Liebe Genossinnen und Genossen,

Ich habe eine Schwäche für Männerstimmen und das ist auch gut so. Immer wieder sehe ich mir meine inzwischen stattliche Musiksammlung an und was mir im Laufe der Jahre (inzwischen kann ich ja schon sagen: des Jahrzehnts!) am besten gefallen hat. Dabei fällt mir auf, dass es sich fast immer um Bands mit männlichen Sängern oder eben männliche Interpreten handelt.

Natürlich habe ich höchsten Respekt vor einer Kate Bush und Marlene Dietrich ist für ihren Koffer in Ber-lin meine ganz persönliche Volksheldin. ich weiß nicht, ob es das Timbre der männlichen Stimme ist oder dass Männer noch nicht so sehr auf den “perfekten” Gesang getrimmt werden, wie es bei Frauen den An-schein hat. Nicht, dass diese Entwicklung nicht auch bei Männern Einzug hält und uns so großartige “Dinge” wie Justin Bieber beschert hat.

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Kleidungstechnisch mochte ich schon immer beide Geschlechter! By Center for Jewish History, NYC

Ohne mich zu sehr in meinen Hörvorzügen zu verbeißen möchte ich meine beiden Tipps der Woche vor-stellen. Dabei handelt es sich nämlich um zwei Männer, die auf Solopfaden wandern und dies in diesem Jahr so reif tun, wie nie zuvor. Über solche Aussagen lässt sich natürlich immer streiten, aber wäre euch ein Text lieber, in welchem ich gar keine Aussagen treffe?

Bei besagten Herren handelt es sich einmal um das Multikulti-Kind Jack Savoretti und Thos Henley, die beide noch unter dem Radar der Massen agieren. Besonders der englische Italiener aus der Schweiz Sa-voretti hatte das “Glück”, dass sein 2009 erschienenes “Harder Than Easy” nur schlappe 3 Jahre brauch-te, um auch im Nachbarland Deutschland veröffentlicht zu werden.


Und hübsch ist er auch noch! <3

Das 2012 veröffentlichte “Before The Storm” musste deswegen auch nur ein knappes Jährchen auf das Go aus deutschen Landen warten. Das ist durchaus erfreulich, da Savoretti den Großteil der Pop-Peinlich-keiten jetziger Tage umgeht und in Tracks wie “For The Last Time” noch echte Gefühlsfeuerwerke ab-brennt. Kalte Kunst muss also keiner befürchten und radiotauglich ist Savorettis sowieso fast durchgäng-ig. So dürfen auch wir uns endlich über die tolle Single “Take Me Home” freuen.

Thos Henley hingegen kannte ich schon als schlampiges Genie. Der noch junge Mann aus England hat mit seinem letzten Album “A Collection Of Early Recordings” nämlich alte Titel ausgegraben, denen es groß-teils an Feinschliff und Konstanz fehlte. Das Ergebnis war okay, doch Musikliebhaber hat es geschmerzt, wie freigiebig Henley sein Potenzial verfeuerte, ohne es richtig zu nutzen (aber was ist in der Kunst schon richtig?).

Auf “In Hearing Taste” ist alles wieder gut. Freude, Friede und Bananen-Pfannkuchen sind angesagt, wenn nach der Klangmasturbation “The Woods” (haha, get it?) eine knappe Dreiviertelstunde abwechs-lungsreicher Singer/Songwriter-Musik folgt. Von großen Gefühlen (“Tragically”) und Motown-Tributen (“You’re Not Atlas”) gibt es alles, was Gänsehaut schafft oder tiefste Entspannung auslöst (“Love’s Co-medy”).


Auf “In Hearing Taste” gibt es mehr als nur Schwarz und Weiß

Jack Savorettis “Before The Storm” ist bereits erhältlich. Auf Thos Henleys “In Hearing Taste” gilt es noch bis Freitag zu warten, doch Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Hört euch an den Hörproben wund, wenn euch gefällt, was diese beiden Interpreten so auf die Beine gestellt haben. Für mich ist eine gute Prise Emotionalität genau das richtige, wenn das Wetter meint, uns unbedingt den zweiten Winter schicken zu müssen. Das hat man davon, wenn man sich auf die neue Staffel Game Of Thrones freut.