Es gibt Dinge, die machen eine*n einfach nur sprachlos. Sprachlos vor Wut, vor Unglauben oder vor Fassungslosigkeit. In diese Kategorie gehört ohne Zweifel die Fat-Shaming Week, eine Twitter- und Internetaktion, die von der maskulinistischen Seite Return of the Kings ins Leben gerufen wurde (Eine riesen Triggerwarnung für Leugnung von rape culture, sexuelle Gewalt, verachtende und sexistische Sprache auf der Seite, die ich nur einmal hier verlinke, da jeder Klick ein Klick zu viel ist). Das Ziel der Kampagne lässt sich ganz einfach beschreiben: Dicke Menschen (natürlich vor allem Frauen) sollen sich dafür schämen, dass sie zu dick sind und dies soll geschehen indem man sie durch Blogartikel oder Tweets darauf aufmerksam macht.
Bevor ich auf den inhaltlichen Aspekt eingehen will, ein großes: WHAT THE FUCK?!
In welcher Welt leben wir, dass sich Menschen hinstellen können und andere dazu aufrufen einer Gruppe bewusst zu schaden. In der Hass angestachelt wird und in der Leute Menschen aktiv emotional verletzen wollen. Wenn auch nur einer hier kommentieren will „Aber so ist das Internet eben – Trolls are trolls“: No fucking way.
Es ist mir herzlich egal, ob das Internet so ist. Diese Aktion (oder vergleichbare) sind derart menschenverachtend, dass mir die Spucke wegbleibt. Und genau deshalb dürfen wir solche Zustände nicht akzeptieren, genau deshalb ist es wichtig diesen Punkt immer und immer wieder zu wiederholen. Auf jeden Troll sollten tausende von Kommentaren kommen, die ihn*sie in die Schranken weisen. Scheiß auf Anonymität! Jedes Handeln hat Konsequenzen und emotionale Gewalt ist nicht zu unterschätzen. Sagt mensch nichts, dann stimmt mensch schweigend zu. Zivilcourage hört nicht in der analogen Welt auf. Sie gehört überall dahin, wo Menschen mit einander umgehen. PUNKT!
By Julien Haler via flickr
Und weil mir bestimmt gleich emotionales Verhalten und Radikalität vorgeworfen wird, hier ein gemäßigtes und nettes Bild meiner Meinung.
Über die inhaltliche Kritik könnte ich eine eigene Kolumne schreiben. Ich könnte schreiben, dass Körper unterschiedlich sind und nicht jede*r ‚einfach‘ dünn sein kann. Das Genetik und Stoffwechsel eine Rolle spielen und es leicht ist, diese Infos einfach auszublenden. Oder ich könnte das schon hundertmal hervorgebrachte Argument einwerfen, dass es doch egal ist, wie jemand aussieht. Jede*r sollte so leben und lieben können, wie er*sie will. Genauso sollte jede*r auch geliebt und akzeptiert werden, wie er*sie ist. Die Argumente sind zahlreich und werden von Feminist*innen seit Jahrzehnten hervorgebracht.
Mir geht es hier dezidiert um einen Punkt. Das Recht am eignen Körper. Denn bemerkenswert ist, dass sich die erwähnte Kampagne vor allem gegen Frauen richtet. Fat girls sind es mit denen die vorrangig männlichen User und Mitglieder von Return oft the Kings ein Problem haben (das spiegelt sich z.B. in so schrecklichen Artikel wie 5 Ways To Bully Fat Sluts On A Date wider).
Their self-hatred makes you pity them and their poor nutritional understanding makes you feel bad. Fat women are worse. You can see the look in their eyes, the dead look of a person long-past caring about themselves, motivated only by the fleeting, short-term thrills of bingeing on unhealthy foods. (aus 5 Reasons Fat People Are Evil)
Das Problem ist kein Einzelfall. Es lassen sich sehr starke Parallelen zur Abtreibungsdiskussion feststellen – Das Bedürfnis den weiblichen Körper zu regulieren.
