Letzte Woche gab es eine kleine Einleitung, worum es bei Supermans/Kal-Els/Clark Kents Origin-Story (was ist eigentlich aus dem Wort Ursprung geworden?) eigentlich geht. Die Moses-Metapher hat nicht nur den jüdischen Pulitzerpreisträger Michael Chabon inspiriert, sondern stellt auch die Geburtsstunde des Comics dar. Diesen Sommer erwartet uns die x-te Fassung der Geschichte um den Waisen von Krypton.

Da kam mir ein interessanter Gedanke. Mir ist dabei bewusst, dass es Bedenken aus Richtung des Marketing, sowie auch inhaltlicher Natur geben kann. Denn ich wünschte, dass sie einen Supermanfilm ohne Superman bringen würden. Nennt das Ding doch einfach “(Last) Son Of Krypton” (so wird dann wohl eine der Fortsetzungen heißen, da lege ich mich jetzt einfach mal fest) und lasst einen gesamten Film auf Krypton spielen.

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Ein Supermanfilm mit ohne Superman! Das hätte mal Eier und ergäbe tatsächlich Sinn! By Walde; all rights belong to Warner and DC Comics.

Da haben wir schon mal einen profilierten Schauspieler wie Russell Crowe und dann wird der Untergang von Supermans Heimat wieder in einem Akt des Films abgefrühstückt. Stellt uns die Kryptonier genauer vor und lasst uns eine ordentliche Exposition genießen, auf welcher Superman auf der Erde aufbauen kann. Zwar darf man davon ausgehen, dass die Differenzen zwischen Antagonist General Zod (Michael Shannon) und Supermans Vater Jor-El (Russell Crowe) auch in Man of Steel gezeigt werden, doch hier ist durchaus genug Material für einen ganzen Film.

Allein um Supermans Eltern als mehr als nur eine Schablone für den Zuschauer zu gestalten und sie tatsächlich als eine Art relevantes Elternpaar neben Clarks Zieheltern zu präsentieren würde sich dieses Unterfangen in meinen Augen lohnen. In der Animated Series, die Ende der 90er ausgestrahlt wurde, erfährt Clark die Wahrheit in Form einer aufgenommenem Hologramm-Nachricht seiner Eltern. Im Normalfall ist die Mutter Lara z.B. lediglich schmückendes Beiwerk und nur dazu gut ihrem Vater, ein wichtiger Politiker Kryptons, gut zuzureden.

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Für viele ist die “Escape”-Achterbahn noch eine der gelungeneren Real-Umsetzungen in Sachen Superman. Via Wikicommons

Auch Jor-El bleibt gewissermaßen blass und erst in späteren Ausgaben und Staffeln, als die “Phantom Zone”, eine Dimension in welcher Schwerverbrecher gefangen gehalten werden, und die Machtgefüge der kryptonischen Politik genauer erläutert werden, fühlt sich Krypton lebendig an. Aus Trick 17 warum Superman dank der gelben Sonne der Erde Superkräfte hat, wird plötzlich ein ausgereifter Planet mit einem Volk, das sich in seinen Eigenheiten als berechtigter Teil des Universums und der Geschichte herausstellen.

Der erste Film könnte von der Entdeckung handeln, dass Kryptonier in Solarsystemen mit gelben Sonnen übermenschliche Kräfte erhalten und problemlos die dort lebenden Rassen versklaven könnten, um dort wie Götter zu leben und zu regieren. Der moralische Konflikt um die Gott gleiche Kraft auf fremden Welten und dass die Kryptonier die Pflicht haben, sich diesem Verlangen zu widersetzen. Bis dahin fortgeschrittene Forschungen sollten sich natürlich auf die Erde beziehen, um Jar-Els vorprogrammierte Fluchtkapsel für seinen Sohn glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Dass sich einige Jahre nachdem Jor-El und Lara (Kal-Els leibliche Mutter) das Konzil Kryptons dazu bewegen konnten von einem intergalaktischen Feldzug abzusehen herausstellt, dass Krypton ein sterbender Planet zu sein scheint und dem Untergang geweiht ist, würde den Eltern eine höhere Dramatik zuweisen.

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Nein, er trägt keinen Minirock: Obermufti Darkseid. Via comics.org

Keine Sorge! Ich denke natürlich an Hollywood und es wird sich für den Zuschauer herausstellen oder zumindest angedeutet werden, dass Krypton keineswegs auf “natürlichem” Wege zu einem Ende fand. Dieser Kniff ist für die Sequelitis des Comic-Kinos natürlich notwendig und kann so wenigstens für das Foreshadowing des Obermuftis der Man-of-Steel-Reihe (wahrscheinlich Darkseid) genutzt werden.

Natürlich bin ich mir bewusst, dass dieser Film damit streng genommen kein Superman-Film ist, als viel mehr ein Film im Superman-Universum. Es ist eine Entstehungsgeschichte, die dem Charakter schon ein Erbe mitgibt, bevor er selbst eingreift. Ich finde diese Idee unglaublich spannend, wenn ich daran denke, dass inzwischen jeder, der ein ernsthaftes Interesse an dem Film hat die Entstehungsgeschichte Supermans sowieso schon in ihren Grundzügen kennt.

So hätten wir also endlich ein stabiles Gerüst für den Mann aus Stahl und müssten uns nicht schon im zweiten Film bei all den generischen Actionszenen langweilen, weil wir Supermans “Kampfstil” und Fähigkeiten bereits aus dem ersten Teil zur Genüge kennen. Der übliche Fortsetzungseffekt, dass man kaum noch überrascht ist, wird also nicht einsetzen, was auch daran liegt, dass der zweite Film sich viel mit Clarks Werdegang auseinandersetzen kann, bis er tatsächlich das ist, was wir als Superman kennen.

lobo1Der feuchte Traum vieler Metaler, die auch Comic-Nerds sind: Lobo! Via comics.org

Der Selbstfindungstrip darf zusammen mit Clarks Kindheit gerne einen halben Film einnehmen, bis Clark endlich der Superman ist, der Metropolis zum Mittelpunkt des Universums macht. Nur um all den “The Dark Knight”-Fans gerecht zu werden präsentieren wir im zweiten Teil deswegen auch einen scheinbar losgelösten Antagonisten (Lobo, Fraggers!), dessen Verbindungen zu Darkseid und dessen Plänen natürlich erst im finalen Kapitel der Trilogie aufzeigen.

So kann und darf man Superman gerne machen und bevor mich jemand falsch versteht: Ich freue mich gewissermaßen auf “Man of Steel”. Ich werde viele gute Aspekte ausmachen und der Film hat nicht eine allzu große Hürde vor sich, um den Platz als beste Realverfilmung Supermans zu gelten. Anstatt sich aber an der Mutter (oder vielmehr dem Vater) der Comicfiguren zu versuchen, um die Erzählweise in Comicverfilmungen auf ein neues Level zu heben, wird es wohl auf leicht verdauliche, wenn auch bestimmt gut gemachte Unterhaltungskost hinauslaufen.