Ein deutscher Fanmade Film macht zur Zeit die Runde. Das besondere sind nicht nur die gut sechs Millionen Clicks, die der Film zurzeit auf Youtube hat, sondern auch die positive Presse, die er in Deutschland und anderen Teilen der Welt bekommt. Hier ziehen international Menschen ihren Hut, was vor allem dem fast schon professionellen Look des Films zuzuschreiben ist.

Und ja, vorweg möchte ich festhalten: Der Film ist visuell und technisch beeindruckend. Das Make-Up, die Stunts und die Visual Effects – obwohl es sich dabei um das Projekt eines Filmstudenten handelt, gibt es nur wenige Momente, in denen direkt auffällt, dass es sich nicht um einen professionellen Film handelt (klammert man* die Qualität des Schauspiels einmal aus). Um zu verdeutlichen wie schwer das ist, muss man* nur die Zahl der Leute erwähnen, die (in der Mehrheit ohne Bezahlung) ihre Energie in das Projekt gesteckt haben. Es sind um die 70.

Die Story des Kurzfilms ist schnell erzählt. Hauptsächlich handelt es sich um eine lange Actionszene auf einem Waldplaneten. Mehrere Jedi kämpfen mit dem Sith Darth Maul und sind heillos überfordert. Und hier zeigen sich sofort die Schwächen des Films. Letztendlich ist es nur die Schönheit der Bilder, die lobenswert ist. Geht man* auf die inhaltliche Ebene, sieht es ganz anders aus.

Stunts, Stunts, Stunts und mittelgutes Schauspiel

Die gezeigten Figuren sind eine einzige Ansammlung von Stereotypen. Der alte weise Jedi-Meister (Mathis Landwehr aka der Obi-Wan-Kenobi-Gedächtnis-Cast), die junge unerfahrene Padawan (Svenja Jung), drei Jedi, die hauptsächlich da sind, um cool zu kämpfen und eine Togruta, deren einzige Funktion es ist, ihr tolles Kostüm zu zeigen. Kein Wunder also, dass sie als erste stirbt. In so einem Cosplay-Kostüm lässt es sich schließlich nur schwer kämpfen.

Auch Darth Maul, der eigentliche (Anti-)Held des Films (wenn man dem Titel des Filmes folgt), macht keine Charakterentwicklung durch, die sich irgendwie nachvollziehen lässt. Hauptsächlich sieht er gut aus (im Sinne eines tollen Kostüms), guckt böse und kämpft viel.

Image by Sam-Cat

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Natürlich werden auch viele Lichtschwerter geschwungen.

Blendet man die schicken Effekte und das tolle Make-Up aus, dann bleibt am Ende eine furchtbar langweilige Geschichte übrig, die wir schon tausend Mal gesehen haben: Der*die überforderte und eingeschüchterte Schüler*in, die am Ende seine*ihre Angst überwindet. Das Problem ist  nur, dass diese Geschichte nur dann funktioniert, wenn die Figur am Ende ihren Mut zeigen kann. Leider funktioniert das aber nicht, wenn sie für ein paar Minuten kämpft, um dann einfach zu sterben. Der Story hilft zusätzlich nicht, dass die Kämpfe zwar toll aussehen, die schauspielerische Leistung aber zu wünschen übrig lässt.

Sicherlich ist das zum einen dem Genre des Kurzfilms zuzuschreiben, das generell weniger Zeit hat, Charaktere zu entwickeln. Zum anderen muss man* aber auch ganz eindeutig sagen, dass das Typecasting (z.B. bei Mathis Landwehr) es nicht besser macht. Die einzigen zwei Figuren, die der Film Protagonist*inn*en nennen kann, sind der Jedi-Meister und seine Padawan. Und die sind, ähnlich wie Konzeption der Actionszenen in erster Linie ziemlich 0815. Ich betone noch einmal, dass sie dennoch visuell schön umgesetzt und technisch aufwendig gestaltet sind, aber auf der inhaltlichen Ebene fehlt einiges, um dem Film wirklich “Größe” zu verleihen.

Ein Problem folgt dem anderen

Gerade bei der Figur der Padawan ergeben sich aber noch weitere Probleme. Denn auch wenn sie in erster Linie, dem schon genannten ängstlichen Held oder Heldinnen (gepaart mit dem Lehrlingsaspekt) entspricht, verbindet sich dieses noch mit negativen Erzähltraditionen von Frauenfiguren. Denn sie erfüllt alle Klischees, die es für weibliche Charaktere im (Action)film gibt. Sie ist diejenige, die den Kampf plötzlich unterbricht um Mitgefühl zu zeigen. Sie  muss mehrmals gerettet werden. Und die meiste Zeit ist sie einfach nur hilflos und überfordert. Ihre Schläge und Attacken gehen oft ins Leere. Sie wird oft zurückgeworfen und ist dann mehrere Momente gar nicht Teil des Kampfes. Viele diese Momente könnten durch eine Story erklärt werden, aber diese fehlt leider und dadurch werden sie zu bloßen Tropes.