Ich bin es satt. Woher kommt dieser Drang Frauen* zu sagen, wie sie sich zu verhalten und was sie mit ihrem Körper zu machen haben? Auch wenn es sich nicht absprechen lässt, dass der Druck des Schönheitswahns nicht nur Frauen* betrifft, ist es dennoch Fakt, dass die Mehrheit der Frauen* betroffen ist. Werbung, Filme, Serien, Talkshows, Zeitschriften – die Liste an Medien ist lang, die jeden Tag vorleben wie eine Frau zu sein hat: Schön, schlank und vorzugsweise weiß. Welchen Effekt das auf junge Mädchen hat, ist auch kein Geheimnis mehr.
Geht eine Frau in eine Castingshow wird mit fast hundertprozentiger Sicherheit ihr Aussehen kommentiert. Schönheit ist noch immer die Hauptkategorie an der Frauen* gemessen werden. Frauen*, die diesen Idealen nicht entsprechen, haben es nach wie vor schwer. Sind sie nicht nur ‚nicht schön‘, sondern auch noch ‚dick‘, wird es für sie noch schwerer sich zu behaupten (vor allem im Filmgeschäft). Auch ohne solchen Mist, wie der Fat-Shaming Week, ist dieser Druck präsent. Frauen brauchen diesen Dreck nicht, sie leben damit jeden Tag. Sie leben damit, dass sie ihr Essen nicht genießen, dass sie die richtige Kleidergröße tragen müssen, dass sie sich täglich wiegen, um ja nicht dick zu werden und, dass sie sich selbst nicht schön finden. Die Konsequenzen sind ebenfalls bekannt: Von fehlendem Selbstbewusstsein, bis hin zu Selbsthass und Magersucht ist alles vertreten.
Wie bereits angedeutet gliedert sich dieses ‚Einzelevent‘ in eine Struktur ein, die noch immer davon bestimmt ist, dass Frauen* vorgeschrieben wird, wie sie ihr Leben zu leben haben. Sie sollen brav, zurückhaltend und niedlich sein, schön aussehen und ja nicht auf den Gedanken kommen, dass sie ihren Körper selber bestimmen können. Bist du zu dick, dann bist du nur zu faul und selbst daran Schuld, wenn du keinen abbekommst.
Schöner als dieses Video kann ich es nicht auf den Punkt bringen.
Jede*r sollte sich empören über diese sogenannte Kampagne. Jede*r sollte aufschreien über solche niederträchtigen und verachtenden Äußerungen, die von einer privilegierten Gruppe über eine andere getätigt werden. Menschen für ihren Körper zu verurteilen ist NICHT OK! Wer das nicht empfindet, der*die hat größere Probleme als sein*ihr Gewicht, nämliche seine*ihre Menschlichkeit!
18/10/2013 at 19:31
Ich finde gut was du ansprichst, nur verstehe ich nicht, warum du (wieder) bei einem sol allgemeinen und beide Geschlechter betreffenden Thema die “Frauenbrille” aufsetzt. Die von dir aufgezählten Effekte sind doch bei Männern ebenso vorhanden; vom Pummelchen in der Schule, mit dem keiner spielen will, bis hin zum Arbeitnehmer, der von seinen weiblichen Kollegen permanent ignoriert wird und abends dann gut aussehende Männer in Werbung und Film bewundern darf.
Und ich verstehe Aussagen wie “Sie sollen brav, zurückhaltend und niedlich sein, schön aussehen ” nicht. Es mag stimmen, dass innerhalb bestimmter Milieus und sozialen Gruppierungen solche Ansichten tatsächlich vertreten werden, aber mal so alle Männer und Frauen über einen Kamm zu scherren – naja…
18/10/2013 at 23:46
Wow… ich setzte hier keine ‘Frauenbrille’ auf, ich betreibe eine feministische Analayse = Großer Unterschied.
