Die guten Vorsätze für 2016 sind jetzt schon im Eimer. Gerade erreicht uns die Nachricht, dass David Bowie verstorben ist. Zumindest können wir uns in diesem Fall damit trösten, dass er der Welt eine Menge toller und spannender Projekte hinterlassen hat. Der letztere Fall beherrscht wahrscheinlich auch eure Social-Media-Chroniken. Hurra, 2016. Ich kann verstehen, wenn einige nach weniger als zwei Wochen schon keinen Bock mehr haben.

Anni

  • Köln ist noch immer in aller Munde. Leider ist das Resultat zu oft, dass rassistische Stereotype reproduziert werden und nicht über das eigentliche Problem (und die Opfer) gesprochen wird: Alltagssexismus. Zu diesem Thema illustriert Katja auf Krach Bum, warum nach Köln nicht über Zuwanderer sondern über rape culture, victim blaming und street harassment gesprochen werden muss.
  • Wenn man am Morgen als erstes Lesen muss, dass David Bowie gestorben ist, dann kann das kein guter Tag werden. Daher an dieser Stelle kein informativer Link, sondern leidiglich für die Erinnerung an ein großes musikalisches Talent.

Johannes

  • Angesichts der Bedeutung von Computern sowie allem Technischen und dem Erfolg von (nostalgischer) Popkultur wird immer mal wieder das “Zeitalter der Nerds” ausgerufen. Der Erfolg von Serien wie Big Bang Theory scheint das zu untermauern. Auf Hackerkongressen wie der DefCon oder dem Chaos Communication Congress wird deshalb immer wieder eine “Nerd-Kultur” beschworen. Obwohl diese Art von Underdog-Kultur prinzipiel erstmal symphatisch ist, birgt diese spezielle Kultur gewisse Problematiken, die Michael Seeman in seinem Blog aufdeckt. Neben einem Hang zur Frauenfeindlichkeit herrscht in der Nerd-Kultur nämlich auch der Glaube vor, es einfach immer besser zu wissen. Ausserdem wird die soziale Inkompetenz nicht konstruktiv erklärt, sondern augenzwinkernd entschuldigt und mit ihr kokettiert. Das führt dann auch zu Brechstangen-Nerds wie Fefe, den ich früher hin und wieder mal verlinkt habe. Seit einiger Zeit schon mache ich das aber nicht mehr, da mir die von Seeman aufgeführten Punkte ebenfalls aufgefallen sind. Und wie immer gilt deshalb: Kein Applaus für Scheiße.
  • Ich bin ja nicht so der Podcast-Typ. Das ist eher Max’ Territorium. Vor kurzem bin ich allerdings via Nerdcore auf eine Sendereihe des Radio Bremen mit dem sehr hochtrabenden Titel “Grundschriften der europäischen Kultur” gekommen – und es ist großartig. Behandelt werden die zentralen Werke der Literatur, welche Europa geprägt haben, angefangen von Gilgamesch-Epos, über die Odysse und Utopia hin zu Grimms Märchen oder dem Kommunistischen Manifest. Die etwas weniger als zweistündige Sendung ist dabei kein schnöder Vortrag, sondern die Reflektionen über die Texte werden durch Lesungen von professionellen Schauspielern ergänzt. Alles in allem finde ich die Reihe unheimlich interessant und für einen Uni-Absolventen wie mich, der sich nach mehr Input seht, ist die Reihe genau das: Hirnfutter. Von der wunderbarsten Art.
  • Unsere Vergangenheit ist schwarzweiß. Vor allem die Nazi-Zeit war trotz roter Hakenkreuzflagge und Braunhemden monochrom. Und das, obwohl durchaus Farbaufnahmen aus den Kriegsjahren existieren. Auf Vimeo ist nun dieser kleine Zusammenschnitt aufgetaucht, der Farbbilder aus dem zerbombten Berlin zeigt. Ich bin mit nicht sicher, ob die Aufnahmen nachträglich koloriert wurden oder bereits Farbaufnahmen sind. Deutlich ist jedenfalls, dass die Audiospur nachträglich hinzugefügt wurde. Trotz dieser Manipulationen sind die Bilder faszinierend, zeigen sie doch die unglaubliche Zerstörung und geben zugleich einen kleinen Einblick in den Alltag der besetzten und geteilten Stadt. Inklusive frechen Bilder Damen beim Trümmerschleppen.

Max

  • Anni hat an und für sich schon alles angesprochen, was mir diese Woche an “schweren” Themen auf dem Herzen liegt. Seit Tagen zieht es sich in meiner Magengegend zusammen, wenn ich auf Facebook unterwegs bin und die Nachrichten lese. Also mache ich mich verschämt an die unwichtigen Buletten.
  • In ein paar Wochen werden viele Menschen die Schlechtigkeit des Alltags ausblenden, weil etwas ganz Wichtiges passiert. Sehr reiche Menschen treffen sich, um sich gegenseitig zu applaudieren, was für einen großartigen Job sie machen. Nein, es ist keine Generalkonferenz der FIFA. Es sind die uns so geliebten Hollywoodstars. Und spätestens jetzt nach den Golden Globes (aka “Mini-Oscars”) muss natürlich schon darüber geredet werden, wer was gewinnt. Eigentlich sollte die Frage mal wieder sein, ob DiCaprio diesmal den Oscar bekommt (eine weitaus spannendere und harmlose Frage als Hungernöte). Allerdings schaffen es die Golden Globes dieses Jahr zu zeigen, dass Hollywood sich nicht zu schade ist, sich für wirklich jeden zu verbiegen. “The Martian” (Der Marsianer) ist eine Komödie. Was haben wir alle gelacht, als Matt Damon mehrere Male fast abgekratzt ist. Der Brüller! Nun, irgendwie mussten Ridley Scott und Matt Damon schließlich geehrt werden. Was wäre das für eine Preisverleihung, wenn nur einer gewinnen kann? Ich frage mal Daniel Day-Lewis.
  • Und doch noch ein Wort zu David Bowie. Abgesehen davon, dass er ein großer Musiker war, sind auch seine Filmrollen meistens ein Genuss. Auch wenn seine Rolle in “Labyrinth” die wahrscheinlich ikonischste ist, kann ich nur empfehlen, dass ihr euch mal “The Prestige” anguckt (bzw. mal wieder anguckt). Neben Hugh Jackman und Christian Bale vergisst man schon mal alle Nebenrollen. Eine davon ist eben Bowie. Als Nikola Tesla! Eins elf und so! Und Andy Serkis (Gollum, King Kong, Caesar, jedes MoCap dieser Welt) ist sein “Butler”! Entschuldigt bitte, aber ICH muss den Film jetzt nochmal gucken.

Featured Image by Antonio Tajuelo