Ha ha ha. Das war ja überhaupt nicht witzig letzte Woche. Alles ist so lustig, nur diese CD-Übersicht ist so trocken und sachlich. Es ist auch wirklich nicht lustig, wenn man bedenkt, für was für einen Müll man schnell mal 15 € auf den Tisch packt. Es sei denn ihr seid euch nicht zu fein für den legalen mp3-Download. Um sich nicht darüber zu ärgern, was für ein Scheiß da im eigenen CD-Regal steht, gibt es auch diese Woche wieder Hilfestellung.

Besonders für Freunde der Rockmusik ist der 15. Juni ein wahres Füllhorn an Erfreulichkeiten. Da bleiben Plastik-Pop-Brechreiz und Metal-Masher-Missetaten außen vor und der große Mainstream suhlt sich in gut gelungenem Output.

 

Der gute Ton

Den Preis um den Tipp der Woche wollen viele empfangen und letzte Woche hatte ich schon Gewissensbisse den Preis zu teilen. Das schmälert den Sieg irgendwie und damit dass dieses Mal nicht passiert, gibt es einen Gewinner, der sich ganz allein auf dem Podest räkeln darf.

Neben den Anwärtern dEUS, Fiona Apple und der deutschen Überraschung Börgerding ging letzten Freitag auch Future Of The Left mit „The Plot Against Common Sense“ an den Start.

Mit Ab- und Zugängen nennt sich die Band inzwischen ein Quartett und macht genau wie die Gewinner der letzten Woche (ihr erinnert euch: Japandroids mit „Celebration Rock“) Punker der neuen Schule.

Mit konzentriertem Rock haut die Band alles zur Seite, was ihr nicht passt. Hörer werden es ähnlich machen und der Band aus dem Weg gehen, wenn sie mit grenzwertigen Nummern wie „Sheena Is A T-Shirt Salesman“ den tonalen Aufstand proben.

 

Die Ton-Landschaft

Mehr am Herzen hängen mir aber zwei der nicht viel weniger guten und auch ganz anderen Bands, die sich mit dem letzten Release-Datum profilieren konnten. Der erste Name und die damit verbundene Qualität sind viel weniger eine Überraschung, als die Veröffentlichung eines neuen Albums selbst. Mit nicht mal einem Jahr zwischen ihrer letzten Platte und dem neuen „Following“ Sea haben sich die Altmeister von dEUS erneut einen Platz im Herzen der Fans von intelligenter Popmusik verdient. Die Vorab-Single „Quaitre Mains“ ist wie der Rest des Albums wieder sehr gediegen und lange nicht mehr das Produkt verrückter Musik-Revoluzzer. Die beste Band in Belgien bleiben die reifen Herren trotzdem.

In Deutschland kann Börgerding diesen Ruf zwar noch nicht für sich beanspruchen, aber mit ihrem selbst betitelten Debüt machen sie einen großen Schritt. Gründer Frank Börgerding hat mit seiner Band ein ebenfalls sehr intelligent gestaltetes Pop-Album erstellt, welches viel mehr den Rock als Stütze benutzt. Wer seine Hörer noch an die Wand spielen muss, der hat einfach nicht genug Ideen, die Hörer anders zu verwöhnen. Weniger verrucht, wie es dEUS angehen, sondern mit viel Gefühl und auch Soul überraschen die deutschen Newcomer den Musikmarkt und auch euch, wenn ihr Bock drauf habt.

Ansonsten erwähnte ich sonst noch den Namen Fiona Apple, die sich zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder dazu herablässt, die Welt mit abgedrehtem, aber auch unwiderlegbar majestätischem Art-Pop zurückmeldet. Die Zeit nagt an ihr wie an dEUS, aber wie die Belgier geht Fiona deswegen noch lange keine Kompromisse ein. Wenn sie ihre Arbeitszyklen jetzt auch noch den Belgiern angleicht, werden nicht wenige Pop-Freunde jubilieren, die das lahme 1×1 der meisten Popmusiker satt haben.

Wer sich doch lieber dem Rock ergeben will und keinen Bock auf Punk und alte Männer hat, der gönnt sich am besten A Place To Bury Strangers. Das Trio aus Brooklyn hat mit „Worship“ einen schnörkellosen Breitwand-Rock auf den Silberling gebrannt, der es irgendwie schafft trotz Klischees nie peinlich, sondern einfach nur laut und (tonal) umwerfend zu sein.

 

Ton-Kompost

Die Antithesen des Tages sind dagegen leider auch wieder vertreten. Im Heavy Metal rutschen Spineshank auf ebenem Boden aus (was auch eine Kunst ist). Die Band schafft es aus der Versenkung zurückzukehren ohne zu merken, dass sie immer noch am Meeresboden der schlechten Musik sind.

Ansonsten wird den fantastisch innovative Pop einer Fiona Apple von einschläfernden Melodien von Sam Sparro und Rumer gekontert. Wem nach Hörsturz und Langeweile ist, der greift bedenkenlos zu.

Auch die österreichische Soul-Kombo aus MisSiss und den Soulistics ist ein generischer Streich aus der Pop und Soul-Schublade, die durch alles außer Einfallsreichtum zu glänzen weiß

 

Ton-Salat

Anhand der kurz gehaltenen Kritik merkt ihr, dass auch der 15. Juni keine Verschwendung war und die Miesepeter unter euch den Markt nicht aufgeben sollten. Nur weil die Werbungen von Elektrofachhändlern immer schlechter werden, heißt das nicht, dass der Inhalt der Schränke Müll sein muss. Allein für dEUS will man nichts ahnende Verkäufer abknutschen und Internethändler Dankesbriefe schreiben. Das Leben kann so schön sein, wie eben die Musik.