Ich beschäftige mich hier mit diesem Thema aus zwei Gründen auf diese Art und Weise:
1. Da sich die Fat-Shaming Week vor allem gegen Frauen gerichtet hat und auch die Artikel auf der Seite vermehrt Frauen in den Blick nehmen, lege ich den Fokus auf diesen Schwerpunkt.
2. Natürlich haben es dicke Menschen egal welchen Geschlechts in unserer Gesellschaft schwer und ja auch Männer werden in den Medien immer mehr sexualisiert. Die gesellschaftliche Realität ist und bleibt aber, dass bei Frauen dieser Druck viel größer ist. Werfe einen Blick in Talkshows, Nachrichtensendungen, Filme, Serien usw. Männer* die nicht dem Schönheitsideal entsprechen sind sehr viel öfter vertreten als Frauen*. Der soziale Druck ist ein anderer (egal ob beim Gewicht oder beim Alter), dass habe ich z.B. auch schon hier besprochen: http://www.darangehtdieweltzugrunde.net/2012/07/15/they-know-that-i-know-that-they-know/
In diesem Kontext möchte ich außerdem drauf hinweisen, dass ich es ungünstig finde, bei einem Artikel, der sich aus genannten Gründen mit diesen Themen und Schwerpunkten beschäftigt, wieder mal ein zu werfen: Aber was ist mit den Männern*? Das ist ein typisches Muster unter feministischen Artikeln und nicht unbedingt angenehm. Der Schwerpunkt liegt auf der erwähnten Problematik und es wäre nett, wenn sich die Diskussion auch damit beschäftigen würde. Bitte lies dazu unsere Netiquette (http://www.darangehtdieweltzugrunde.net/was-soll-der-scheis/netiquette/)
Zu deinem letzten Punkt: Was willst du damit sagen? Ich gebe damit ein Stereotyp wieder, dass leider in unserer Medienlandschaft und Gesellschaft immer noch sehr präsent ist (siehe Links und die Darstellung und Inszenierungen von Frauen* in der Werbung). Natürlich ist das an dieser Stelle provozierend formuliert, aber nur weil sich nicht jede*r mit diesem Stereotyp identifizieren kann, heißt das nicht, dass er nicht existiert.
19/10/2013 at 01:16
Sehe ich eben in vieler Hinsicht als problematisch an. Ich für meinen Teil kann zumindest für mich sagen, nicht in fremde Köpfe schauen und ihre Gefühle lesen zu können, daher hege ich eine eher “skeptische” Positition hinsichtlich solcher Urteile wie “bei Frauen ist dieser Druck größer” – weißt du’s? Wir reden hier von subjektiven Erlebniswelten und da für andere Menschen sprechen können ist ein ziemlicher philosophischer Strudel… Der Verweis auf die Netiquette ist hierbei wenig zielführend, da man nicht Ursache und Wirkung vertauschen sollte, auch ist eine “Kritik” am starken Fokus auf Frauen durchaus sachlich; habe ja schließlich keinen Maskulinisten raushängen lassen ;).
Und wegen den Stereotypen: Klar, würde das ja niemals abstreiten. Mir geht es doch nur um die Formulierung. :) Das von mir angebrachte Zitat lässt eben den Eindruck entstehen, als sei DAS das Bild, welches ALLE Frauen zu erfüllen hätten. Meine ja nur, hier vielleicht ein wenig mehr differenzieren zu müssen. Es reicht ja schließlich, einfach mal etwaige Rollenbilder entlang der Sinus-Milieus zu differenzieren um zu wissen, dass solche Allgemeinplätzchen schwer aufrecht zu erhalten sind.
19/10/2013 at 16:10
Naja, ich spreche aber eine strukturelle Debatte an, für die Zahlen da sind. Das ich dabei nicht jede einzelne Person in den Blick nehmen kann ist ja verständlich. Ich hoffe sehr das sich nicht alle Frauen* (und auch Männer*) sich diesem Druck beugen, aber nur weil sich Personen davon befreien konnten, ist das kein Argument dafür das er nicht existiert.
Wenn hier aber Existenzialismus und Poststrukturalismus aufeinander prallen, dann sitzen wir wahrscheinlich noch in hundert Jahren hier ;).
