“Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!”, lautet eine der wohl bekanntesten Videospielzitate seit nunmehr über 20 Jahren. Seit der tollpatschige Held der Monkey-Island-Reihe von LucasArts Guybrush Threepwood das Licht der Welt erblickt hat, hat sich einiges in der Videospielbranche getan. Die Entwickler einiger sehr guter Star-Wars-Titel ( zum Beispiel Star Wars: X-Wing und TIE Fighter und das Bock schwere Super Star Wars für den SNES) und der bis heute unvergessenen Indiana-Jones-Spiele haben jetzt allerdings den Lizenzentzug verdauen müssen.

6593391301_6728057575Guybrush Threepwood: Pirat und Krawattenmodel. By elSantuario.es

Eigentlich ist es sogar genau umgekehrt. Die Lizenz ist alles, was ihnen geblieben ist. Selber entwickeln darf man allerdings nicht mehr. Die Videospielgemeinde ist teilweise entsetzt, doch ich für meinen Teil muss ganz ehrlich sagen, dass ich den Schritt seitens Disney verstehen kann. Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Disney hat letztes Jahr LucasArts aufgekauft und damit in erster Linie alle Rechte an Star-Wars-Produkten.

Die Konsequenz daraus sind nicht nur die angekündigten Neu-Filme unter des Machtregimes eines gewissen J. J. Abrams, sondern auch Umstrukturierungen auf dem Videospielmarkt. Disney hat das Entwicklerstudio von LucasArts zugemacht. Und ich mit meinen 23 Lenzen muss feststellen, dass der Nostalgiefaktor bei mir nicht so hoch angesetzt ist, wie wohl bei anderen.

Ich verstehe den Schritt seitens Disney absolut. Natürlich ist es nie schön, wenn ein Studio geschlossen wird. Das heißt verlorene Arbeitsplätze und Unsicherheit in der nahen Zukunft für viele Menschen. Doch was hat LucasArts in den letzten zehn Jahren geschaffen? Die immer gleichen Ego-/Third-Person-Shooter und Flugsimulatoren flackerten über die Bildschirme und technisch überarbeitete  Versionen der Monkey-Island-Klassiker gab es zu bewundern. Innovation sieht anders aus.


“It’s nostalgia-sad…” – Anthony Carboni. Recht hat er!

Es ist das gefährliche Mittelmaß, in welchem sich Star Wars spätestens seit Ende der neuen Film-Trilogie (die mit Jar Jar Binks) regelmäßig wiederfindet, das auch im Videospielbereich eingezogen ist. Wir reden hier von Star Wars. Jedes Kind sollte wissen, was ein Lichtschwert ist und warum es verdammt cool ist. Das letzte Lichtschwert-Abenteuer war der erklärte Spielbarkeitsbankrott “Star Wars Kinect”. “Fühl auch du dich wie jemand, der mit einer unsichtbaren Zeitung nach Fliegen schlägt”, was für ein einzigartig… SCHLECHTES Spielerlebnis!

Für Fans der Sci-Fi-Reihe kann der Schritt der externen Entwicklung eigentlich nur Gutes bedeuten. Andere Studios hätten ein “Star Wars: The Force Unleashed” vielleicht nicht zur repetitiven Knopfübung ohne eigene Akzente werden lassen. LucasArts hat sich zu viele Schnitzer erlaubt, als dass man noch ernsthaft weitere Star-Wars-Hits erwarten dürfte. Und auch die Titel frei von Lizenzen wie “Fracture” haben bewiesen, dass LucasArts weiterhin mit dem Wort Mittelmaß verbunden werden sollte.

 
Vorerst auf Eis gelegt: Star Wars 1313 (Gäb’ ja eh keine Laserschwerter…)

Überhaupt sollte einem auch bewusst sein, wie viele der Spiele der letzten Jahre (wie eben “Fracture” und auch viele der Star-Wars-Titel) überhaupt nicht von LucasArts entwickelt wurden. Anstattdessen war man sowieso nur der Lizenzverteiler und selbst das brachte nur überschaubare Erfolge ein. Johannes würde an dieser Stelle wahrscheinlich einwerfen, dass Star Wars sowieso schon lange nur noch ein künstlich am Leben gehaltener Komapatient ist. Und langsam bin ich nicht mehr sicher, ob ich widersprechen soll.

Für LucasArts gilt aus meiner Sicht eben nahezu das Gleiche. Spiele wie “Maniac Mansion”, “Zak McKracken” und die Anfänge der Monkey-Island-Reihe, sowie der Indiana-Jones-Titel werden vielen Spielern auch heute noch auf ihre Art Freude bereiten. Den Schritt ins neue Jahrtausend haben LucasArts allerdings nie getan und teilen damit das Schicksal, was man seit Jahren der japanischen Spielbranche vorwirft. Sie sind ein Anachronismus in der heutigen Spielewelt geworden.