Nun wollte ich meinen Post mit einem Zitat beginnen und bin auf der Suche nach etwas Geeignetem auf das hier gestoßen: „Wenn Sie heute Radieschen säen, können Sie morgen keine Ananas ernten.“ Wo der unbekannte Autor Recht hat, hat er Recht. Passen tut es trotzdem nicht zu dem, was ich eigentlich sagen wollte.
Ich möchte im Endeffekt nämlich nur ankündigen, dass ihr hier demnächst so etwas Ähnliches wie eine Wochenrück- und Vorschau zu lesen bekommen werdet.
Hier in Trier passiert nämlich ein wenig mehr, als nur die Ausstellung eines schmutzigen Unterhemdchens, die so manch einer aufgrund des Titels mit einem katholischen Rockfestival zu verwechseln vermag und ja: Es gibt ein Leben in Trier jenseits der verkaufsoffenen Sonntage (an denen man sich ohnehin im Zupport-Store einfinden sollte, da die Inhaber neben netten Gesprächen, meist auch Freibier anbieten an dem ach so heiligen Wochentag).
Diese Woche lud beispielsweise die künftige Ministerpräsidentin vom Rheinland-Pfalz, nämlich Malu Dreyer gemeinsam mit den Kreativen Trier zum Kaffee ein.
Die kleine Veranstaltung war gut besucht und da ganz unterschiedliche Vertreter der Kreativwirtschaft* anwesend waren, kam es auch zu interessanten Diskussionen.
Ein bisschen schmunzeln muss ich dann trotzdem, wenn ich mir so einige Gespräche anhöre, die geführt werden vor solch einer Veranstaltung. Zum einen erinnern sie mich an meine erste Konfrontation mit der teilweise in Erscheinung tretenden Politikverdrossenheit der Trierer und zum anderen geht es halt immer wieder um das Geplänkel um die Bezeichnung “Kreative”.
Was den politischen Part anbelangt, so bin ich recht schnell raus aus dem Spiel, da ich in Deutschland nicht wählen gehen darf. Ich bin an meine luxemburgische Wahlpflicht gebunden. Zudem ich muss ehrlich sagen, dass ich bei Veranstaltungen dieser Art, welche einer doch sehr sehr luxemburgischen Auffassung des Begriffs “Bürgernähe” folgen, im Großherzogtum schon weitaus öfter mit weniger Inhalt und dafür mehr mit Ehrenwein berieselt wurde.
Bezüglich der Bezeichnung “Kreative”, geht mir zugegebenermaßen die Diskussion darum, wer sich als solches bezeichnen darf, ein wenig auf die Nerven. Ich komme nicht umhin, ein weiteres Mal auf das Beispiel des Papergirl Trier Projektes zurückzugreifen.
Wie ich schon in einem früheren Post berichtete, kam es im Rahmen dieser Aktion teilweise zu Definitionsdebatten, bei denen man sich fragte, ob der eine oder andere nicht indirekt um ein Motorsägenmassaker flehte, das ihm dazu verhelfen könnte, das Brett vor dem eigenen Kopf loszuwerden.
Der Initiator des Projektes hat gar nicht erst danach gefragt, was Kunst ist, wer sich Künstler nennen darf und noch viel weniger hat es ihn interessiert, ob es okay ist, Kunst zu verschenken. Er hat es einfach gemacht. Und er wird es wieder tun.
Und für den kreativen Bereich gilt das Gleiche. Es hat was Absurdes, sich bei einem Begriff der von der Heterogenität der Definitionsansätzen lebt, einschränken zu wollen. Ich beziehe das sowohl auf jene, die sich davor scheuen, an den einzelnen Treffen teilzunehmen, da sie Angst haben, einer nicht vorhandenen Definition nicht zu entsprechen und zum anderen gilt das auch jenen, die sich aufregen, dass es jemand wagt, sich selbst als “kreativ” zu bezeichnen.
Es handelt sich bei “Die Kreativen Trier” um ein offenes, interdisziplinäres Netzwerk. Anders als vielerorts in Luxemburg, geht es weniger darum, wer mit wem mit schlechtem Sekt anstößt und darüber sinniert, wie man gemeinsam Geld aus dem Fenster schmeißen könnte und es geht auch nicht darum, sich gegenseitig die übersättigten Bäuche zu streicheln.
Wir haben es also mit einer Plattform für Kreativschaffende und -verbundene zu tun. Ich lebe zwar erst zwei Jahre hier, aber ich habe feststellen dürfen, dass es deren definitiv viele hier gibt. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mich freuen würde, wenn der ein oder andere anstatt im stillen Kämmerlein auf halbwegs hohen Niveau zu jammern, den Weg zu einem Netzwerktreffen beschreiten würde. Denn wenn es einen Bereich gibt, in dem falsche Scheu definitiv nicht konstruktiv ist, dann ist es dieser.
Da ich selbst erst vor kurzem angefangen habe, nach dem Prinzip “Ne Stadt ist das, was du draus machst” zu agieren, bin ich sehr dankbar für Ratschläge, Feedback und Einblicke in die Arbeit anderer gewesen. Mehr als einmal hab ich hier kund getan, dass ich die “Sharing culture”-Idee für sehr ansprechend halte, und diese bezieht sich halt keineswegs nur auf jene Phänomene, die sich in der Netzwelt abspielen, sondern auch auf eine allgemeine Haltung, bezüglich der Weitergabe und dem Teilen von Kompetenzen in der Offline-Welt. Daher spreche ich mich dafür aus, dass man in Trier davon profitieren sollte, dass es eine Möglichkeit zum Austausch gibt.
Es besteht weder ein Zwang zur Friede, Freude, Eierkuchen-Atmosphäre, noch müssen wir uns gegenseitig alle unglaublich toll finden.
Aber das mit dem Plänkeln, das kann man auch machen, nachdem man vorbeigeschaut hat.
Ihr seid also herzlich willkommen.
(* Hier findet ihr einen interessanten Blogpost, der sich mit den verschiedenen Definitionsansätzen auseinandersetzt.)
Leave a Reply