So. Ich schreibe jetzt eine Filmkritik. Das haben wir uns in diesem Blog vorgenommen. Wir sind in der glücklichen Lage fünf sehr unterschiedliche Menschen zu sein, mit sehr unterschiedlichen Geschmäckern und ich mache hiermit den Anfang.

Wie bereits bei Kladderadatsch vernommen, gehöre ich wohl ehr in die Ecke mainstream/trash/action. Ich harderte lange mit mir, aber mittlerweile muss ich einfach sagen: Ja ich steh‘ dazu.

(via nerdzonfire)

Diese Woche soll es also um Dark Shadows –ihr wisst schon der durchgeknallte Johnny Depp/Tim Burton-Vampir-Film– gehen. Weil ich persönlich, diese ganzen ‚kurze und knackige‘ Inhaltszusammenfassungen bei Filmkritiken super anstrengend finde, lass ich die rebellischer Weise einfach weg, denn immerhin ist es ja nicht so, als würden nicht die meisten schon mal davon gehört haben.

(Für die, die wirklich nichts gehört haben, bin ich jetzt extra kurz und knackig: Barnabas Collins (Depp) kommt im 19. Jhd. mit seiner reichen Familie nach Nordamerika, die Familie wird noch reicher, er treibt‘s mit dem Hausmädchen/Hexe und schwuppdiwupp ist die Kacke am Dampfen, dann stirbt seine Verlobte und er findet sich in einem verschlossen Sarg für die nächsten zweihundert Jahre wieder).

Außerdem basiert der Film lose auf der us-amerikanischen Serie mit dem gleichen Namen, die berühmt-berüchtigt für ihre schrägen Gothic-Figuren und ihre Plottwists war (wobei ich gestehen muss, dass es nicht schaffbar war das Gesamtwerk von diesem Kleinod der amerikanischen Popkultur zu sehen und somit hier kein direkter Vergleich gezogen werden kann. Über Input von Kenner*innen freue ich mich sehr)

Was kann man also zum Film sagen? Ästhetisch ist es durch und durch ein Burton-Film: düstere Fanatsy, fantastische und gleichzeitig künstlich wirkende Bilder. Schon im Prolog, der den Hintergrund zu Collins Verwandlung zum Vampire erzählt, wird man in die düstere Welt dieser Geschichte gezogen. Aber auch das Poppig-Bunte kommt nicht zu kurz, spätestens wenn Barnabas die Welt der 70er kennen lernt und die Geschäfte, Hippies und Überreste seiner Familie sieht.

Vor Allem der Cast, der mit Johnny Depp und Helena Bonham Carter zwei Stammschauspieler Burtons hat, macht ordentlich was her. Mit Eva Green wurde auch die Rolle der Gegenspielerin ideal besetzt, die die Hexe mit einer Freude und einem Sarkasmus spielt, der eine*n mehrfach zum Schmunzeln bringt. Doch auch wenn es Spaß macht, den Charakteren zuzuschauen, so können sie nicht, das zum Teil oberflächliche Drehbuch retten. Leider findet sich hier eine Kombination aus sehr vorhersehbarem Plot und ‚überraschenden‘ Storywendungen, die aber nicht so Recht zu Ende gedacht wurden. So macht es zwar viel Spaß Chloë Moretz zuzusehen, wenn sie den ganzen Film die total stoned wirkende und etwas entrückte Tochter der Nachfahrin Barnabas‘ spielt, aber die Veränderung ihres Charakters kommt plötzlich und wird außer mit einem lässigen Spruch nicht weiter kommentiert. Ähnliche Situationen finden sich häufiger, sodass viele gute Ideen nicht zum Tragen kommen. Letztendlich geht man irgendwie unbefriedigt aus dem Film, auch deshalb, weil in die besten Gags schon im Trailer verpulvert wurden. Versteht mich nicht falsch, es gibt durchaus witzige Szenen und Depp legt abermals eine überzeugend verschrobene Performance hin, aber seien wir ehrlich, dass Depp verschroben und durchgeknallt kann wissen wir schon seit Edward mit den Scherenhänden oder Ed Wood*. Trotzdem muss ich sagen, es ist erfrischend neben Twilight und dem ganzen Mist, mal wieder einen Vampir a lá Nosferatu zu sehen.

 

(via veoh)

 Man kann es förmlich vor sich sehen, wie Tim Burton und Johnny Depp trinkender Weise an einem Tisch saßen; Da meint Tim plötzlich: „Ey, lass uns doch mal ‘nen Vampir-Film machen, das Genre ist eh grad total in“ und Johnny antwortet „Alta, was ‘ne geile Idee, ich kenn‘ da so ‘ne Serie aus den 60ern.“ Da schalt es vom Kühlschrank: „Ja man, da von war ich auch voll Fan. Willst du noch ein Bier?“

 

Alles im Allem ist Dark Shadows ein Film von zwei Personen, die sich mal so richtig im Vampir/Gothic-Genre austoben wollten und zufällig mehr als eine Digitalkamera und Karnevalschminke hatten. Da die beiden aber ihre Handwerk verstehen und das Glück haben, einen starken Cast aufstellen zu können, der sie kräftig unterstützt, findet man als Zuschauer*in visuell überzeugende und kurzweilige Unterhaltung.

 

 

* Irgendwie wäre es schön mal wieder eine andere Seite zu sehen, aber ich sehe es ein, ein Burton-Film ist da vielleicht der falsche Platz