Ich behandle hier aber keinen Allgemeinplatz und da liegt unser Problem. Das der weibliche Körper stärker sexualisiert, objektiviert und normiert wird, kann mensch nicht abstreiten. Jede*r, der*die sich mit diesem Thema (wissenschaftlich) befasst kann tausend Studien und Untersuchungen der unterschiedlichsten Disziplin nennen, die das feststellen. Und ja ich bediene mich hier sprachlich der binären Unterteilung der Geschlechter, dass dies andere Geschlechter ausblenden ist mir bewusst und geschah im Sinne der Vereinfachung um den im Artikel wiedergegeben Punkt zu machen. Aber abermals kann ich nur darauf hinweisen, dass es mir um ein strukturelles Problem geht, dass es erfordert über Gruppen zu sprechen
19/10/2013 at 22:40
Kann ich die Zahlen bitte mal sehen?
20/10/2013 at 13:29
Am offensichtlichen ist es einen Blick in die Werbung zu werfen:
http://thesocietypages.org/socimages/2012/07/02/sexual-objectification-part-1-what-is-it/
http://maedchenmannschaft.net/sowas-sexualisierte-bilder-verstaerken-sexismus/
http://www.filmsforaction.org/watch/the_codes_of_gender_2009/
http://www.uky.edu/~aubel2/eng104/paranoia/pdf/jacobsen.pdf
Killing us softly 1-4 (hier 4:
20/10/2013 at 14:08
Interessante Texte. Warte aber immer noch auf die Zahlen, aus denen hervorgeht, dass “der weibliche Körper stärker sexualisiert, objektiviert und normiert wird”. Aus der einen (von den tausenden) “”””Studie”””” (das Wort ist an dieser Stelle falsch) geht da zumindest nix hervor, zumal es sich um eine populärwissenschaftliche Abhandlung von einem Ernährungswissenschaftler und Gesundheitsaktivisten (!), der einen Doktor in Biologie hat, und einer absolut unbekannten Person handelt, bei der ich noch nicht einmal in Erfahrung bringen konnte, ob die überhaupt studiert hat. Habe mir dann doch mehr erhofft :(
20/10/2013 at 14:24
Interessant, dass du dich nur auf ein Beispiel konzentrierst. Schau dir vielleicht mal die Videos an, natürlich sind das nicht die Studientexte, allerdings beziehen sie sich auf die genannten Forschungen – Goffman sollte dir vielleicht ein Begriff sein, wenn du bekannte Namen willst. Wenn mensch die Fakten nicht sehen will, kann ich auch nichts dagegen tun. Anderes Beispiel aus Trier: http://www.amazon.de/Sch%C3%B6nheitsAnsichten-Geschlechterbilder-Werbeanzeigen-ihre-Bewertung/dp/3889274668.
20/10/2013 at 14:34
Also muss ich jetzt davon ausgehen, dass die Zahlen nicht existieren? OK, kann damit leben. :)
20/10/2013 at 14:42
Lieber Marcel,
wenn dir die Zahlen so wichtig sind, warum recherchierst du das dann nicht selber? Deinen Kommentaren entnehme ich, dass dir Studium als Qualifikation als sehr wichtig erscheint, kann ich dann davon ausgehen, dass du auch studierst/studiert hast? Wenn ja, solltest du wissen, dass der erste Schritt bei einem Aufsatz/Artikel, der dich interessiert, aber nicht alle Fragen beantwortet, die Recherche ist. Die Autorin, die sich hier schon sehr viel Zeit genommen hat, deine Fragen zu beantworten, ist keine Informationsbank. Selbst ist der Mensch und so.
Außerdem erwecken deine Kommentare auch eher den Eindruck, als ob dich hier sowieso nichts wirklich überzeugen könnte, wenn du schon die Existenz von strukturellen Problemen mit persönlichen Eindrücken negieren willst.
