Crossmediale Schande komme über mich. Zumindest teilweise. Letzten Donnerstag kam im Campusradio Trier in meiner wöchentlichen Rubrik „Reingehört“ meine Meinung zum neuen Love A-Album. Also eigentlich war es keine Meinung zu Love A, sondern ein Liebesbrief an Turbostaat. Deren „Stadt der Angst“ hat es mir einfach ziemlich angetan und mein Punk-Verlangen für den April ist gestillt. Ich hämmere auf das imaginäre Schlagzeug zu „Eine Stadt Gibt Auf“ und will aus voller Lunge mit schreien und dieses Gefühl zieht sich über das komplette Album.

 Genau diese Gefühle sind bei mir ausgeblieben, als ich Love A’s neue Scheibe „Irgendwie“ in der Rotation hatte. Dabei ist Love A noch viel mehr der klassische Punk mit Lo-Fi-Attitüde, manch gesprochenen und schön hingerotzten Zeilen, die ein gewollt unbequemes Flair schaffen. Dazu gibt es eine Menge guter Texte, welche die nötige Balance zwischen abgehobener Abstraktion und unverschämter Direktheit meist finden und für so wunderbare Zeilen wie „du wünschst dir Facetime mit Kathrin; ich wünsch’ mir meine Faust in dein Gesicht“ sorgen.

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Love A-Sänger und der Typ, der irgendwie immer in der Tante rumhängt: Jörkk. By Anne Schaaf

 Und ja, außerdem lieben wir doch alle Jörkk. Und sei es nur für seine Tätigkeit im Tante Guerilla. Allein deswegen bekomm’ ich schon Schuldgefühle, wenn jemand mein nicht ganz so euphorisches Bild auf das Album hört. Deswegen lest doch noch einmal in aller Kürze, dass „Irgendwie“ nicht nur irgendwie, sondern definitiv jedem Freude bereiten sollte, der einfachen und stringenten Punk mag.

 Dazu gibt es neben dem Duett mit Sänger Jan von Turbostaat noch weitere Momente, die auch dem Herz einer Melodiehure und einem Freund klar produzierter Alben wie mir richtig Freude bereiten. Sei es die Single „Windmühlen“ mit dem wunderschönen Facetime-Zitat zu Beginn oder auch die hymnisch anmutenden Stücke „Der Tausendste Affe“ und „Juri“, die mir nach dem dritten Hörlauf dann doch im Kopf geblieben sind und deren Refrains ich innerlich mitsinge (sonst werd’ ich nachher noch vom Vermieter rausgeworfen).


Aus und für Trier: Love A

 Ich kann leider auch gar nicht sagen, dass Love A sich noch mehr in die von mir bevorzugte Richtung entwickeln sollten, da es bestimmt viele Hörer der Band gibt, die es lieber haben, wenn die Lieder krachen, anstatt durch Melodien einzufangen. Dafür bin ich auch schlichtweg zu wenig Alt-Punk. Die Mischung, die auf „Irgendwie“ herausgekommen ist, ist meiner Meinung nach aber nur ein Zwischenschritt in der Entwicklung der Band, da hier doch immer mal wieder zwei Musikwelten aufeinandertreffen ohne wirklich konsequent Hand in Hand zu gehen.

 Ich bin jetzt erst mal auf Freitag (03.05.2013) gespannt, wenn Jörkk und Genossen das Vorprogramm zu eben meinen geliebten Turbostaat geben. Vielleicht reißt mich das Ganze live nochmal so mit, dass es in naher Zukunft auch einen echten Liebesbrief an Love A gibt. Bis dahin kann und will ich aber ausdrücklich jedem das neue Album der Band aufdrücken, wenn man sich ernsthaft mit moderner Punkmusik auseinandersetzt.