Es ist nicht einmal mehr ein saurer Nachgeschmack den die zweite Korra-Staffel bei mir hinterlassen hat. Ich habe sie schlichtweg verdrängt. Vergessen scheinen die Ärgernisse einer doppelten und obendrein langweiligen Exposition, einer Herabstufung nahezu sämtlicher Charaktere auf Tropes ohne Herz und dritte Dimension und ein lächerlich löchrig gehaltenes Finale mit einem Showdown zum Vergessen. Die Legende von Korra war in ihrer zweiten Staffel nur an wenigen Momenten episch und dies meistens auch nur, wenn Korra möglichst wenig Screentime bekam.

Die dritte Staffel kann die Ereignisse der zweiten Staffel allerdings nicht einfach weg wünschen. Korra muss sich mit den befreiten Geistern, öligen Politikern und Journalisten und wie immer ihren Rollen als Teenager und Avatar auseinandersetzen. Ach ja und natürlich weiterhin damit, dass “Avatar – Der letzte Luftbändiger” weiterhin eine der besten originellen Fernsehserien des letzten Jahrzehnts ist. Aber bevor wir zu unfairen Vergleichen kommen, bleiben wir im Jetzt. Und tatsächlich schafft es der Staffelauftakt aus den Fehlern der Vergangenheit noch das Beste zu machen.

Via Flickr by BagoGames

KorraZurück in die Zukunft

Die ersten drei Folgen der neuen Staffel liefern eine Unzahl an vorhersehbaren Dialogen und One-Linern. Da vermisst man zwar den einfallsreichen Witz der Vorgänger-Serie zwar gleich wieder, doch zumindest bindet die Staffel ihren Witz und ihre Dynamiken an ihre liebevoll, wenn sie den konsistent gezeichnet werden, gestalteten Charaktere.

Dass Tenzins Kinder auch weiterhin für Lacher und Herz erwärmende Momente gut sind, war schon in der zweiten Staffel eine der wenigen Stärken und ist keine Überraschung. Doch dass das überflüssige Liebesdreieck um Korra-Mako-Asami mit scheinbar jeweils ein paar Sätzen zwischen Asami-Korra und Bolin-Mako zu großen Teilen aus der Welt geschafft wird, ist ein wahrer Segen. Denkt man dagegen an die letzte Staffel wo unausgesprochene Probleme unnötigerweise über eine gesamte Staffel transportiert worden sind, kann man dieses mal (scheinbar) aufatmen.

Besonders die gemeinsamen Szenen von Korra und Asami zeigen an Korra endlich wieder eine Nuance, die ihre energetische und ungestüme Art glaubwürdig und phasenweise sogar sympathisch wirken lässt. Man fasst sich hier und da noch an den Kopf, doch wo der Familienstreit der zweiten Staffel nach “Berlin Tag und Nacht”-Reality roch, sind es nun wieder glaubwürdige Kinder-/Teenie-Serien-Gefilde. Der Humor ist hier und da ein wenig verbraucht und bei den meisten neuen und alten Charakteren wird ordentlich in die Trope-Kiste gegriffen, doch es herrscht tatsächlich wieder ein “Team Avatar”-Gefühl.

Das liegt nicht zuletzt, und hier muss ich mich wiederholen, an den Dynamiken, die wieder an die erste Staffel erinnern. der lebensfrohe, optimistische Bolin und sein unterkühlter Bruder Mako ergänzen sich wieder herrlich und dass Korra vorerst so befreit mit ihren Gefühlen für Mako umgeht, ist eine Erlösung nach der schrecklich geschriebenen Protagonisten in der letzten Staffel. Wenn die ersten drei Folgen der Einstieg einer zweiten Staffel wären, hätte ich keinerlei Bedenken, dass Korra ein gutes Potenzial ausnutzen kann. Nach der merkwürdig und großteils langweilig erzählten letzten Staffel habe ich allerdings natürlich noch Vorbehalte.

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Zwischen Hoffen und Bangen

Sind die Rückkehr der Luftbändiger und die Erdkönigin genug, um eine Story zu tragen? Sehr wahrscheinlich nicht. Selbst die fantastisch bösen Vier als zukünftige Antagonisten sind bisher nicht mehr als ein Versprechen auf tolle Action-Sequenzen. ich erwarte noch, dass auch die Geister mindestens einen tragenden Charakter bekommen und nicht einfach nur als Plot-Device für die Luftbändiger und einen Twist im finalen Kampf herhalten müssen. Das Versprechen auf das Zusammenleben von Menschen und Geistern war schließlich die Quintessenz der letzten Staffel.

Wir sind nach drei Folgen noch nicht über den Einstieg der Staffel heraus, sodass es schwer zu sagen ist, was und wie diese Staffel erzählen möchte. Bleiben wir lange Zeit in Ba Sing Se oder ist es nur eine Etappe? Welche Rolle spielen die Geister? Haben die “Bösen” eine Philosophie oder geht es mal wieder nur darum den Avatar zu töten, wie ein Charakter bereits anmerkte? Ich möchte an diese Staffel glauben, da die erste Stunde durchaus unterhaltsam war und man (noch) keine unnötige Abneigung gegen Korra entwickeln musste. Ich drücke die Daumen, dass es dabei bleibt.