBox und Playstation zu mehr als der Hälfte überlagern, lassen wir es lieber ganz bleiben. Deswegen jetzt auch ohne weitere Umschweife unsere Gedanken zu den VGX-Titeln, zu denen wir auch tatsächlich was zu sagen haben.

Best PC Games (by Johannes)

Gone Home: Meine überwiegend positiven Eindrücke habe ich ja bereits in einem ausführlichen Post geschildert. Deswegen hier nur kurz: Gone Home ist gut. Ein bisschen zu viel Geld für etwas zu wenig Spiel, aber wenn ihr die Gelegenheit haben solltest, es nur für fünf Euro oder so zu bekommen – kauft es. Wenn ihr euch darauf einlasst, wird euch kein Spiel, ja vielleicht gar kein Medium, so sehr berühren wie dieses Spiel. Das Werk von vier Kreativen aus Portland, Oregon, USA zieht euch ganz tief hinein in seine Geschichte und eure Identifikation wird so groß, dass ihr mit den Mitgliedern der Familie Greenbriar mitfiebert und hofft, dass am Ende doch alles gut wird.

Statt elf Euro für einen schlechten Mainstream-Hollywood-Kinofilm auszugeben und zwei oder mehr Stunden eures Lebens zu verschwenden – spielt lieber Gone Home. Erst recht, wenn euch die Entwicklung des Mediums Videospiel am Herzen liegt.

Papers, Please: Dieses Spiel ist seltsam. Das Prinzip besteht darin, Pässe und andere Dokumente auf Unstimmigkeiten zu kontrollieren und dementsprechend Menschen in ein Land hineinzulassen, oder sie kalt an der Grenze abzuweisen. Klingt das spannend? Nö. Und die Demo konnte mich so recht auch nicht überzeugen. Aber irgendwie ließ es mich nicht mehr los: aus Passkontrolle ein Spiel zu machen? Dazu gehört Mut. Also hab ich es mir noch einmal angeschaut. Auf der einen Seite ist “Papers, Please” unheimlich fesselnd, denn die Stimmung eines ehemaligen Ostblock-Landes in den 1980er Jahren wird ziemlich gut eingefangen. Und allein die Tatsache, dass euer Grenzpostenkontroll-Job eine ganze Familie ernähren muss, übt einen gewissen Druck auf euch aus. Alles in allem stimmt das Design.

Trotzdem: So richtig hat der Funke bei mir nicht gezündet. Wahrscheinlich habe ich einfach keine Lust auf das schlechte Gewissen, dass mein Sohn sterben könnte, weil sein Vater kein Geld für die Medizin hat. Oder die Heizung. Oder etwas zu essen. Immerhin bringt “Papers, Please” ein Gefühl wirklich exzellent rüber: Noch nie war es so befriedigend, etwas abzustempeln.

Best Playstation 3 (whyever?) Games 

Johannes meint zu…

johannes

#holocaustdenkmal #videogames #gangstaz : Johannes wie er leibt und lebt. © Julia Boudraux

Rayman Legends: Ubisoft und ich, wir haben ein seltsames Verhältnis. Zum einen bewundere ich die Franzosen für ihren Willen zu Innovation. Zum anderen aber sehe ich dann wieder Melkkühe wie AssCreed vor mir und ärgere mich über die kreativitätsverkrüppelnde Logik der Spieleindustrie und ihrem Drängen nach noch höheren Absatzzahlen. Und dann bringt Ubisoft ein eigentlich unscheinbares Spiel namens “Rayman Origins” heraus, ein Oldschool-2D-Plattformer und rückt damit sein eigentliches Maskottchen Rayman wieder ins Rampenlicht. Gleichzeitig beweist Michel Ancel, Erfinder von Rayman und Chef des Studios in Montpellier, das ordentliches Plattform-Gehüpfe einfach am besten in 2D möglich ist.

Der Nachfolger Legends ist eigentlich wenig mehr als eine Erweiterung um ziemlich viele neue Levels und ein paar Gimmicks. Aber hey, wenn ihr gerade einfach Lust habt, ein bisschen zu hüpfen, am besten noch mit eine*r*m guten Freund*in, dann werft “Rayman Origins” oder “Rayman Legends” an. Ausserdem ist es auch einfach ein visuell schönes Spiel.

