Die Welt ist nicht untergangen! Ich gebe zu diese Schlagzeile ist nicht mehr ganz so frisch, aber irgendwie passt sie doch zu dieser Jahreszeit. Haben wir doch gerade einen Jahreswechsel hinter uns gebracht, der wie seit 1999/2000 nicht mehr mit dem drohenden Weltuntergang aufgehyped war. Und auch wenn (Überraschung!) an der ganzen Maya-Kalendergeschichte nicht so viel dran war, wie manch ein*e verrückte*r Esoteriker*in behauptet hat, so steht die ganze Sache doch symbolisch für das was wir mit Silvester hinter uns haben. Das Ende eines weiteren Jahres. Und auch wenn weder der Golfstrom abgekühlt ist, eisige Stürme die Welt umhüllt haben noch Aliens auf diesem Planeten landeten, so regt dieser Feiertag doch zum Nachdenken über Vergangenes an. Und nachdem einige der anderen Verrückten hier schon vorgelegt haben, so ist es wohl auch in unserer Filmkolumne Zeit, diesen Grundgedanken in eine Form zu gießen: Den Filmjahresrückblick!

Nun muss ich euch, nachdem ich das ganze hier ein bisschen dramatisiert habe gleich wieder enttäuschen, denn natürlich könnte ich über die bombastischen, die ach so meist erwarteten Filme sprechen, wie die drei Großen der Comicwelt: Batman, Spiderman und Avengers. Oder ich könnte die Fantasyfreunde glücklich machen, die mit dem Hobbit endlich wieder Neuseeland – äh – ich meine Mittelerde bereisen durften. Oder wir könnten eine hoch philosophische, intellektuelle Diskussion über Ruby Sparks oder auch Safety not Guaranteed anstoßen. Aber egal wie ich es angehen würde, ich könnte hier niemanden zufrieden stellen. Die Einen werden weinen, weil ich wieder nur über CGI und AAA-Produktionen spreche und die Anderen werden sagen, dass wieder einmal nur amerikanische Independentfilme thematisiert werden. Und was ist überhaupt mit Dokumentationen oder von den Kritiker*innen in den Himmel gelobten Produktionen wie How to Survive a Plague? Ihr seht das Problem – Es liegt in der Sache selbst, dass ich niemals alle Leser*innen zufrieden stellen werden.

Gott sei Dank muss ich das aber auch nicht. Und das Schöne an DGDWZG ist, dass unsere Seite von den Blickwinkeln der Autor*innen lebt und ihr wisst, dass ihr hier nur die Meinung einer Person lest. In dieser Tradition treffe ich die Entscheidung das zu tun, was eh mehr meinem Charakter entspricht: Nach vorne und nicht zurück zu sehen. Und wer jetzt wirklich enttäuscht ist, dem möchte ich folgendes Video empfehlen, denn seien wir ehrlich, Filme sind und bleiben nicht nur multimedial, sondern auch visuell, daher hier ein Video*, dass euch zeigt, was das Jahr 2012 zu bieten hatte.

Nach dieser kleinen Einstimmung nun eine kleine Top-5-Liste an Filmen, die ihr meiner Meinung nach 2013 nicht verpassen solltet:

