Die Macht Leben zu erschaffen, hat den Menschen schon immer interessiert. Doch während sich diese Faszination in vergangenen Zeiten in obskuren Wissenschaften wie der Alchemie manifestiert hat, ist es heute die Technik, die uns träumen lässt. Ob Roboter, Cyborgs oder Künstliche Intelligenzen – Die Liste möglicher Spielfelder ist groß und hat viel Entwicklungspotenzial. Doch während die einen hungrig nach der Zukunft forschen, rufen die anderen (zu Recht) zur Vorsicht auf, denn wie die Menschheitsgeschichte zeigt: auch die gutmütigste Erfindung kann letztendlich missbraucht werden.

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Ja, ja, die Menschen und die Roboter – eine Liebesgeschichte.

Was macht uns zum Menschen? Das ist letztendlich die Frage, die in diesen Diskursen immer wieder auftaucht. Ist es unsere Intelligenz, unser Gefühl oder gar die Liebe? Dieses Rätsel, das auf den Blick ein Einfaches zu sein scheint, entpuppt sich schneller als man* glaubt zu einem komplexen Mysterium. Mittlerweile lassen sich all diese Teilaspekte bei Tieren nachweisen. Die Kombination macht aber letztendlich die Mischung und uns zu dem, was wir sind. Die Intelligenz, das Gefühl und natürlich – die Liebe.

Was passiert, wenn sich ein Mensch in eine Maschine verliebt? Welche Beziehung kann sich entwickeln, wenn uns ein Betriebssystem durchs Leben begleitet? Eine Maschine, die nicht nur dazu konzipiert ist all unseren Bedürfnissen und Charakteristika nachzukommen, sondern dadurch auch seine eigene Persönlichkeit entwickelt. Diese und andere Fragen behandelt Spike Jonze’s Werk Her.

Der Film wählt dabei einen konventionellen Weg, der dennoch unkonventionell verläuft. So starten wir mit einer stereotypen Ausgangssituation – ein verschlossener, einsamer und depressiver Mann (Joaquín Phoenix), trifft eine ungewöhnliche sein Leben verändernde Frau, das Betriebssystem (Scarlett Johansson). Auch wenn der Film an dieser Stelle tropes  wie das Maniac Pixie Dream Girl einsetzt, sie gerade zu in das Extrem steigert, gelingt es ihm mit den daraus resultierenden Erwartungshaltungen zu brechen. Zusätzlich werden offensichtliche Problematiken vermieden. So akzeptiert das Umfeld von Theodore, bis auf seine Exfrau, ohne Probleme diese ungewöhnliche Liebesgeschichte mit Samantha, seinem Computer. Ohne Probleme kann man* sich in diese mit liebevollen Details erzählte Geschichte fallen lassen. Denn trotz der ungewöhnlichen Situation, findet man* sich dennoch in ihr wieder.

Spannend ist dabei vor allem, dass wir eine Liebe voller Hingabe gegen jegliche Regel sehen. Die Probleme, die Samantha und Theodore haben, sind existenzielle, die sich wahrscheinlich in jeder Beziehung finden lassen: Akzeptanz, Vertrauen und Angst vor Veränderung. Interessant ist dabei wie typische Fragestellungen dieses ‚Roboter’szenarios ausgeblendet oder gar umgangen werden. Weder bekommen wir Gewalt-, noch Machtfragen zu sehen. Die Unterschiedlichkeit, die Theodore und Samantha darstellen, ist es um die es den Machern geht. Und letztendlich wird deutlich, das eine enge Beziehung bei diesem Konzept eines Betriebssystems nahezu unvermeidbar ist, denn wir sehen auch andere Figuren, die vergleichbar tiefe Kontakte zu ihren Computern aufbauen.

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8513369601_955dd6a982_oNope, Samantha ist nicht Hal 9000, don’t get your hopes up.

Dass diese Geschichte so berührend ist, haben wir nicht nur den Darstellern Phoenix und Johansson zu verdanken, die auf ihre Art und Weise mit sehr viel Feingefühl die Figuren zum Leben erwecken. Zu gleichen Teilen tragen das Licht und die Bilder zur Stimmung bei. Jonze, der auch das Drehbuch schrieb, weiß seine Kamera bewusst einzusetzen. Außerdem trifft er an vielen Stellen genau die richtige Entscheidung um einer Szene am meisten Kraft zu geben. So ertappt man* sich dabei beschämt die Augen von der Sexszene zwischen Samantha und Theodore abzuwenden, obwohl man* nur einen schwarzen Bildschirm sieht. Gerade dieser Kniff ist es aber, der die Intimität dieser Szene deutlich macht. Gepaart mit einem bewusst gewählten Lichteinsatz und dem wahrscheinlich coolsten (Zukunfts)Szenenbild seid 2001 – A Space Odysee hat sich der Film zurecht unter die Nominierungen für Bester Film bei den Oscars (und vielen anderen Awards) katapultiert.

Her ist ein sensibler und einzigartiger Film, der mit viel Fingerspitzen Gefühl Fragen nach Liebe und Menschlichkeit stellt. Zusätzlich gelingt es dem Werk wunderbare Dinge, wie ein gute (und nicht sexuelle) Freundschaft zwischen einem Mann und einer Frau auf die Leinwand zu bringen (Phoenix und Amy Adams); Eine Art von Beziehung, die wir nur selten zu sehen bekommen. Auch wenn politische Themen, wie die Gefahr von Künstlichen Intelligenzen ausgeklammert werden, lässt er eine*n doch zufrieden aus dem Kino gehen. Denn so unüblich das Ende ist, die Probleme, die der Film ansprechen wollte, konnte er nur auf diese Weise zeigen. Manchmal ist weniger eben doch mehr.