Max (rechts) meint zu…

max simon

…denn Duckface war gestern. © Julia Boudreaux

Rayman Legends: Rayman war letztes Jahr für 2D-Plattformer das, was „Street Fighter IV“ für 2D-Beat’em’Ups war. Endlich hat jemand altbekannte und beliebte Formen nicht mit unnötigem Firlefanz ausgestattet, sondern sich auf die Stärken des Genres konzentriert. Doch auch wenn es schön ist, dass Ubisoft es schafft auf Nintendos Plattformer-Pfaden zu wandeln, fühlen sich die Rayman-Spiele bei aller Exzellenz nicht nach einem zeitgemäßen Spiel an. Sie sind Spiele bester Sorte, wenn es um Konzentration auf Gameplay geht, doch sie versuchen in keiner Weise etwas Neues. Selbst die unermüdlichen Mario-Spiele haben mit z.B. den Galaxy-Teilen ein neues Prinzip eingeführt, doch Rayman verlässt sich auf Stärken, die schon zu meinen Kindertagen erreichbar waren.

Es ist dieser fehlende Fortschritt, der mich davon abhält „Rayman Legends“ neben so ambitionierten Projekten in Sachen Welt-Design („GTA V“) und Storytelling („The Last Of Us“) aufzustellen. Würde man meiner Bitte folgen nach Genres einzuteilen, würde der Vergleich schon leichter fallen. So fühlt sich „Rayman Legends“ wie der Kinderfilm neben lauter Dramen an. Ein unfairer Vergleich von dem ich persönlich Rayman ausschließe ohne an der Qualität des Spiels Zweifel aufkommen lassen zu wollen.

Grand Theft Auto V: Es ist so etwas wie die sichere Wette für das Spiel des Jahres. „GTA V“ erfüllt die Kriterien, die wir alle haben wollen. Seit dem letzten Teil hat man sich Jahre fürs Feintuning Zeit genommen, anstatt wie andere Reihen jährliche Ableger zu produzieren. „GTA V“ ist größer und vielfältiger, lässt sich besser Steuern, liefert ein paar großartige Missionen ab und hat sich um die meisten technischen Ruckler des letzten Teils gekümmert.

Perfekt ist immer noch nicht alles. Nach „Sleeping Dogs“ (und den „Batman: Arkham“-Spielen wäre ein besseres Nahkampf-System nett gewesen und auch dass einige Missionen nur zu bestimmten Uhrzeiten erreichbar sind und deswegen auf halber Strecke verschwinden, stößt ein ums andere Mal sauer auf. Was diese Schwächen allerdings vollkommen ausmerzt ist das hervorragend konzipierte „GTA Online“, das uns insbesondere weitere Heist-Missionen verspricht. Außerdem konzentriert sich „GTA V“ großteils auf seine spielerischen und atmosphärischen Stärken, sodass man abermals unzählige Spielstunden in Los Santos verbringen wollen wird.

Via Flickr by smademedia

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Wer es sich leicht machen will, setzt blind auf “GTA V” als Spiel des Jahres

The Last Of Us: „The Last Of Us“ dürfte neben „GTA V“ der große Favorit sein. Als einziger Exklusivtitel auf der Liste und das Spiel mit den höchsten Wertungen diesen Jahres neben „GTA V“ und dem nicht nominierten „Bioshock Infinite“ hat sich der neueste Naughty-Dog-Titel bei den meisten Spielern bewiesen. Trotz der am besten erzählten Geschichte diesen Jahres in Blockbuster-Games und einer äußerst glaubwürdig gestalteten Welt macht „The Last Of Us“ allerdings zu viele merkwürdig offensichtliche Fehler im Stealth- sowie im Survival-Genre.

Feinde können nach ihrem Tod nicht bewegt werden, sodass noch lebende Gegner euch trotz gutem Stealth auf die Schliche kommen und auch die K.I. eurer Mitstreiter stellt sich im Laufe des Spiels ein paar mal zu oft in den Weg und sorgt für ungewolltes Ableben. Das Spiel geht mit diesen Schwächen zwar souverän um, doch der Wunsch nach Verbesserungen bleibt bis zum Ende erhalten. Die unverzeihliche Schwäche hingegen ist das Fehlen von Trefferzonen. Natürlich gibt es den obligatorischen Headshot, doch in einem modernen Survival-Game dürfen zumindest die Beine nicht fehlen. Als Spieler trifft man großteils auf menschliche Gegner und es ist frustrierend ohne Ende, dass sie sich nur kurz schütteln, nachdem man ihnen die Kniescheibe per Kugel entfernt hat.

