Wer glaubt, dass wir Gamer aller Geschlechter ein lustiges Hobby ohne politische Ränkespiele und Skandale verfolgen, der sollte das nächste Mal in Erwägung ziehen nicht einfach etwas zu sagen, nur weil man sowieso gerade Luft holen muss. Wir Spieler wünschen uns die ganzen Hollywoodskandale, wenn wir sie gegen die Finanzpolitikdebatten unserer Lieblingsfreizeitbeschäftigung eintauschen könnten.

Politik ist das richtige Stichwort, denn ähnlich unfassbar sind einige Aussagen aus Führungsetagen diverser Developer und Publisher. Bis vor einigen Tagen hätte ich noch gedacht, dass John Calhoun auch den Februar ungeschlagen übersteht. Der gute Mann von Visceral Games, die unlängst die Dead-Space-Reihe mit Teil 3 mehr oder weniger beerdigt haben (dies ist eine ziemlich geschlossene Meinung in unserer Redaktion), verkündete Ende Januar die nächste große Games-Weisheit.

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Demo 2010
Nope, nicht die Demos, die ich im Sinn hatte

Dead Space 3 setzt auf Mikrotransaktionen. DLCs aller Art, die euch am Ende nochmal an die 40 bis 50€ auf den (digitalen) Tisch packen lassen. Hurra! Die Begründung dafür sind Mobile Gamer. Damit meinen wir nicht suizidale Fahrradfahrer, die unbedingt noch Prinzessin Daisy auf dem Weg zur Uni retten wollen. Es geht um Smartphone- und Handyspieler. Die Deppen sind nämlich daran schuld, dass es so viele, kleine DLCs gibt.

Wenn jetzt jemand fragt warum, wird er sich direkt im Anschluss dafür hassen. Smartphonespieler “brauchen es jetzt, wollen es jetzt”, womit er meint, dass alles sofort herunterladbar sein sollte. Das mag stimmen und erinnert an Spiele wie “Diablo III”, die den Echtgeldeinsatz fördern. Aber hinter dieser Aussage stand letztendlich nur die unverblümte Aussage, dass Smartphonespieler so ungeduldig und letztendlich auch dumm sein sollen, dass sie das Geld nur so regnen lassen.

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Tape Wallpaper
Wir nähern uns an – aber: Nein!

Es ist eine Option, die Spieler angeln möchte, die sich Vorteile erkaufen möchten. Clever und geschäftsmännisch, mögen die einen meinen, aber bei 60€ Grundpreis ein schritt der alles Andere als benutzerfreundlich ist. Noch besser hat es dann aber Jesse Schell gemacht. Der Industrie-Analyst hat sich auf der DICE 2013 eine hübsche Grafik präsentiert, die “beweisen sollte”, dass Spiele mit spielbaren Vorab-Demos bis zu 50% niedrigere Verkaufszahlen aufweisen.

Es ist okay diese Feststellung darzustellen. Dass der Schluss daraus ist: “Wenn es keine Demo gibt, dann müssen die Leute es kaufen” ist aber beim Medium Videospiel schlichtweg eine weitere Missachtung einer doch sehr treuen Spielergemeinde. Nicht mit einem Wort wird in Betracht gezogen, dass die Qualität der Demos schlichtweg minderwertig ist, wenn die Verkaufszahlen abnehmen. Warum wird niemand angehalten, bessere Demos auf den Markt zu bringen. Anstatt dessen heißt es: “Guck mal, so sparen wir weitere kosten. Genial!”

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nerdshock_ninokuni_we_004
Ni no Kuni hat nicht nur tolles Bonusmaterial (Wizard Edition), sondern
auch eine nette Demo spendiert bekommen. DAVON red’ ich!

Wir hatten erst jüngst ein Positivbeispiel mit der DmC-Demo, die vielen Kritikern gerecht werden konnte. Und viel Aufwand war da übrigens nicht dabei, um zwei bereits bestehende Level zugänglich zu machen. Aber egal. In der heutigen Zeit sollte ein Developer in der Lage sein, eine vernünftige Demo liefern zu können. Die Ausreden dafür schaffen aber gerade wir Spieler. Die Sorte von Spieler, die bloß nicht gespoilert werden oder das Spiel sowieso unbedingt gleich haben will (und damit ins Lemming-Schema unserer Visceral-Freunde fällt).

Wie könnt ihr es verantworten unter Umständen Mogelpackungen für 60 bis 70€ (Standard-Konsolen-Preis) zu kaufen, wenn ihr das wichtigste nicht wisst. Wie es sich anfühlt das Spiel zu spielen. Natürlich wird es da auch Mogel-demos geben, die euch etwas Besseres vortäuschen, aber solche Entwickler stellen sich im Internetzeitalter selbst ein Bein und entwickeln mit einem Kainsmal weiter. Demos sind unser gutes Recht, wenn wir unser Geld investieren sollen. Traurig ist nur, dass wir wohl kaum ein Mitspracherecht erhalten werden und Demos weiterhin Indie-Games segnen und AAA-Titel verfluchen. Scheinbar…