Diese Woche schon einen Tag früher und von unserem Gastdozent Dr. game. Waldemar Witt verfasst, gibt es einen Blick auf eine sehr durchwachsene Präsentation der neuen “Xbox One”. Man merke sich bitte, dass Walde in erster Linie die Art der Präsentation bewertet und nicht allein die vorgestellten Ergebnisse. Wie wurde Gaming behandelt? Hat man aus den Fehlern Sonys PS4-Konferenz gelernt? Was für Titel wurden vorgestellt und warum zur Hölle heißt das Ding “One”?
Auf all diese Fragen gibt es Antworten, dazu Bilder zur neuen Konsole und einige der schönsten Videos der Xbox-Geschichte. Alles in unserem Blog. Alles in einem. Vorhang auf für eine Sonderausgabe von “Mehr Spieler One”!
DAS WAR GUT:
Keine Idee, sondern eine Konsole
Der wohl offensichtlichste Unterschied zwischen Microsofts Reveal und dem von Sony ist die Tatsache, dass die Xbox One Hardware offiziell „gezeigt“ wurde. Natürlich denkt man sich „Es ist doch egal wie die Konsole aussieht, solange sie was leisten kann!“. Auch wenn dieser Gedanke selbstverständlich richtig ist, verkauft sich ein Produkt auch durch sein Design (Apple-Syndrom). Microsoft hat aus den Fehlern Sonys gelernt und gemerkt wie wichtig es ist, den Kunden etwas Visuelles zu präsentieren, damit Gamer ihre Vorfreude auf das existierende Produkt fokussieren können und es tatsächlich „real“ wirkt und nicht wie eine Idee.
Klar, Sony hatte sich einfach bis zum Reveal der PS4 noch nicht für ein finales Design entschieden, trotzdem unterschätzte Sony diesen wichtigen Aspekt ihres PS4 Reveals wohl sehr. Microsoft trat nicht in dieses Fettnäpfchen und präsentierte stolz live das schwarze Dreiergespann: den neuen Controller, die neue Kinect Sensor-Bar und die Xbox One selbst.
“Da ist das Ding!”, by Xbox Germany
Kinect sucks…less
Ja, ja, wir wissen alle, dass Kinect quasi der Jar Jar Binks der Xbox ist, der wie ein Klassenclown versucht mehr Blicke der Massen auf sich zu reißen, indem er an den Casual Market appelliert. Doch die unzuverlässige Funktionalität und vor allem die Tatsache, dass Kinect bis heute über keinen definitiven System-Seller (Kinect-Seller) verfügt, stampfte es in den verhassten Abgrund.
Trotzdem lässt Microsoft nicht locker. Kinect ist immer noch da, und nun ein wichtiger Bestandteil der Xbox One… doch mit einem anderen Fokus: Statt diverse Spiele mit der dämlichen Tagline „Better with Kinect“ zu verunstalten, wird die Funktion der Kinect auf den Home Entertainment Aspekt gerichtet.
Menünavigation zählt bis dato zu einem der wenigen positiven und funktionierenden Features der Kinect und wurde auf dem Xbox One Reveal sehr detailliert zur Schau gestellt. Menünavigation funktioniert nun scheinbar flüssiger, intuitiver und besitzt mehr markante Einzelheiten die das Wohnzimmer noch mehr in eine Szene aus Minority Report verwandeln.
Hinzu kommt der Voice Control Aspekt des Kinect, welches nun als Fernbedienung für den Fernseher dient. Mithilfe der Xbox One wird die Stimme allein genutzt, um der Xbox One Befehle zu erteilen wie: Was läuft auf HBO? Welcher Basketballspieler hat in diesem Spiel die meisten Körbe? Wechsle zu Musik, Spiel, Radio, etc. Alles unter dem Motto „You and your TV are going to have a relationship.“ (…if you know what I mean ;D).
Die Kinect hat nun scheinbar ein zu Hause gefunden – als Fernbedienung des Xbox Interfaces. Solange es dort bleibt ist alles gut…doch wir wissen alle, dass sich die Kinect trotzdem immer wieder auch in der Next Gen in Games schleichen wird wie Fußpilz in eine Jungenumkleide.