Unter anderem haben „Dead Space“ und selbst das riesige „Red Dead Redemption“ solcherlei Trefferzonen gebraucht, was die Schusswechsel um Einiges glaubwürdiger gemacht hat. Diese spielerischen Mängel, die sich direkt auf die Welt auswirken, sorgen dafür, dass „The Last Of Us“ nur ein fantastisch erzähltes, jedoch letztlich nur sehr gutes und kein hervorragendes Videospiel ist.

Tomb Raider: „Tomb Raider“ ist meine Überraschung des Jahres gewesen. Neben all der – schlichtweg schlecht informierten und einfältigen – Kontroverse um Lara Croft als scheinbar schwacher Frauencharakter ist mir das Spiel durch das viele Lob zum Gameplay aufgefallen. Dass Lara automatisch in Deckung geht und das oft unzulängliche kleben an Mauern durch Drücken einer Taste abgeschafft wurde, hat mich sehr angesprochen. Die Praxis war noch besser. Jedes mal, wenn Lady Croft schmiegsam geduckt von einer Deckung zur nächsten huschte erinnerte ich mich an klobige Versuche eines Commander Shepard und Nathan Drake, die ein ums andere Mal an die falsche Wand gesprungen sind und den Freitod wählten. Ein sehr gut konzipiertes Upgrade-System, welches sich hauptsächlich über das Besiegen von Gegnern und jagen von Tieren als Teil der erzählten Geschichte darstellt, rundet das wahrscheinlich beste (im konventionellen Sinne) Gameplay-Erlebnis diesen Jahres ab.

Dazu offenbart sich die erzählte Geschichte als brauchbare Origins-Story, die sich allein auf Lara konzentriert. Doch trotz vieler Kritik am Cast erfüllen die Charaktere im Spiel alle einen Zweck, um Lara zu der Überlebenskünstlerin zu formen, die sie am Ende des Spiels ist. Wie das Spiel die Entwicklung Laras beschreibt und dabei auch vor viel körperlicher Gewalt nicht halt macht, ist konsequent und mutig und damit neben dem Gameplay ein Höhepunkt dieses Spiels.

Walde meint zu…

Walde

Was ein Player… © Waldemar Witt (Senior)

Rayman Legends: Wie Max rechtens sagen würde, ist es schon etwas ungerecht Spiele wie “Rayman Legends” mit Blockbustern wie “GTA V” oder “The Last Of Us” zu vergleichen. Dennoch… “Rayman Legends” ist seit Jahren (wobei eigentlich seit “Rayman Origins”) eines des erfrischendsten und besten Comebacks eines Videospiel-Franchises seit…sonst wie lang. 

Auch wenn es sich nur durch vereinzelte Mechaniken von seinem Vorgänger “Rayman Origins” abhebt, ist und bleibt “Rayman Legends” fast schon 2D Platformer Perfektion. Gemischt mit Karies erzeugend süßen Kreaturen, kindlichem Cartoon Humor, einem klasse Soundtrack und herausragendem Leveldesign mit einem Schwierigkeitsgrad, der sogar für ältere Spieler herausfordernd jedoch nie unfair ist, ist “Rayman Legends” mit Abstand das qualitativ hochwertigste Produkt, dass Ubisoft seit geraumer Zeit veröffentlichte.

Jeder Spieler gesteht sich dies auch ein, jedoch stehen (unfairerweise) “Rayman Legends” Chancen einen der Awards zu holen relativ schlecht bei Betrachtung der Monster-Blockbuster Spiele mit vielfach höheren Budgets und Produktionsunterstützungen.

GTA V: Auch wenn Grand Theft Auto 5 sich vor allem durch seinen enormen Hype als offensichtlichster Sieger der großen „Game of the Year“ Kategorie erweist, ist dies jedoch in der Playstation 3 Kategorie nicht so sicher. “GTA V” ist ohne Zweifel ein hervorragendes Spiel, welches jedoch vor allem durch seine Position als technischer Meilenstein statt eines jeglichen anderen besticht. Es ist nach wie vor ein GTA Spiel und bleibt in diesem Sinne den Wurzeln des Franchises in Sachen Core-Gameplay und Mission-Design treu. Anstatt revolutionäre Mechaniken einzuführen zeigt sich am Ende, dass “Grand Theft Auto V” nicht wirklich die Welt der Videospiele auf den Kopf gestellt hat oder stellen wird, sondern sein eigenes Franchise einfach nur sehr intensiv vergrößert hat.

