Jede Woche passieren Dinge, über die man sich aufregen kann. Und jede Woche passieren Dinge, über die man sich aufregen muss.
Als passionierter Aufreger übernehme ich gerne diesen Part für euch! Katharsis! Ich rege mich auf, damit ihr in Ruhe schlafen könnt. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Und viel Wut im Bauch.
Benzinpreise
Ich hasse ja diese kleinbürglichen, verhutzelten Menschen, die über alles nur meckern können. Wetter scheiße, Bier schal, Kinder ungezogen, Brot hat früher auch nur ‘ne Mark gekostet und mit dem Euro ist ja alles teurer geworden. „Früher war alles besser“, das hört man, obwohl es tatsächlich stimmt, nicht von diesen Leuten, weil für die war nie etwas gut. Immer, immer haben diese Leute gemeckert, nie hatten sie anscheinend auch nur ein Quentchen Spaß im Leben oder scheint ihnen etwas positives zugestoßen zu sein. Nachmittags sieht man sie im Park, mit ihrem Hut und, wenn sie Stil haben, mit Gehstock, wenn sie keinen Stil haben mit ihrem Rollator. Bucklig, mies gelaunt, wünschen sie allen nur das schlechte, weil sie mit sich selbst nicht im Reinen sind. Ich wette, diese Menschen haben oft selbst zu den Dingen beigetragen, über die sie heute meckern.
Und was freue ich mich darauf, später selbst zu diesen Menschen zu gehören!
Ein allseits beliebtes Mecker-Thema ist der Sprit. Benzin wurde eigentlich irgendwie schon immer teurer, nie billiger. Erst kam der Ölpreis-Schock, dann dieser ganze Umwelt-Kram, zuletzt die Öko-Steuer. Nun gut, die meisten Leute aus Trier und Umgebung ficht das nur wenig an, da sie in Luxembourg tanken fahren, aber auch dort wird das Benzin nicht billiger. Schön auch, wie die durchschnittlichen Benzin-Meckerer oft die Politik zur Verantwortung ziehen, wenn es darum geht, dass man für einen Zwanni heute weit weniger tanken kann als noch vor ein paar Jahren. Oder es sind halt die „Öl-Scheichs“, die sowieso suspekt sind. Immerhin sind das Moslems, die sind ja eh komisch, und dann tragen die Handtücher auf dem Kopf und Bettlaken um den Körper, brrrr. Und so Leuten vertrauen wir das Benzin für unsere Autos an? Dabei sind es im übrigen wie so oft die Zwischenhändler, also die großen Öl-Konzerne wie Shell, BP, Exxon Mobil, Total etc., welche saftige Preisaufschläge für ihr Benzin verlangen und den Tankstellen teilweise frei diktieren konnten, wieviel der Liter denn heute kostet.
Aber wie immer will ich mich nicht über die unsinnige Preisbildung von Mineralölprodukten aufregen. Es geht mir viel eher um die Kurzsichtigkeit, mit der sich die Aufreger aufregen. Denn ich kann nicht verstehen, warum sich Leute über hohe Kraftstoffpreise aufregen. Immerhin handelt es sich bei Erdöl (zur Erinnerung: Benzin = Erdöl mit weniger Schwarz und Dingen und viel raffinierter) um einen FOSSILEN Rohstoff, das heißt, das Zeug ist Jahrmillionen alt (fossil…) und das gibt es nicht so oft auf der Erde. Sprich, irgendwann ist Essig mit Öl. Das Zeug ist dann weg. Und angesichts der Tatsache, dass wir Menschen schon seit knapp 150 Jahren Öl fördern, und auch nicht zu knapp, verwundert es da wenig, wenn der Preis für Öl steigt. Weil, im Kapitalismus ja immer noch das Prinzip Angebot und Nachfrage herrscht (und immer wieder gerne pervertiert wird, z.B. dank der Werbung), sprich bei verknapptem Angebot steigt auch der Preis für die Ware. Und solange es noch keine Möglichkeit gibt Öl zu synthetisieren, zumindest nicht so dass man es als Kraftstoff nutzen kann, wird Öl auch immer teurer werden! Statt sich also über die Benzinpreise aufzuregen, sollte man sich lieber über die Idioten echauffieren, die es seit 70 Jahren (ungefähr) nicht hinbekommen haben, ein Auto zu entwickeln, dass nicht mit fossilen Brennstoffen fährt (und keine Todesfalle ist, ich schaue in deine Richtung, Brennstoffzellenauto). Technisch wären Drei-Liter-Autos oder Solarmobile oder was-weiß-ich-für-Karren schon lange möglich, behaupte ich mal, aber zum einen traut man uns Verbraucher*innen es nicht zu, so ein Auto zu kaufen, zum anderen sind wir Verbraucher*innen auch tatsächlich zu blöd, mal was anderes fahren zu wollen. Solange Autos immernoch fucking Statussymbole, und keine Werkzeuge sind, solange wird es auch blöde Hupfdohlen geben, die einen Hummer (mit ca. 20 Liter/100 km) zum Einkaufen fahren. Und die Umweltfolgen will ich mal gar nicht aufzählen, das wisst ihr alles selber. Also, wenn ihr demnächst mal vor der Wahl stehen solltet, welches Auto ihr fahren wollt: Holt euch verdammt nochmal wenigstens eins mit Hybridmotor! Das ist das mindeste! Oder halt ein Elektroauto, auch wenn ihr damit nicht, wie schrecklich, mit 150 km/h über die Autobahn rasen könnt.
Ich habe nämlich keine Lust, später als Meckermensch in einer von Krieg und Klimakatastrophe kaputten Welt auf der Parkbank zu sitzen und darüber zu meckern, dass früher alles viel einfacher war.
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