Spielberg goes Halo
Der Reveal eines Next-Gen Halo ist ein No-Brainer. Jedoch wäre die Enthüllung eines Halo 5 so kurz vor der E3 strategisch sehr schlecht durchdacht, da die Asse einfach zu früh ausgespielt würden.
Als nun auf dem Xbox One Reveal das Halo Logo groß über der Bühne prangerte, dachte jeder er wüsste was kommt. Zur Überraschung aller wurde jedoch angekündigt, dass Hollywood-Schwergewicht Steven Spielberg persönlich eine Halo TV Serie produzieren würde. Nach der erfolgreichen Halo Mini-Series „Forward Unto Dawn“ ist eine solche Ankündigung ohne Bedenken eine freudige Neuigkeit. Vor allem aber, weil dadurch womöglich das Serienpotenzial diverser anderer Game-Franchises mehr in den Vordergrund gerückt wird (siehe „Mortal Kombat: Legacy“).
Schon seit geraumer Zeit setzt Microsoft auf Real-Life-Action-Trailer für Halo. Auf einen Film (oder eben eine Serie) warteten Fans bisher vergebens. Feiner Zug! (Hoffentlich ohne Mehrkosten…)
Gewinne Fans durch Exclusives
Sony und Nintendo hatten in Sachen Software Lineup schon immer die Nase vorne. Wovon ich spreche sind Exclusives. Spiele, die NUR auf einer ganz bestimmten Konsole spielbar sind. Dies sind System-Seller, denen es Microsoft schon immer mangelte. Sony ist sich der Wichtigkeit von Exclusives bewusst („Only on Playstation“) und kaufte schlichtweg der Konkurrenz die Studios weg (Naughty Dog, Sucker Punch, etc.).
Außer Halo, Gears of War und Forza hatte Microsoft Exklusives-technisch sehr wenig vorzubringen. Dies soll sich nun mit der Xbox One ändern: 15 Exclusive-Titel von denen 8 neue Franchises sind wurden angekündigt. Um welche neuen Franchises es sich handelt und ob diese was taugen wird wohl frühestens während der E3 gelüftet werden. Doch immerhin scheint Microsoft nun Willens zu sein ihr exklusives Lineup zu verstärken und sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen.
Ein „ehrliches“ Call of Duty-Team
Viele hassen es, viele lieben es. Doch Infinity Wards Ehrlichkeit und Selbstbewusstsein während der Präsentation von Call of Duty: Ghosts will gelobt sein. Die Entwickler CODs schienen eingesehen zu haben, dass es WIRKLICH mal an der Zeit wäre eine neue Engine zu benutzen (mit der ganzen verdienten Kohle müsste das ein Kinderspiel sein). Die neue Engine wurde sogar sehr selbstbewusst in einem Comparison Video mit der alten Modern Warfare 3 Engine verglichen, um so Hatern anscheinend das Flamingmaterial zu nehmen. Dass Call of Duty: Ghosts trotz der Next-Gen Engine aussieht wie ein 60FPS Battlefield 3.5 und das Gameplay immer noch aussieht wie ein Modern Warfare 4 ist dabei eher Nebensache.
Die Präsentation des Pseudo-Xbox-Exclusives Call of Duty: Ghosts ist wahrlich nichts sehr Großes, aber stach trotzdem in einer generell sehr schwachen Reveal-Konferenz positiv heraus. Vor allem, weil es das einzige Spiel war, welchem genug Präsentationszeit gegeben wurde, was uns zum spaßigen Teil dieses Blogs bringt…
Eine der kontroversesten, aber auch schönsten Werbungen für Konsolen der letzten Generation
DAS WAR SCHLECHT:
Home Entertainment ohne Games
Jede Konsole ist heutzutage ein „Home Entertainment System“. Jedes Unterhaltungsmedium des Wohnzimmers findet zumeist in der Konsole ihr Zentrum.
Mit der verbesserten Voice Control und Kinect Funktionalität brachte Microsoft all dies mit der Xbox One einen winzigen Schritt weiter…doch wo sind die Spiele?