Ich fand die Beispiele, die die Autorin angeführt hat, sehr informativ und wenn das dich nicht zumindest ein bisschen zum Nachdenken bringen, dann gehörst du wohl doch zu der Gruppe von Menschen, die keinen Beitrag zu einem Problem einer spezifischen Gruppe lesen/hören/sehen könne ohne zu sagen, ja aber was ist denn mit den anderen?
Der Artikel geht über menschliche Abgründe generell, von Männer und von Frauen, und das einzige, was du anmerken kannst und nachbohren kannst, ist, dass die Autorin ihren Fokus stärker auf Frauen als auf Männer legt. Natürlich werden auch dickere Männer benachteiligt, aber wenn du nur einen Blick aud die Fatshamingweek geworfen hättest und die Seite, die sie aufgerufen hat, hättest du gesehen, wie sie sich dezidiert an Frauen richtet.
Ich verstehe, dass du als Mann dich auch für die männliche Seite des Problems interessierst. Aber ich finde, man muss auch verstehen, dass bei einem Thema, dass hauptsächlich Frauen betrifft, auch diese besprochen werden (wie dieser spezifischen Aktion, die ja auch zeigt, dass bei diesem Problem offensichtlich die Frauen im Fokus der Aufmerksamkeit stehen.)
25/10/2013 at 14:13
Gerade durch Zufall die Seite gesehen und wollte auch mal was dazu sagen. Also ich kann die Position von Marcel durchaus verstehen. Da ich Sozialwissenschaften studiere und auch zwei Module Gender Studies besucht habe, kenne ich mich auch ein wenig mit der Materie aus. Es gibt soweit ich weiß keine vergleichenende Untersuchungen und für das Seelenleben anderer zu sprechen ist mehr als schwierig. Die Forderung nach wissenschaftlichen Beweisen finde ich nachvollziehbar und würde auch mal gerne etwas sehen.
Gruß
Elisabeth
25/10/2013 at 15:00
Ich kann nur noch mal auf die Links, meinen anderen Artikel und die Verlinkungen im Text verweisen. Gerade die beiden Videos machen diesen Aspekt des gesellschaftlichen Drucks sehr deutlich, da sie soziologische Untersuchungen in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext setzten. Stichwort Magersucht und ähnliches. Natürlich ist es schwer ‘in die Köpfe der Menschen zu schauen’. Ein Bild der Situation lässt sich nur dann finden wenn interdisziplinäre Ansätze gewählt werden. Gerade beim Thema Werbung ist dort die Psychologie als zweite Disziplin spannend (weil sie eben erwähnte Krankheitsbilder mit einbezieht). Dieser Druck beschränkt sich nicht nur aufs Geschlecht, sondern ist auch beim Thema race präsent (white washing usw.). Besagte Links sind gute Ausgangspunkte das Thema zu vertiefen und weitere Recherche zu betreiben (wie eine Kommentatorin hier ja auch schon anmerkte).
25/10/2013 at 15:08
Ich habe mir die Links angeschaut. Nur wie Marcel bereits gesagt hatte, dient keiner als Beweis dafür, dass Frauen größeren Druck ausgesetzt wären. Aber gut, belassen wir es dabei :)
27/10/2013 at 11:57
Noch der kurze Hinweis: Es kann solche Studien auch “schlecht” geben, weil wir hier von “schwer” mess- und operationalisierbaren Konstrukten reden. Das ist, wie wenn man das Glück der Menschen in zwei Ländern messen möchte. Dabei handelt es sich um empirischen Harakiri.
27/10/2013 at 20:38
Lieber Marcel,
Du solltest vielleicht ein paar unterstützende Theorien, Befunde und Untersuchungen anführen, wenn du solche Behauptungen triffst.
Es ist sehr leicht sich hier zu positionieren und Anni stets aufzufordern, dass sie unumstößliche Beweise liefert, auch wenn sie bereits geschrieben hat, dass es sich um Tendenzen und Indizien handelt, die es weiter zu verfolgen gilt, da doch eine gewisse Anzahl an Menschen ähnliche Missstände ausmacht. Es soll eine Diskussion angestoßen werden und nicht die letzte Weisheit mit einem einzigen Blogartikel gefunden werden.