Schlussendlich bleibt GTA 5 ein exzellentes Spiel und bei weitem der Hingucker des Jahres 2013, jedoch wagt es sich qualitativ in Sachen Storytelling oder anderen Aspekten nicht zu weit vor. Allein wegen dem lächerlich großen „Buzz“, welchen das Spiel erzeugt hat wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit der große Sieger des Abends werden, jedoch eher nicht in der Kategorie “Best Playstation 3 Game”. Warum? Ganz einfach…

Via Flickr by naughty_dog

6947132253_14d51786a8Waldes Favorit: Der Backstein-Wurf-Simulator “The Last Of Us”

The Last Of Us: “The Last Of Us” ist das (meiner Meinung nach) qualitativ hochwertigste Spiel dieses Jahres neben dem Über-Monster “GTA V”. Vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass “The Last Of Us” ein (wenn nicht sogar DER) PS3-Exklusiv-Titel ist, bekräftigt die Vermutung, dass der Großteil der Votes gerade in der “Best Playstation 3 Game”-Kategorie an “The Last of Us” gehen werden. Auch wenn “The Last Of Us” ein gutes Stück davon entfernt ist jegliche bereits etablierten Konventionen in Sachen Third-Person-Shooter oder Stealth mit neuen Ideen über den Haufen zu werfen, ist es (ähnlich wie “Bioshock Infinite”) nicht direkt ein Spiel, welches durch sein Gameplay trumpfen will, sondern durch seine Story.

“The Last Of Us” behandelt seine Spieler zu Recht wie Erwachsene intelligente Menschen und geht auch davon aus, dass gerade diese das Spiel spielen. Die Story von “The Last Of Us” mag sich zwar auf bestimmte Weise dem „Zombie-Craze“ der heutigen Zeit unterordnen, jedoch ist nicht zu übersehen, dass es quasi wie ein Turm gerade durch seine außerordentlich (fast schon aggressiv) emotionale, erwachsene und intelligente Art des Storytellings aus der Masse aller anderen Releases dieses Jahres heraussticht.

Es ist ein Spiel, dessen Schwächen sich lediglich durch vereinzelte Nitpicks im Gameplay zeigen. Doch fielen diese (mir zumindest) sogut wie nie wirklich negativ auf und ertrinken schlussendlich sowieso komplett aufgrund des großartigen Pacings und Storytellings des Spiels. “The Last Of Us” ist nicht nur ein PS3 Exklusiv-Titel, sondern einer der Gründe warum Besitzer anderer Plattformen neidisch auf PS3-Besitzer sind und über einen Kauf von Sonys Konsole nachdenken. Ohne Zweifel wird es das “Best Playstation 3 Game” der diesjährigen VGX Awards. 

Tomb Raider: Uncharted-Girl-Edition alias “Tomb Raider” sieht sich durchaus in der Rolle des schwarzen Schafs innerhalb der nominierten Spiele. Auch wenn es durchaus sehr solides Gameplay besitzt und den ikonischen Charakter Lara Croft bedürftigerweise erfolgreich rebootet und für die heutige Gamer-Generation neu präsentiert, ist “Tomb Raider” ein gutes Spiel, welches jedoch etwas zu vorsichtig ist.

Fast schon etwas zu stark hält es sich an Konventionen – vor allem etabliert durch “Uncharted” – fest, wodurch es wenig WIRKLICH neues bietet, wobei jedoch nicht bezweifelt werden kann, dass das was “Tomb Raider” erreichen und sein will vollkommen erfüllt wird. Ein relativ düsteres, schmutziges, Third-Person-Shooter Action-Adventure. Nothing more, nothing less. Vor allem jedoch wegen des “nothing more”, wird sich Tomb Raider im Angesicht mit “GTA V” und “The Last Of Us” (als auch dem größeren Buzz und Fanbase der Konkurrenten) jedoch nicht durchsetzen können.