Sage und Schreibe über die Hälfte der gesamten Konferenz (ca. 38 Min von 60 Min) verwendete Microsoft ausschließlich dafür, die Bedienung des Xbox One Interfaces vorzuführen und zu präsentieren. Das Wort „Games“ fiel zwar hin und wieder, aber der größte Fokus lag eindeutig auf der Bedienung des Heimfernsehers und des Webbrowsers mit der Xbox One. Oft fühlte es sich an, als ob Microsoft vergaß, dass sie hier eine Konsole verkaufen wollen (wobei die Konsole sowieso schon aussieht wie ein Receiver oder Blu-Ray Player).
Es ist ein absolutes No-Go, dass gerade Gamer bei einem Konsolen-Reveal den Kürzeren ziehen.
„Sport ist Mord“ oder „Partnerships, die niemand braucht“
Ich habe nichts gegen Sport und auch nicht gegen Sport-Games (ein bissel schon), aber das Thema „Sport“ durchzog sich durch die Konferenz wie eine Krankheit. Unsagbar viel Zeit wurde der Ankündigung diverser nutzloser Partnerschaften zwischen Microsoft und beispielsweise der NFL oder EA Sports gewidmet. Sportspiele mögen zwar eine große Fanbase haben, sind aber nicht gerade System-Seller, da es sich meist um Multiplattformtitel handelt.
Sogut wie kein Kunde wird durch eine „Partnerschaft“ zweier Firmen dazu verführt werden ein Produkt zu kaufen (außer es wäre eine Apple-Microsoft Fusion). Es ging mehr um fehlgeleitetes, langweiliges Marketing als um Games. Es waren endlos viele Werbespots über die NFL, NBA, EA Sports, welche die Warterei auf Gameplay von neuen Xbox Titeln in die Länge zogen.
Es war viel zu viel verschwendete Zeit, die für Besseres hätte verwendet werden können.
Hier das offizielle Bewerbungssschreiben eures neuen Herzblattes
Lasst doch einfach Taten sprechen!
Games bekamen ihren Platz in der zweiten Hälfte der Konferenz. Jedoch nicht in der Form wie erwartet. Sony setzte die Latte durch das PS4 Reveal erstaunlich hoch. Diverse exklusive Titel wurden angekündigt und live vorgeführt und gefühlt nur die wenigsten lediglich geteast (Anm. von Max: Final FUCKING Fantasy!). Alles in allem war es mehr als man einer bloßen Reveal Konferenz so kurz vor der E3 zugetraut hätte.
Xbox One wurde ein perfektes Muster gegeben, was es zeigen MUSSTE, um der Konkurrenz das Rampenlicht zu stehlen…doch Microsoft hat‘s verkackt!
Auch wenn quasi jeder Trailer damit angekündigt wurde, nun zu zeigen was die Xbox One grafisch leisten kann, handelte es sich IMMER um CG Trailer. Mit Ausnahme von COD: Ghosts war nicht ein bisschen klar zu definierendes Gameplay zu sehen.
Nicht nur, dass Games durch das Thema „Home Entertainment“ total in den Hintergrund gerückt worden sind, ist die Taktik nur Trailer zu zeigen und keine einzige Live Demo oder Gameplay marketingtechnischer Selbstmord (E3 hin oder her). Nichts von dem, was gezeigt wurde, gab dem Betrachter Ansatzweise das Gefühl, dass die Next-Gen in Gaming erreicht worden ist. Und auch, wenn vieles für die E3 aufgehoben worden ist, bleibt hier zu sagen, dass Sonys PS4 Reveal eindeutig mehr dafür tat, Kunden für sich zu gewinnen, sogar ohne die Hardware zu zeigen.
Es wurde seeeehr viel geredet und seeeehr wenig gezeigt. Ob hinter den Versprechungen und dem Gelaber etwas wahrlich Beeindruckendes steckt, bleibt leider immer noch abzuwarten.
Gamer spielten, wie bereits erwähnt, bei Microsofts Xbox One Reveal ganz klar die zweite Geige.
