Jede Woche bewirft die Plattenindustrie nichts ahnende Hörer mit jeder Menge Plastik auf der sich Musik befinden soll. Was ist es wert angehört zu werden und worum macht man besser einen großen Bogen? Diese Fragen soll der neue Ton erleichtern. Als kleiner Kompass durch den wöchentlichen Ausschuss der Musikindustrie soll das Manövrieren durch die kostspielige Musikindustrie erleichtert werden.
Diese Woche ist das auch bitter nötig, da nicht wie letzte Woche ein über allem thronender Tipp den Releasetag zu einer einfachen Angelegenheit macht. David Bowies „Ziggy Stardust“-Geburtstags-Super-Sonder-Album ist ein blinder Kauftipp. Diese Woche ist das weitaus schwieriger.
Der gute Ton
Die traurige Wahrheit gleich zu Beginn dieser Rubrik ist, dass der 08. Juni keinen echten Gewinner hervorbringen konnte. Geteilte Freude soll zwar doppelte Freude sein, aber so richtig freuen über den Gleichstand können sich Tom Petty und die Japandroids nicht wirklich.
Altmeister Pettys Tour-Edition von „Mojo“ ist zwar durchgängig gelungen und spiegelt die lange, erfolgreiche Karriere des Rockers in bester Güte wieder, aber es lockt nun doch eher neues Material. Dieses sucht man vergebens und wenn man nicht gerade erst Pettyianer geworden ist, dann gibt es für eingefleischte Fans wenige Gründe, sich die leicht veränderten Versionen zu beschaffen. Ansonsten ziehen Neulinge den Hut, wenn sie denn Respekt vor etwas altbackener Rockmusik haben.
Dagegen bieten die Japandroids mit ihrem zweiten Album „Celebration Rock“ Punkrock, der in gerade mal 36 Minuten – verteilt auf 8 Tracks – sämtliche Facetten des Punk (und mehr) abdeckt. Da fehlt öfters Mal der nötige Schliff zum Meisterwerk, aber das machen so großartige Ohwürmer wie „Evil’s Sway“ und „Adrenaline Nightshift“ sofort wieder gut. Der fehlende Hype um das Album macht die Gewinner der Woche aber auch irgendwo wieder zu den Verlierern, da die Japandroids mit Tom Petty zusammen untergehen werden.
Der lachende Dritte hat seine Vormachtstellung aber zumindest verdient.
Die Ton-Landschaft
Denn unter all den noch erwähnenswerten Releases der letzten Woche sticht natürlich der Name Amy MacDonald natürlich hervor. Es ist stark davon auszugehen, dass „Life In A Beautiful Light“ die besten Verkaufszahlen abliefern dürfte, aber Gott (wenn ihr dran glaubt) sei Dank ist es nicht ganz unverdient. Den Singer/Songwriter-Pop wird Amy in diesem Leben bestimmt nicht neu erfinden, geschweige denn über Jahre hervorstechen, aber so charmant, natürlich und über die gesamte Spieldauer fehlerfrei hört man heute nur noch wenige große Künstler.
Die Schottin ist somit der heimliche Gewinner dieser Woche.
So wie es heimliche Gewinner geben muss, gibt es auch Verlierer, denen man es nicht auf Anhieb anhört, dass sie auf dem absteigenden Ast sind. Die Electro-Pop-Spezialisten von Hot Chip haben in ihren Köpfen länger keinen Platz mehr für neue Ideen gefunden. „In Our Heads“ ist das Murmeltier der Diskografie der Band und macht alles falsch, obwohl alles richtig klingt.
Das neue Album unterhält kurzweilig und solide, aber in einem Genre, das stets auf Entwicklung und Fortschritt setzt, gibt es nichts Tödlicheres für die Karriere, als sich auf seinem Sound auszuruhen.
Ansonsten gibt es ansprechenden Rock in Jam-Session-Manier von Chris Robinson (von The Black Crows) und auch Doom Metal-Fans gehen dank Candlemasses „Psalms For The Dead“ nicht leer aus. Daneben munkeln manche Individuen sogar, dass selbst R’n’B-Star Usher es auf die Reihe bekommen hat ein anständiges Album auf die Beine zu bekommen.
Ton-Kompost
Natürlich gibt es aber auch Musik, die wie immer eine Verschwendung eures Geldes und – viel schlimmer – eurer Zeit bedeuten. Kein Auge bleibt Genre technisch trocken, da von Mailas „Ich Liebe Mich“ im Pop/Rock-Bereich bis zu Thrash Metal, vertreten durch Mnemics „Mnemesis“, Klang-Schrott in allen Kategorien auszumachen ist. So sehr Chris Robinsons Jam-Session noch in Nostalgie schwelgt, so blutleer ist der lateinamerikanisch angehauchte Mix von Músicas Intermináveis Para Viagem, der sich ganze sechs Jahre ließ, um jetzt über eine Stunde zu langweilen.
Dank des gelungenen „Looking 4 Myself“ kann Usher zufrieden auf den Soundtrack zum letzte Woche gestarteten Film „Street Dance 2“ blicken, der nochmals deutlich macht, warum so viele Musikästheten einen großen Abstand von moderner R’n’B-Musik von der Stange nehmen.
Ton-Salat
Alles in allem ist der 8.Juni keine Enttäuschung und birgt für zwei große Namen gelungene Releases. Die ganz großen Überraschungen bleiben allerdings aus, wogegen uns zu viele Genres daran erinnern, dass es auch viel zu viel schwaches Material auf dem Musikmarkt gibt.
Auch bei den stärkeren Outputs der Woche also lioeber nochmal Cloud-Dienste und Videos auschecken, bevor ihr euch in das große Ungewisse der neuen Musikwelt stürzt. Ich hoffe, dass ihr jetzt zumindest wisst, womit man anfangen könnte.
Leave a Reply