Beim Aufnehmen und Schneiden unserer Mehrspielerfolgen (also, vom Podcast, natürlich) haben wir hin und wieder den Eindruck, etwas unstrukturiert zu sein. Im Prinzip ist das ja nichts schlimmes, solange es Spaß macht uns zuzuhören. Aber hin und wieder denken wir uns doch: „Au Backe, das ging bestimmt auch besser.“ Ich glaube, unser Problem ist so ein bisschen, das wir glauben, so viel über unser Thema erzählen, dass uns am Ende schon gelingen wird, gut zu improvisieren. Zumeist bleibt es dann aber beim reinen improvisieren.
Wie dem auch sein, ich habe es etwas bedauert, dass bei unserem letzten Podcast das Thema des Eindringens der Videospielkultur in die Populärkultur ein bisschen untergegangen ist. Es reichte immerhin als recht losgelöster Aufreger über 1990 geborene Möchtegern-Hipster mit Space Invaders-T-Shirts.
Aber es gibt in diesem Rahmen eine interessante Entwicklung, die ich gerne kurz vorstellen möchte: Gamifizierung. Unter Gamifizierung versteht man die Anwendung von Spielprinzipien auf spielfremde Zusammenhänge. Das ganze funktioniert in erster Linie über Belohnungssysteme. Stellt euch beispielsweise vor, ihr müsstet eine Hausarbeit schreiben. Das nervt immer und worum geht’s bei so einer Arbeit eigentlich immer? Genau, Seiten schreiben. Wie wäre es also, wenn ihr für jede Seite, die ihr produziert, eine Belohnung bekommen würdet? Jede Seite wäre dann eine neue Folge eurer Lieblingssendung, oder eine halbe Stunde Spielzeit mit dem aktuellen Top-Titel. So würde das schreiben von Hausarbeiten wesentlich leichter fallen. Und dieses Prinzip findet so ähnlich Anwendung in mittlerweile recht vielen Bereichen. Unter anderem auch in Spielen, obwohl das etwas paradox klingt. Das ganze Achievement-System von Xbox, Steam und Konsorten fußt darauf, euch für das Spielen und erfüllen bestimmter Vorraussetzungen zu belohnen. Die Gamifizierung könnte sogar soweit gehen, dass man durch gesunden Lebenswandel oder umsichtiges Autofahren mit bestimmten Vergünstigungen von seiner Versicherung belohnt wird.
Das interessante daran ist, dass dieses Prinzip auch bei Leuten greift, die mit Videospielen meist gar nicht viel am Hut haben. Der Trick ist dabei, den Menschen innewohnenden Drang nach Spiel, vielleicht auch nach Wettbewerb mit anderen, abzugreifen und somit eine ursprünglich unattraktive, mühevolle und/oder langweilige Arbeit attraktiv zu machen. Auch im Bereich von Teambuilding-Maßnahmen wird das Prinzip Gamifizierung angewandt. Sogar in der Schule hätte es bestimmt seinen Platz. Wie cool wäre es gewesen, wenn ein*e Lehrer*in gesagt hätte: „Kinders, in meinem Unterricht scheißen wir auf Noten, ihr bekommt alle Erfahrungspunkte.“ Für jede beantwortete Frage hätte es Erfahrungspunkte gegeben, für richtige Antworten mehr als für falsche. Und am Ende besteht man das Halbjahr durch einen Levelaufstieg, und nicht durch eine Note.
Aber ich will Gamifizierung nicht über den Klee loben. Es sollte nur eine kleine Zusatzinfo sein zu diesem eigentlich interessanten Thema. Man muss sich nur klar machen, dass wir als Menschen manchmal über kleine, blöde psychologische Tricks verfügen, damit wir bestimmte Sachen machen (zum Beispiel seine Magisterarbeit zu Ende schreiben…). Und wer weiß, vielleicht wäre das auch was für Mehr Spieler. Derjenige, der sich zum nächsten Podcast gut vorbereitet hat, bekommt ein Hanuta. Oder so.
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