How Sony stole Microsoft’s thunder
Abgesehen von dem großen Fokus auf den Home Entertainment Aspekt, guckte sich die Xbox One einiges von der PS4 ab, was dazu führte, dass der gewollte „WOW“-Effekt schon lange von Sonys neuer Konsole gestohlen wurde. „You can instantly share your game videos!“ – kenn ich. „It has 8GB RAM!“ – wie die PS4. “You can store things in your cloud!” – kenn ich. „It has a Blu-Ray Drive.“ – hatte sogar die PS3 schon. Und so weiter…
Was ich hiermit sagen will ist NICHT, dass die Xbox One eine schlechte oder gar schwache Konsole ist, sondern dass die Wucht der System Specs und Fähigkeiten der Konsole nach der Ankündigung der PS4 keine große Innovation gegenüber der Konkurrenz mehr darstellt. Unterschiede zwischen beiden Konsolen verschwimmen immer mehr. Die Xbox One fühlt sich aber besonders nach dem geklauten Hype durch Sony umso mehr nicht wie ein sehr großer Schritt nach vorne an (jedenfalls NOCH nicht).
Die Frage beim Entscheiden, welche Konsole man kaufen will, ist jetzt eher, welche Exclusives mehr reizen und ob man vor dem Fernseher rumwedeln will oder nicht?
Nichts was die Xbox One versprach gab einem das Gefühl, dass die Next-Gen des Gamings beginnt. Sogar die leicht verbesserten Home Entertainment Aspekte könnten hierbei nur wenige Leute überzeugen, ihr Xbox 360 Home Entertainment System mit dem der Xbox One auszutauschen.
Woran man merkt, dass man nerdig wird? Ihr erkennt Hideo Kojima auf Anhieb!
Der Name „Xbox One“
Selbstverständlich sind der Name und das Design einer Konsole Geschmackssache. Jedoch muss ich wirklich sagen, dass von allen Namen aus der Gerüchteküche so gut wie ALLE besser waren als Xbox One (meine Meinung).
„It is Music, TV, Movies, Games all in ONE device!“ JA, ICH HABS KAPIERT! Aber ist euch denn nicht bewusst, dass Missverständnisse zwischen der Xbox One und der ersten Xbox nun quasi vorprogrammiert sind? Wieso dann nicht einfach XBOX FUSION?!?!
Ein Vorschlag für die Zukunft: Macht ein offizielles Voting auf der Microsoft Page mit von euch vorgeschlagenen Namen für die Konsole und nehmt dann einfach den, für den am meisten gevotet wurde und jeder ist glücklich TADA!…ihr Deppen!
Persönlich finde ich immer noch, dass die Xbox One aussieht wie ein Receiver oder ein Blu-Ray Player und weniger wie eine Konsole aber über darüber kann man nun wirklich nicht streiten (eigentlich schon).
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FAZIT
Zusammengefasst war das Xbox Reveal, vor allem im Vergleich zum PS4 Reveal, extrem schwach. Bedenke man, dass Sony Microsoft quasi ein Handbuch dafür gab, wie man eine zumindest solide Reveal Konferenz hält, ist es geradezu atemberaubend erschreckend wie viel Microsoft sich hat durch die Lappen gehen lassen bzw. vergeigt hat. Damit beziehe ich mich nicht auf die Xbox One selbst, sondern komplett auf die lächerliche Weise, wie Microsoft versucht ihr Xbox Marketing zu führen. Dass die Xbox One ein klasse Home Entertainment System ist, ist nicht zu bezweifeln. Allerdings ist es ebenso offensichtlich, dass Microsoft komplett vergaß, dass es eine SPIELEKONSOLE ankündigt. Wie kann es sein, dass es sich anfühlt als wäre der größte Konkurrent der Xbox One Apple und nicht Sony?
Keine live Demos, kein definitives Gameplay, sehr vage CG Trailer, ein exzessiver Fokus auf Sport und vor allem auf die „Relationship with your TV“ zeichnen die Reveal-Konferenz aus. Beachte man die Wichtigkeit dieses wichtigen Events, muss leider gesagt werden, dass Microsoft es verhunzt hat ihre zweifellos beachtliche und starke Konsole ins richtige Licht zu Rücken.
Zwar wurde versprochen, dass die richtigen Game-Reveals auf der E3 präsentiert werden, doch nach diesem außerordentlich schwachen Reveal und dem mangelnden Respekt gegenüber dem eigentlichen Kunden – dem Gamer(!) – ist Sony Microsoft mit der PS4 jetzt schon Meilenweit voraus.
Die Xbox One und die PS4 werden beide im selben Quartal dieses Jahres veröffentlicht. Es bedeutet, dass die E3 ein Schlachtfeld wird… und Microsoft hat sich soeben ins Bein geschossen.
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