“Initiative comes to thems that wait.”
Obwohl Alex gerade erst von den Gefängniswärtern vergewaltigt worden ist , sitzt er nun höchstwahrscheinlich grinsend in der Ecke und schaut mir dabei zu, wie ich, trotz der Absicht, meinem eigenen Prokrastinationswahn zu entkommen, über eben dieses Zitat nachdenke.
Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, die Literaturrecherche für meine Hausarbeit mit dem Packen von Kisten und dem Hören dieses Hörbuchs zu verbinden.
Eigentlich wollte ich nur ein wenig Ordnung schaffen, damit es bald mit den Wohnbesichtigungen losgehen kann und somit auch meine Flucht nach Trier-Süd beschleunigt wird, aber mittlerweile verschwindet der schlecht gelegte Parkettboden unter einem mehr oder weniger kunstvoll gestalteten Chaos. Zudem müssten längst säuberlich verfasste Exzerpte meinen Schreibtisch (der sich auch schon länger meiner visuellen Wahrnehmung entzieht) säumen, weil ich in ungefähr einem Monat drei Hausarbeiten abgeben muss.
(By Abode of Chaos via flickr.com)
Aber mein innerer Schweinehund (der sicherlich mindestens so finster dreinschaun kann wie Kubrik) beweist mal wieder, dass er ein hochgradig perfides Arschloch ist und lotst mich in relativ unbefriedigende Situationen, die jedoch von interessanten Feststellungen gesäumt sind.
Zum einen ist mir aufgefallen, dass die Droogs in Burges´Roman einen ähnlichen Slang verwenden, wie die aufsässigen Zwerge in Finn-Ole Heinrichs Kinderbuch “Frerk, du Zwerg!“. Derartige Gedankensprünge verleiten mich dementsprechend dazu, Finn heute noch eine Mail zu schreiben, damit diese offene Frage schnellstmöglich einer für den weiteren Verlauf meiner Existenz überaus wichtigen Antwort weichen kann.
Des weiteren erwische ich mich im Moment permanent dabei, mir einzureden, dass das Schauen von Pornos, das Rumblättern in Erotik-Fotobänden und das Lesen von irgendwelchen Texten zum Thema Sex bereits der Vorbereitung auf eine meiner Hausarbeiten ( welche wie bereits erwähnt die Geschichte der visuellen Darstellung von Sexualität aufgreifen wird) gleichkäme. Da kam dieser Artikel natürlich wie gerufen. Da ich mich ohnehin zukünftig im Rahmen meiner Bachelorarbeit mehr mit meinem Geburtsland geschäftigen muss, kam mir das Thema des Artikels sogar doppelt entgegen. Es geht um Sexualität und Luxemburger. Entgegen weit verbreiteter Annahmen sind das zwei Begriffe, die sich durchaus vereinen lassen. Ich hatte mich damals, als die Produktionsfirma den ersten Aufruf für potentielle Interviewpartner startete, sogar gemeldet um mitzumachen. Neben der Tatsache, dass der Artikel mir weitere Gedankensprünge bescherte und somit seine schützende Hand über eine kleine Anne, die sich nur nicht zu intensiv mit Unikram beschäftigen sollte, legte, bin ich zugegebenermaßen auch echt gespannt auf dem Film und werde gerne eine Filmkritik an dieser Stelle veröffentlichen.
“Sweetheart come” – theatrical trailer from Jacques Molitor on Vimeo.
Kommen wir nun zu der/den letzten Feststellung(en), die ich an diesem herrlich unproduktiven Tag machen durfte: 1. Man sollte Menschen mit mangelndem Rhythmus-Gefühl jegliche Dinge abschneiden oder wegnehmen, mit denen sie bei einem Konzert Geräusche machen könnten. 2. Der norwegische Akzent beim Deutschsprechen ist unglaublich sexy. Und drittens: Ich bin ein bisschen verknallt.
Die Akkordeonistin Guro von Germeten trat gestern im Brunnenhof auf und vielleicht ist schlicht und ergreifend sie der Grund, warum ich heute ein wenig neben mir stehe und darauf warte, dass die Schaffenslust von selbst kommt. Die junge Norwegerin hat eigentlich Operngesang studiert, fühlt sich jedoch unter anderem jenen Seemannsliedern verbunden, die davon handeln, dass “man machmal eine Flasche Wein allein trinken muss, um überhaupt noch stehen zu können”. Der Titel ihres letzten Albums lautete “Bad Dreams and Good Nightmares” und fasst das, was diese Frau macht und kann recht gut zusammen. Ihre Musik und ihre Texte haben etwas aggressiv Reales, einen Hauch von etwas traurig Düsterem. Gepaart ist das Ganze dann mit schwarzem Humor, Raffinesse und Charme. Wenn Guro von Germeten schreit, dann tut sie es mit Stil.
Ich wurde schon lange nicht mehr so sanft von einem Live-Musiker mit in die Tiefe gerissen und deswegen bin ich ihr, sowie auch dem Brunnenhof dankbar für diesen schönen Moment gestern Abend. Ein Grinsen konnte ich mir dann leider trotz alledem nicht verkneifen, als mir mal wieder dargelegt wurde, dass vielen Konzertgängern weder die Gabe des leisen Flüsterns, noch jene des Im-Takt-auf-den-Tischklopfens gegeben ist.
Aber vielleicht vielleicht lass ich mich auch oft zu sehr ablenken von solchen Dingen.
So wie heute.
06/03/2013 at 20:24
Da uns der Schrägklopfer und Lautflüsterer persönlich bekannt ist, werden wir diesen auf jeden Fall noch persönlich abmahnen! Vielen Dank für den schönen Eintrag, den wir sehr gut nachvollziehen können…