Karl der Große war eine der wichtigsten Figuren des Frühmittelalters und deshalb ein ziemlicher Bad Ass Motherfucker (BAMF). Nicht nur gründete er eines der damals größten Reiche – das Frankenreich – sondern knüpfte auch Kontakte in den Nahen Osten zu den damals noch immer expandierenden islamischen Reichen. Er lebte verdammt lange, schwängerte so viele Frauen, dass fast der gesamte deutsche Adel (egal ob Hoch- oder Niederadel) seinen Stammbaum auf Karl zurückführen kann und rettete mir durch ein Referat mein „Befriedigend“ für das Latinum. Zudem führte er fast ständig Krieg, allen voran gegen den germanischen Volksstamm der Sachsen. Unter dem Namen „Sachsenkriege“ sind diese Auseinandersetzungen in die Geschichte eingegangen. Einen blutigen Höhepunkt erreichte Karls Vorgehen gegen die damals “heidnischen” Sachsen im Jahr 782, als ungefähr 4 500 Sachsen wahrscheinlich enthauptet wurden, als Strafe für ihren Aufstand gegen den Frankenkaiser. Karls Haus- und Hoflehrer Alkuin betrachtete diese Tat als Frevel und war der Meinung, das Christentum (denn es ging nicht nur um territorialen Gewinn sondern auch um die Missionierung der „Heiden“) solle besser durch Taten als durch das Schwert verbreitet werden.
Dabei war das Christentum immer darum bemüht, die Missionierung besonders leicht zu gestalten. Um sich zur dieser Religion zu bekennen reicht ja, je nach Glaubensrichtung, schon die Taufe aus, um die eigene Seele zu erretten. Und auch Feiertage orientieren sich an bereits etablierten Traditionen und Bräuchen. So fiel es den Germanen nicht schwer, ihr Wintersonnenwendenfest mit der Geburt von Jesus gleichzusetzen, was bereits seit dem vierten nachchristlichen Jahrhundert von Rom aus gepredigt wurde. Von dort aus geht nämlich die Annahme, Jesus von Nazareth sei am 25. Dezember in Bethlehem geboren wurden, obwohl sein Geburtsdatum kein Schwein kannte. Es ist wahrscheinlich, dass der römische Bischof den 25. Dezember als Datum auserkor, um den ohnehin schon bestehenden Festtag für Sol Invictus mit dem von Jesus gleichzusetzen und somit die Bekehrung auch für Skeptikerinnen und Skeptiker leichter zu gestalten. Und so entstand dann das, was wir heute als Weihnachten feiern.
Dieses Fest hat also eine über 1 700 jährige Geschichte, aber ist eigentlich noch viel älter, denn es ist davon auszugehen, dass alle höheren historischen Kulturen über die Wintersonnenwende und damit dem Beginn des harten Winters Bescheid wussten und dieses Datum entsprechend nutzten, um zu ihren jeweiligen Gottheiten beteten, sie mögen von Hunger und Krankheit verschont bleiben (zumindest in klimatischen Bedingungen, wo dies nötig war). Wir aber heute haben diese Furcht natürlich nicht mehr und können uns deshalb ganz im Konsumrausch ergehen, dem wir jedes Jahr um diese Zeit ausgesetzt sind. Weihnachtsmärkte bilden dabei den Kulminationspunkt der Widersinnigkeit dieses Festes. Im Spätmittelalter etabliert, um die Bevölkerung vor allem großer Städte vor Beginn des Winter mit den nötigen Nahrungsmitteln auszustatten, haben Weihnachtsmärkte heute den Zweck, die Bevölkerung ganz Deutschlands vor Beginn der Feiertage mit dem unnötigsten Scheiß auszustatten, den das Portemonnaie und ein gegen schlechten Glühwein und altem Frittierfett gefeiter Magen aushalten können. Ich hasse Weihnachtsmärkte.
Die angebotenen Non-Food-Artikel auf diesen Weihnachtsmärkten schwanken allesamt irgendwo zwischen „ganz hübsch anzusehen“ bist zu „an Idiotie grenzender Unbrauchbarkeit“. Und das einzig gute am Essen auf Weihnachtsmärkten sind die Crêpes, alles andere ist meist bis zur Unkenntlichkeit frittiertes Einerlei aus Stärke und Fett oder eben die Allerweltsernährungslösung: Bratwurst. Der Glühwein ist zwar „schön warm“, dafür aber so eklig, dass sich die Trauben lieber selbst ausgepresst hätten als zu besagtem Glühwein verarbeitet zu werden. Und an allem ist Zimt dran! Immerhin, es schaffen bisweilen auch exotische Süßwaren den Weg in auf deutsche Weihnachtsmärkte, was ein wenig zur Abwechslung beiträgt und im besten Fall die interkulturelle Kommunikation stärkt. Trotzdem, Weihnachtsmärkte werden heute aus zwei einfachen Gründen abgehalten:
- Die Ankurbelung des deutschen Einzelhandels durch den Absatz von Tand und Trödel
- Die Unterstützung der Diätindustrie durch eine schleichende Überfettung der angebotenen „Nahrungsmittel“
Nicht zuletzt verstopfen diese Scheißmärkte die gesamte Trierer Innenstadt, so dass vor allem am Wochenende, wo man ohnehin schon vor lauter Überfüllung fast misanthropisch werden könnte, fast kein Durchkommen mehr ist. Fast fühlt man sich dann genötigt, mit einer Kettensäge kreischend über den Hauptmarkt zu laufen, damit man wenigsten ein bisschen Luft zum Atmen hat.
Was ist mit Weihnachten als dem Fest der Gemeinsamkeit, des familiären Zusammenseins und der reflexiven Besinnung geworden? Warum geht es nicht mehr um Ruhe, Frieden und die universale Botschaft der Nächstenliebe? Weil der ganze Kram nichts verkauft! Deshalb sollen wir alle bitteschön für Umsatz sorgen! Damit Steuern kassiert und Arbeitsplätze geschafft werden können! Eigentlich ist es deswegen der größte Hohn, dass ein Fest wie Weihnachten, dass wie kein anderes dazu aufrief, sich mehr umeinander und nicht um Dinge zu kümmern, zu so einer Konsumschlacht verkommen ist.
Im Übrigen blieb auch Karl der Große nicht vom Weihnachtsmarktterror verschont. Seine Lieblingsstadt Aachen, wo Karl auch begraben liegt, ist bekannt für ihren großen Weihnachtsmarkt, der einer der größten der Region ist. Warum kann nicht ein Zombie-Karl der Große auferstehen und mit einer Kettensäge Menschen Angst einjagen? Das wäre doch so richtig BAMF!
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