Das mit mir und den Frauen ist so ne Sache. Ich mag sie halt. Also manche von ihnen.

Ich liebe jene, die daran Schuld sind, dass ich mich nicht mehr zusammenreißen kann und  mit dem Poppo wackelnd durch die Trierer Fußgängerzone tanzen muss, weil ich ihre Musik in den Ohren habe.

Ich preise die Charakterpos dieser Welt und außerdem mag ich Frauen, die kompetent schreien, aber auch ganz leise sein können.

Zudem habe ich ein recht auffälliges Faible für skandinavische Schauspielerinnen und ich mag Frauen, die Prioritäten setzen.

Lieben tu ich auch manchmal jene, die, ohne die Zwielichtigkeit der Pornoindustrie zu leugnen, mit dem nötigen Humor klarstellen, dass man sie gerade aufgrund dieser Zweideutigkeit nicht einseitig bewerten sollte. (Hinzu kommt ein verstärktes Bedürfnis den Tyra Bankses dieser Welt Ahoi Brause oder einen Vibrator zu schenken, damit auch sie ihren Spaß haben können.)

Nichtsdestotrotz habe ich vergangene Woche eine ganz bestimmte Frau ein bisschen mehr geliebt als alle anderen.

Denn Irma war zu Besuch in Luxemburg.

Kennengelernt habe ich die junge Kamerunerin vor ungefähr 3 Jahren. Wie es sich für Mädels im Endstadium der post-pubertären Phase gehört, suchte ich bei Youtube nach irgendwelchen Ben Harper Songs, um auf musikalisch halbwegs hohem Niveau mitzujammern. So stieß ich dann auf ein Cover von “Beloved One” und da war es eigentlich schon um mich geschehen. Ich für meinen Teil hatte bis zu diesem Zeitpunkt, noch niemanden gesehen, der allein so gut 4-stimmig singen kann.

Außerdem beherrscht die damals 21-Jährige mindestens 3 Instrumente und pflegt ein sehr inniges Verhältnis zu ihrer Mitarbeiterin, dem Loopgerät namens Rosalie. Zudem gelingt es ihr den ein oder anderen Song, den ich in der Originalversion von Herzen hasse, so zu covern, dass er mehr als nur verträglich wird.

Ihre Songs beschallten ne ganze Weile das Café der offenen Psychiatrie, in der ich zu dieser Zeit arbeitete. Mir und den Klienten gefiel´s. Die anderen Mitarbeiter drohten verrückt zu werden, aber uns war das egal.

Als ich dann 3 Jahre später nach Trier zog und leicht angenervt im Kaufhof rumstand, konnte ich es nicht so richtig fassen, als ein Song von ihr im Radio lief. Ich schaute nach und durfte feststellen, dass Irma durch das Hochladen ihrer Tracks beim partizipativen Internetplattenlabel My Major Company, innerhalb von 48 Stunden soviele Spenden erhalten hatte, dass sie die Möglichkeit bekam, ein Album zu produzieren.

Als es nun hieß, sie spiele in Luxemburg, hatte ich zum ersten Mal Zweifel, ob ich mir das im Rahmen eines Live-Konzerts anhören/anschauen wollte, da ich befürchtete, dass sie mit Band und dem Tamtam drum rum, nicht mehr so klingen würde, wie das, was ich zu lieben gelernt hatte.

Hin ging ich dann trotzdem.

Ich bin jetzt zwar nicht unbedingt die Art Musikliebhaber, die zu großen Emotionen neigt, aber das mit den ganz trockenen Augen, konnt ich dann doch vergessen. Denn als sie und die Band die Bühne verlassen hatten und Irma dann allein mit nem Hocker zurückkehrte, um die Zugabe inmitten des Publikums, das sich auf den Boden setzte, zu spielen, war der Moment einfach zu schön.

 Diese Frau liebt Musik. Und weil sie ihre Liebe so umsetzt, liebe ich sie.