Nichts Anderes zu tun als die dargelegten Informationen in Frage zu stellen und selbst ohne die von anderen geforderten Belege zu arbeiten wirkt nach dieser Vielzahl von Kommentaren doch etwas eigenartig.
Ich möchte außerdem im Namen des Teams darauf hinweisen, dass die Kommentare sich mit dem Thema auseinandersetzen sollten. Da helfen Formulierungen wie “Ich für meinen Teil” leider wenig und fördern keine Diskussion um ein Thema, sondern letztlich nur noch um Personen, die für oder gegen die Inhalte des ursprünglichen Artikels sind.
03/11/2013 at 10:01
@ Max
Was Marcel dort aufführt, lernt man im ersten Semester, insofern man Sozialwissenschaften studiert. Ich empfinde die geäußerten Vorbehalte gegenüber der Position der Autorin daher mehr als nachvollziehbar. Zudem wurden nicht nur Tendenzen und Indizien angedeutet, sondern ziemlich harte Thesen in den Raum geworfen. Da diese empirisch haltlos sind, sehe ich es als eine Genugtuung an, wenn Kommentatoren darauf hinweisen. Ansonsten fällt am Ende noch der unwissende Leser darauf rein und glaubt selbst noch an so einen Mist. Und wer die Meinungsfreiheit fürchtet, sollte keinen öffentlichen Blog aufmachen.
Amen
03/11/2013 at 12:14
Ich finde es immer wieder interessant, dass so viele Menschen diesen Artikel – den du hier sehr diplomatisch als “Mist” beschreibst – als fest eingraviertes Gebot sehen.
Worauf mein Kommentar anspielen sollte, ist dass die Kritiker es bisher verpasst haben Studien vorzulegen, die das entgegengesetzte “beweisen” und dabei empirisch eine weiße Weste behalten. Allein aufgrund von fehlender Forschung gibt es leider nicht eine so breite Auswahl an Studien für Artikel wie diesen hier.
Deswegen wird auch darauf hingewiesen, dass hier eine Theorie, ein Denkansatz geführt wird, die ein Gedankenanstoß sein will und nicht – wie einige Individuen es lesen – ein direkter Angriff auf spezifische Personen sein soll.
Die “harten Thesen”, die in den Raum geworfen werden, sind Hinweise auf empirisch teils nicht sehr saubere Arbeit. Wenn hier tatsächlich ein paar ernstzunehmende Soziologen sind, wissen diese aber auch, dass viele gute Studien nicht immer auch gute Zahlen und Ergebnisse mit sich bringen. Da Anni nie behauptet hat, dass der vorliegende Artikel eine unumstößliche Wahrheit, sondern viel mehr Erfahrungen aus dem Alltag (und nicht nur ihrem Alltag) mit vorliegenden Arbeiten verbindet, um ein ihr wichtiges Thema darzulegen.
Zum Thema “Meinungsfreiheit” und “Zensur” kann ich leider nur arg den Kopf schütteln, da uns auf einem Blog angekreidet werden soll, was journalistisch, soziologisch und philosophisch Menschen vorgegeben ist (Stichwörter: Konstruktivismus und Gatekeeper).
Hinweise auf anzuzweifelnde Ergebnisse sind absolut gerechtfertigt, aber logisch inkonsequente Behauptungen und Forderungen nach Zahlen, die es nicht gibt, da es noch keine Studien gibt, wie sie u.a. (auf-)gestellt worden sind, halten wir für wenig produktiv.
Es ging in diesem Punkt um Zahlen dafür dass “der weibliche Körper stärker sexualisiert, objektiviert und normiert wird”, die Lesern “gefehlt” haben. Das heißt also, dass sich eine Frau keine Gedanken darüber machen darf, ob sie eher auf ihren Körper beschränkt wird als ein Mann, da es keine empirische Studie dazu gibt? Zudem wurde angekreidet, dass die Studien nicht von “bekannten” Autoren/Wissenschaftlern stammen.
