Man kann nicht anders, als dankbar sein, wenn eine Band schon so einen bekloppten Namen hat, dass man sich keinen Titel mehr überlegen muss. Anstatt der letztjährigen Namenskombination “Shaban & Käpt’n Peng” ist der Käpt’n Wortlaut jetzt mit griechischer Sagenwortspielvergewohltätigung unterwegs. Warum ich hier so viele unnötig komplizierte und abstrakte Begriffe nutze? Nehmt es einfach als Test hin, der festlegt, ob ihr etwas mit der Scheibe “Expedition Ins O” anfangen könnt.

Der erste Gedanke bei den Wortwasserfällen und Reimcollagen, die Peng auf uns loslässt, war: “Ich muss Anne davon berichten!”. Mein zweiter Gedanke, der mir sehr schnell die Schamesröte ins Gesicht trieb und mich Annes Facebook-Chronik durchforsten ließ war: “Scheiße! Ich glaub’ sie hat was zu Peng geschrieben und sie weiß dann, dass ich ihre Posts nie lese (und viel zu selten teile)!” Die Wahrheit lag irgendwo dazwischen. Hoffentlich.

3158305174_9fdf905e6aPengs Modetrend vom Eimer-Kopf setzt sich bis ins Tierreich durch. By Paul Kidd

 Okay. Vielleicht musste ich auch an Anne denken, weil “Expedition Ins O” von der ersten Sekunde an klar macht, dass es um die Inhalte geht und nicht darum möglichst toll und glänzend produziert zu sein. Manch einer wird sogar abgeschreckt sein von einem Sound, der aus der Nachbargarage stammen könnte (ich wohne in Trier-West und die Dinger sind zumindest hier bescheiden isoliert). Auch Pengs Stimme ist nicht die Offenbarung für deutschen HipHop/Rap, aber bei Cro hat das auch niemanden interessiert (Wer? Der H&M-Designer mit der Pandamaske und dem Satan-Kreuz drauf).

Jetzt aber endlich zum Album selbst. Warum ist es durchaus ein Anwärter auf das cleverste HipHop/Rap-Album diesen Jahres? Nun, Zitate wären ein guter Anlaufpunkt. Allein der Track “Champagner & Schnittchen” liefert genug würdige Zeilen, die den Rahmen dieser Kritik sprengen würden. ich scheue mich auch hier einzelne Versatzstücke zu liefern, da ich anderen Zeilen wiederum nicht gerecht werden würde. Jeder, der die deutsche Sprache nicht aus irgendeinem Grund verabscheut wird auf “Expedition Ins O” seine Liebe zum Wortwitz und Absurdität neu entdecken. So viel kann ich versprechen.


Peng nimmt sich nicht ernst… und ich ihn auch nicht.

Dabei ist es besonders angenehm, dass man nicht mit den immer gleichen Beatboxes und Sounds aus dem Computer bombardiert wird, sondern die Tentakel von Delphi eine echte Band darstellen. Ja, Rap-Musik funktioniert auch mit echten Instrumenten. Und diese Instrumente können in einem nach ihnen benannten Track sogar die DubStep-Szene auf die Schippe nehmen ohne dabei lächerlich zu klingen.

Ihr müsst eine gewisse Schmerzgrenze überschreiten, um euch auf Käpt’n Peng einzustellen. Der alte Sci-Fi-Filme vergötternde Peng und seine Crew stellen den absurden Schwachsinn über alles und so merkt man manchmal gar nicht, dass dieser vermeintliche Schwachsinn in Wirklichkeit sogar Philosophie-Grundkurse und sozialkritische Alltagsprobleme mit ins Boot nimmt. Auf “Expedition Ins O” erwartet euch bis auf ein paar, nicht ganz so gelungene Stücke ein Wortschwall, der gut und frisch inszeniert noch auf Monate bei Laune halten dürfte.

“Expedition Ins O” ist eine dieser Platten, die mit schierem Wortwitz und genug Selbstironie beweisen, dass Rap nicht immer nur von Gehabe, Respekt und sexuell expliziten Inhalten handeln muss. Käpt’n Peng umarmt mit seinen Tentakeln die weiten Möglichkeiten des Wahnsinns und klingt dabei auch noch so locker und lässig, dass es schwer fällt diese Musik nicht zumindest als optimistischen Blödsinn zu feiern. Man darf aber auch gerne mehr davon halten. Das tue ich zum Beispiel.