Es ist viel passiert in der letzten Woche. Deutschland ist nicht Europameister und hat auch nicht gegen den neuen (alten, neuen… was auch immer) Europameister Spanien verloren. Es ist gut jetzt. Es ist vorbei. Kein Grund Trübsal zu blasen oder sich an allem was italienisch scheint auszulassen. Tröstet es euch, wenn in der aktuellen Ausgabe des neuen Tons weder Spanier noch Italiener dabei sind? Ist das geschriebener Buchstabenbalsam auf eure Wunden? Super, dann mal los.

Oh! Und bevor ich es vergesse: Zwar (noch) kein neues Album aber ein neuer Output meiner Lieblings-Fernost-Band ist diese Woche der geheime Ton, bevor wir zum guten Ton kommen. Hört doch mal rein und lasst die olle Sprachbarriere im Vorurteilsbaukasten.

Die Auswahl fällt nicht immer leicht

(Quelle: http://www.flickr.com)

Der gute Ton

Im Namen Gallagher schwingt spätestens seit der Kultband Oasis immer ein Stück Wahnsinn mit. Zwar hat der mehr grunzende als singende Metaler John Gallagher außer seinem Namen nichts mit den extrovertierten Brüdern der Brit-Pop-Band gemein, aber Wahnsinn darf man dem Frontmann der Band mit dem luftig fröhlichen Namen Dying Fetus ebenfalls zuschreiben.

Blut, Gewalt und ganz viele böse Worte sind bei dieser Death Metal Band Programm. Wer jetzt schon abschalten will, der ist herzlich eingeladen, den guten Ton diese Woche zu überspringen. Aber akzeptiert es einfach, wenn eine Death Metal Band für ihr Genre richtig gute Musik abliefert.

Hochgeschwindigkeitsrhythmen und eine ordentliche Portion Groove bringen die Band nach elektronischen Spielereien zurück dahin, wo die meisten Bands sie haben wollen. Eine dreckige Metal-Band, die mit selbst gemachter Präzision Computer generierten Beats höflich den Finger zeigt und den Spaß am Musizieren in den Vordergrund stellt.

Von Midtempo bis zu aggressiven Berserkerbeats ist alles dabei, was die aufkochende Metal-Seele verlangt. Vorsicht: Das ist kein Stoff für Einsteiger und Zimperliche. Dying Fetus klatschen alles an die Wand und wer nicht genau diese Härte steht, die einen wiederholt nach Luft schnappen lässt, lässt lieber die Finger von dieser Ware.

Ansonsten gratuliert man weiterhin dem Metal-Genre, das nach Aborted, Asphyx, Cannibal Corpse und einigen weiteren Band auch Dying Fetus dazu gratulieren darf, dass man sich erfolgreich gesteigert und selbst übertroffen hat.

(Quelle: http://www.flickr.com)

Die Ton-Landschaft

Die Ton-Landschaft ist ein wenig ruhiger gestaltet. Außer Perzonal Wars „Captive Breeding“ sind keine überharten Vertreter unter den erfreulicheren Ergebnissen des 29. Junis. Manch einer möchte Vintersorg („Orkan“) noch als ungemütliche Vertreter darstellen, doch die Progressive Rock Band wird besonders dem Progressive in ihrer Genre-Bezeichnung gerecht und liefern skandinavisch kühle Prog-Kunst, die runter geht wie Butter und dabei die Gehörgänge vereist.

Nicht weniger Musik-Brocken, aber für viele leichter zu hören ist das schottische Konzeptalbum von The Magnetic North (NICHT verwechseln mit Edward Sharpe & The Magnetic Zeros). Da es auch bei Indie-Pop-Konzeptalben immer noch Konzeptalben sind, mit denen man sich herumschlagen muss, werde ich auch hier nicht auf einzelne Stücke eingehen. Ein abwechslungsreiche und sehr atmosphärische Stimmung ist für Pop-Freunde der nicht ganz so aufgeblasenen Sorte hier in guter Qualität auszumachen.

Wer es lieber einfach hat und tanzen will, der besorgt sich entweder das unglaublich eingängige Debüt der Kanadie Arkells „Jackson Square“ und erfreut sich an nicht ganz platt gewalztem Radio-Rock. Für elektrische Gemüter bietet sich da eher der neue Modeselektor an, der mit der „Modeselektion Vol. 2“ wieder jede Menge (un)bekannter Electro-Künstler in den Vordergrund stellt. Auf dieser Compilation ist nicht alles grün, aber die Auswahl lässt genug gute Argumente für den Erwerb zu.

(Quelle: http://www.flickr.com)

Ton-Kompost

Kompost gibt es natürlich auch wieder, wobei beide Ausrutscher der Woche auch viele Verfechter haben. Menowins „White Chocolate“ ist gewiss an manchen Ecken und Enden zu verteidigen, aber auch hier gibt es mehr Einheitsbrei als einheitliche Strukturen.

Die bayrischen Spaß-Folk-Rocker mit Mundart IRXN hingegen erfreuen sich bei vielen Folk-Fans großer Beliebtheit und ziehen ihr Programm auch auf „Ewig Uns“ wieder knallhart durch. Schlichte, leicht mitsingbare Refrains langweilen den objektiven Hörer schnell, liefern aber genau die Art von Unterhaltung, die sich das gemeine Festival-Folk-Volk wünscht (was ein Zungenbrecher).

 

Ton-Salat

Es wird weiterhin gewartet auf die ganz großen Überraschungen des Sommers, aber traditionell werden die großen Namen und Newcomer erst im Herbst und dem danach anlaufenden Weihnachtsgeschäft loslegen. Bis dahin freut man sich solidarisch für alle Metaler der Nation und nimmt angenehme Rockdebütanten (Arkells) und intelligenten Pop (The Magnetic North) mit.

Auf eine Woche voller neuer Musik für eure Ohren.