In Ergänzung dazu werden auch visuelle Stereotype wiederholt, zum Beispiel sehen wir nur bei den Männern die tödlichen Wunden durch die sie sterben (wenn auch nicht bei allen). Das mag dem Budget des Films geschuldet sein – immerhin braucht man für den Tod durch Lichtschwert visuelle Nachbearbeitung – fügt sich aber leider in die Tendenz des Filmes ein.

Image by DAVID HOLT

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In Deadpool wird das Thema Gewalt gegen Frauen (in Kampfszenen) ebenfalls thematisiert. Doch obwohl es explizit angesprochen wird, findet auch dieser Film keine ideale Lösung.

Auch wenn es sich bei der Figur um die Darstellung eines Padawan handelt, ist das keine Entschuldigung sie so inkompetent darzustellen, dass man* sich fragt, warum sie es überhaupt so weit geschafft hat. Im Gegensatz zu ihren Mitstreitern (die andere weibliche Figur ist durch ihren frühen Tod nicht wirklich nennenswert) wird sie eindeutig anders behandelt. Von Anfang an ist es klar, dass sie die Schutzbedürftige ist. Sie soll nah beim Meister bleiben und wird aufgefordert wegzurennen. Fairerweise muss gesagt werden, dass dies auch mit ihrer Funktion innerhalb der Jedi-Hirachie zu tun hat, aber Filme wie dieser verdeutlichen, dass es eben einen Unterschied macht, wenn es von Frauen oder Männern dargestellt wird. Das wird auch dann deutlich, wenn Darth Maul ihr eine Ohrfeige gibt (Minute 6:39, und wie die coolen Kids sagen: BITCH SLAP!). Auch wenn das nur ein minimales Detail darstellt, fügt es sich ein in die Tradition, in der mit Frauen anderes als mit Männern gekämpft wird.

Guter Grundgedanke, falsche Umsetzung?

Ich will Shawn Bu, dem Macher des Films, überhaupt nicht unterstellen, dass er einen schlechten Frauencharakter schreiben wollte. Aber ich werfe hier eine fehlende Tiefe der Story und eine mangelnde Sensibilität bei der Charakterentwicklung vor. Vielleicht war hier sogar die Intention eine starke Frauenfigur zu zeigen. Aber wie bereits erwähnt, funktioniert das nur, wenn man* der Figur die Möglichkeit zu wachsen gibt und sie nicht eine gefühlte Minute nach dem Beginn des entscheidenden Kampfes sterben lässt.

Am Rande sei außerdem erwähnt, dass die Darstellerin Sevenja Jung die einzige war, die Schwertunterricht nehmen musste. Was man ihrem Schauspiel leider ansieht. An dieser Stelle wäre es interessant gewesen zu wissen, ob es nicht eine weibliche Stuntfrau gegeben hätte, die diese Rolle besser besetzen hätte können. Denn mit Mathis Landwehr als Jedi sind auch durchaus bekanntere deutsche Stuntmänner in dem Film vertreten. Auch wenn das schauspielerische Niveau bei allen ungefähr gleich ist, ist es letztendlich der Qualitätsunterschied in den Kampfszenen, der die kritisierten negativen Aspekte unterstützt.

Image by P.O. Arnäs

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Ich könnte mich den ganzen Tag nur durch Fanart und -filme klicken.

All das zu sehen macht mich traurig. Traurig, weil ich als Star-Wars-Fan nichts lieber als gut gemachtes Fanmaterial sehe. Aber ich hab von langweiligen Aneinanderreihungen von Stereotypen so die Schnauze voll. Das alles haben wir schon hundert mal gesehen. Noch mehr gehen mir aber solche Frauenfiguren auf den Geist, die nur leere Hüllen und Trägerinnen billiger Emotionen sind. Dabei hat Star Wars VII gezeigt, wie man* es richtig machen kann.

Dennoch ist der Film visuell wirklich gut gemacht. Und wer ihn dafür loben möchte, dem werde ich keinen Vorwurf machen. Und auch ich ziehe den Hut vor so viel Engagement und Einsatz und dem technisch einwandfreien Endergebnis. Aber ich finde es wichtig das Medium Film immer als Ganzes zu bewerten. Denn es sind eben nicht nur bewegte Bilder. Es sind Bilder, die Geschichten erzählen wollen und sollen. Und als Filmfan bleibt mir deshalb nichts anderes übrig als auf dieser Ebene Kritik zu üben.

Featured Image by Ben Northern