Sneak Previews sind schon etwas Großartiges. Nichts ist schöner, als einen guten Film vor dem Releasedatum auf der großen Leinwand zu sehen. Und das auch noch für wenig Geld. Die beste Sneak-Erfahrung für mich bleibt nach wie vor der Abend, an dem ich The Dark Knight vier Wochen vor der Veröffentlichung im Original im Kino am Friedrichshain gesehen hab.

Die Spreu vom Weizen

Traurigerweise birgt eine Sneak auch das Potenzial für böse Überraschungen in sich. Im schlimmsten Fall (zumindest für mich) ist es ein Horrorfilm (manch eine*r – hust, ich – bekommt davon Albträume) und bei simplem Pech sieht man schlicht und weg einen schlechten Film.

Nun gibt es schlechte Filme und SCHLECHTE Filme. Ich weiß nicht, wie es euch da draußen geht, aber es gibt Tage, an denen man* einfach nur etwas explodieren sehen, über Blödsinn lachen oder den*die Schauspieler*in seiner Wahl anhimmeln will. Solche Filme können glücklich machen, gar einen beschissenen Tag doch noch zu etwas werden lassen.

The Legend of Hercules gehört eindeutig nicht in diese Kategorie.

Via flickr by Offical U.S. Navy Imagery

battleship

Battleship zum Beispiel ist einfach nur großartig auf seine eigene unlogische Art.

Antike Fast Forward

Ich will nicht mal die Historikerin und Archäologin raushängen lassen. Da könnte man* z.B. schon damit anfangen, dass Herkules im griechischen Herakles heißt. Hilfreich wäre es auch gewesen zumindest ein Buch zu lesen, denn dann hätten hinter der Kamera und am Schreibtisch rudimentäre Fehler vermieden werden können. Beispielsweise Gladiatorenkämpfe in Griechenland (vor den Römern, vorm Hellenismus, vor der Klassik und der Archaik – ‘tschuldigung, aber für irgendwas hab ich ja sieben Jahre studiert). Nett hätte es der ein oder die andere vielleicht auch gefunden, wenn tausendjahrelange ägyptische Geschichte nicht auf einen billigen Stargate-Verschnitt reduziert worden wäre. Auch Caesars Siegeskranz hat im vorrömischen Griechenland wenig zu suchen. Die Liste ist lang! Mit Sicherheit gibt es genug arbeitslose Altertumswissenschaftler*inn*en, die liebend gern, auch für wenig Geld, auf diese Wikipedia-Weisheiten hingewiesen hätten. Aber ich versteh schon, googeln ist schwer!

Via Wikimedia Commons

herkules

Man* hätte meinen können, dass The Legend of Hercules auch die zwölf Heldentaten einschließen würde. Aber warum auch.

Aber traurigerweise scheitert dieses Glanzstück von CGI-Scheiße einem Film nicht an solch lächerlichen Details. Trotz der weitverbreiteten Annahme, dass Historiker*inn*en  (unauthentische) historische Filme nicht genießen können, gehen viele Geschichtsinteressierte gerne ins Kino um Werke dieser Art zu bewundern. Filme wie 300 zeigen sogar, dass sie so begeistert sind, dass ganze Aufsätze dazu geschrieben werden (wobei 300 natürlich eine Comicverfilmung ist und damit die Rezeption der Rezeption, aber das nur am Rande). Letztendlich steht und fällt jeder Film mit seiner Geschichte, seinen Bildern und seinem Schauspiel.

Es ist halt schwierig Menschen zu begeistern, wenn man auf all diesen Feldern versagt. Kellan Lutz kann nicht schauspielern. Die anderen daneben geben sich Mühe, aber haben bei dem miserablen Drehbuch keine Chance. Der Vater von ‘Herkules’ wirkt einfach nur in seinem IQ beschränkt, die Motive der Mutter versucht man* vergeblich zu verstehen. Die wunderschöne Prinzessin aus Kreta (Helena lässt grüßen – war übrigens auch vor den Römern, die Illias, Troja und so) ist eine der schlimmsten Damsel in Distress, die ich seit langem gesehen hab und ‘Herkules’ Bruder wurde auch nur gecastet, weil er verrückt gucken konnte. Zu den weiblichen Figuren sage ich einfach nichts, den Teil könnt ihr euch wahrscheinlich selber denken.

Die Philosophie des Miserablen

Der Plot hat Abgründe so tief wie der Tartaros (ha, seht ihr was ich hier gemacht habe!) und springt schneller von einer Station zur nächsten als man* ‘Wirklich?’ rufen kann. Trotzdem ist es ein Film der eine*n wirklich zum Nachdenken bringen kann. Ständigen schossen mir Fragen durch den Kopf. ‘Warum sind da so viele Pollen in der Luft?’, ‘Wieso liegen da jetzt Blätter?’ oder auch einfach nur ‘Und wo kommt jetzt das Löwenfell her?!’

Ich bin unendlich dankbar, dass es mir meine 5 € ermöglicht haben so großartige Zeilen gehört zu haben wie ‘Vater, ich glaube an dich’ (nur so bekommt ‘Herkules’ am Ende seine Macht und ich muss euch enttäuschen, er leuchtet nicht einmal!) oder tiefschürfende Dialoge wie: ‘Wovor hast du Angst’, ‘Ich haben nur vor einer Sache Angst, deiner Abreise’. Gekürt wurde dieses Meisterwerk aber durch die schlechteste Schlachtrede in der Geschichte des historischen Films. Ich möchte es nicht wagen euch zu spoilen, aber das Wort ‘immens’ fällt in sehr holprigen Kontexten.

Es gibt viele tolle historische Filme, die nicht viel mit historischer Realität zu tun haben. Braveheart steht nicht ohne Grund in meinem DVD-Regal (in diesem Zusammenhang möchte ich meine Dozentin zitieren: ‘Alles an dem Film ist historisch falsch, aber die Folter haben sie ziemlich gut getroffen’). Auch Gladiator war sehenswert, wenn auch weit von historischer Korrektheit entfernt. Filme über antike Myhologie können toll sein. Troja hat trotz einiger Fehlbesetzungen Spaß gemacht und ja, ich gebe zu, sogar Kampf der Titanen hat irgendwie funktioniert, aber The Legend of Hercules… Nein, einfach nein.

Via flickr by Burp Hammie

braveheart

“Freedom!”

Spart euch das Geld! Ich bitte inständig darum. Filme wie dieser dürfen nicht mehr produziert werden. Jeder Euro, Dollar, Yen oder andere Währung eurer Wahl, die diesem Monster in den Rachen geworden werden, sind zu viel. Percy Jackson stellt nicht nur authentischer (ich hätte nie gedacht, dass ich das sagen werden) griechische Mythologie dar, sondern ist auch ein wahres Meisterwerk dagegen.

BLEIBT weg von diesem Film! Geld wurde nie mehr verschwendet und wenn euch die Lust auf antike Action packt, werft 300 noch einmal in den DVD-Player. ‘This is Sparta,’ never get’s old.