Merke: Wenn es etwas noch nicht gibt, dann hat man auch keine Theorien dazu aufzustellen (Edison war wirklich ein Depp, dass er zig Wege gefunden hat die Glühbirne NICHT zu erfinden. Er hätte doch wissen müssen, dass all seine unbegründeten Theorien gar nicht funktionieren dürfen, weil noch niemand so weit war wie er. Ich muss die Ironie nicht erklären und NEIN, ich hebe Anni nicht auf eine Stufe mit Edison. Wer darauf versucht einzugehen, will wirklich nur noch trollen).
Merke zudem: Wenn du unbekannt bist, kannst du keine vernünftigen Texte schreiben und es wird angezweifelt, ob du überhaupt studiert hast.
DAS sind die ach so produktiven Kommentare, die uns nicht gefallen. Wenn Leser der Meinung sind, dass es Dinge nicht gibt, weil dazu noch nicht geforscht wurde, dann sollten sie ihr a) ihr Bild von Forschung überdenken und b) daran denken, dass unsere Texte keine allumfassenden Wahrheiten, sondern Theorien, Denkanstöße und Meinungen sind.
Über Meinungen kann man diskutieren, doch durch Empirik schlichtweg eine Meinung wie Annis mundtot zu machen hat nicht unbedingt etwas mit Meinungsfreiheit zu tun. Leider bekommen wir aus vielen Ecken überhaupt keine Diskussion und Meinungen zu den dargelegten Themen, sondern nur ein “Nö, mir fehlen die Zahlen. Alle Gedanken ohne Zahlen sind blöd!”
Das macht uns sehr traurig und wenn Anni sich dann Dinge durchlesen muss, die ihre persönliche Meinung, die sie – ich kann es nicht oft genug schreiben – NICHT als feststehenden Fakt, sondern als Erfahrungswert präsentiert und zur Diskussion stellt als “Mist” beschreiben und auf nicht-existente Zahlen reduzieren, dann finde ich unsere Reaktionen doch verständlich.
Wir würden sofort von euch auf die Nase bekommen, wenn wir einfach schreiben würden: “Dein Kommentar ist Mist und wenn du mir jetzt nicht unter Stunden von Arbeit Studien vorlegst, die meine Theorien widerlegen, dann lass es gleich!”
Die Zahlen, die Annis Thesen widerlegen fehlen genau wie solche, die sie endgültig beweisen. Und wenn es den Kritikern so wichtig ist, Annis Meinung als “falsche Wahrheit” zu bezeichnen und sich allein auf Zahlen statt Norme und Werte beziehen, dann sollten sie auch ihrerseits klare Zahlen und Studien vorlegen. Und wenn es diese nicht in diesem Umfang gibt, dann haben sie ja ein wissenschaftliches Thema, welchem sie sich annehmen können.
10/11/2013 at 21:16
Zu den Halb-Trollen hier kann ich nur sagen – educate yourself. Ein Blog präsentiert Meinungen und Denkanstöße und in diesem Artikel ist nie behauptet worden, dass er einem wissenschaftlichen Paper gleicht. Wenn Zahlen interessieren – Google doch selbst. Wenn Theorien und Studien interessieren – Google doch selbst! Ich frage mich immer und immer wieder, woher Kommentatoren und Kommentatorinnen den Glauben nehmen, dass Verfassende von Blogposts ihnen permanent irgendwas SCHULDIG sind an Zahlen, Studien und Belegen. Bildet euch doch selbst weiter, wenn euch hier schon Anregungen auf dem Silbertablett geboten werden!
12/11/2013 at 23:16
danke für dein engagement, anni!
ich finds schön, zu lesen, wie sich jemensch für andere einsetzt.
ich fände es absolut gerechtfertigt, wenn du keine kommentare von maskulist*inn*en/halb/ganztrollen freischalten würdest.
@marcel – deine konsumhaltung ist echt unterirdisch. machs doch selber.