  1. In den USA schon angelaufen und seit dem 3. Januar auch in Deutschland auf der Leinwand zu sehen, ist er zwar kein Blockbuster, aber ein kleiner Film mit zwei sehr bekannten Leuten in den Hauptrollen (und anderen in den Neben-). Menschen sollen sagen was sie wollen über The Hunger Games (Die Tribute von Panem), aber wenn eine Sache klar ist, dann dass von Jennifer Lawrence schauspielerisch noch viel zu erwarten ist, die ersten Nominierungen trudeln jedenfalls auch so langsam ein. Der Film Silver Linings Playbook erzählt eine Geschichte, bei der mensch zuerst einmal denkt: Das habe ich fast schon zu oft gesehen. Mann hat eine Krise, ist festgefahren in seinem Leben und trifft plötzlich eine mehr oder weniger durchgeknallte Frau, die ihm die Augen öffnet. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich das Manic Pixie Dream Girl nicht mehr sehen kann, so lässt der Trailer doch hoffen, dass sich mehr dahinter verbirgt und erfrischend Neues in die Geschichte einfließt. Der Vorgeschmack stellt  den*die kritische Zuschauer*in bereits vor die Wahl, den Film wegen beschriebenen Klischees mit Vorurteilen zu sehen oder aufs Neue optimistisch zu sein und nicht nur exzellente Schauspielende, sondern genauso tiefe Charaktere zu sehen. Nicht nur die beiden Hauptdarsteller*innen, sondern auch der Oscar prämierte Regisseur lassen uns auf ein frühes Highlight in diesem Jahr hoffen.
  2. Ich gestehe ich habe eine sehr ausgeprägte Schwäche für den guten alten Zombiefilm und auch wenn ich mich freue, dass mit Shaun of the Dead und Zombieland, dieses kleine Subgenre mittlerweile gar nicht mehr so klein ist, so habe ich das Buch Mein fahler Freund (im Orginal Warm Bodies und ja die haben da wirklich so übersetzt!) mehr als kritisch beäugt. Nachdem mit dem unsäglichen Twillight-Mist Vampire nicht nur zu glitzern anfingen, sondern der Vampirfilm auch wieder populär wurde und die Werwölfe, Feen und Engel nach und nach der verhassten RomCom zum Opfer fielen (in Film und Buch), war es leider abzusehen, dass auch der ach so blutige Zombiefilm nicht mehr lange sicher war. Und liest mensch die Zusammenfassung des Inhalts, dann kann es dem Fan von Blut, Gemetzel und Gesellschaftskritik nur kalt den Rücken runterlaufen, dass es Anfang Februar nun ein romantischer Film mit Untoten in die Kinos schafft. Doch… sind es nur meine Abwehrmechanismen, die bei diesem Filmchen aussetzen oder habt ihr auch Spaß wenn ihr das seht? Ob es nun das Setting, der Humor, Geschmacksverirrung oder der witzige Ansatz, die Geschichte aus der Perspektive eines Zombies zu erzählen ist. Der Trailer lässt zumindest Freude aufkommen und könnte ein genussvoller Start ins Jahr sein. (Ach ja und ein netter Nebeneffekt ist, dass das sehr lesenswerte Buch von Isaac Marion jetzt auch im Deutschen Warm Bodies heißt)
  3. Bleiben wir bei Zombies. Warum? Weil ich kann!  Jede*r, der*die sich genauso Fan schimpft wie ich, wird schon einmal etwas von Max Brooks‘ The Zombie Survival Guide gehört haben, der alles entscheidende Tipps zum Überleben der Zombiekalypse gibt (auch wenn Johannes zurecht jetzt einwerfen wird, dass die bevorzugte Kaliberwahl Brooks’ von .22 lfB nicht konsequent zu Ende gedacht wurde, weil 9 mm oder .45 ACP im amerikanischen Raum verbreiteter sind – Aber ich schweife ab). Der große Erfolg des Buches ließ eine Fortsetzung unvermeidlich erscheinen (wobei die Lektüre des Guides und der Aufbau beider Bücher darauf schließen lässt, dass es vielleicht schon von vornherein so geplant war). World War Z ist ein Buch, das nicht nur wegen des Themas interessant ist, sondern auch wegen der Art und Weise wie es geschrieben wurde. Es handelt sich nicht um eine in sich geschlossene Erzählung, bei der der*die Leser*in ein oder mehrere Personen verfolgt, sondern um eine fiktive Sammlung von Berichten, die nach dem eigentlichen Unglück entstanden sind und so den Verlauf des Ausbruchs der Zombieseuche beschreiben. Mit dieser Information im Hinterkopf, kann mensch sich vielleicht vorstellen, dass der Trailer, der Ende 2012 erschienen ist nicht nur Euphorie, sondern auch Skepsis aufkommen lässt, denn schließlich lässt sich diese Erzählform nicht gut Eins-zu-Eins visuell umsetzen. Was aber umso interessanter wirkt sind die dargestellten Zombies, die nicht bloß 28-Days-Later-schnell wirken, viel mehr scheinen sie Insekten gleich, die ihre Opfer auch in hohen Gebäuden erreichen können. Auch wenn der Trailer schon andeutet, dass sich der Film vom Buch löst, heißt das noch lange nicht, dass der Film nicht großes Unterhaltungskino werden kann… und letztendlich, wie viele (mehr oder weniger gute) Zombiefilme gibt es? Mensch nimmt was er kriegen kann!
  4. Nach so viel Tod und Zerstörung, bleiben wir doch dabei… aber vielleicht mit einer Prise gutem altem britischen Humor. Lange mussten wir warten und endlich ist es soweit. Der dritte und letzte Teil von Simon Peggs und Edgar Wrights Blood and Ice Cream Trilogy läuft dieses Jahr ENDLICH an. Nachdem sie dem Zombiefilm ordentlich eingeheizt haben (und das auch noch mit den klassischen langsamen Zombies) und danach mit Hot Fuzz Filmen wie Gefährliche Brandung oder Bad Boys humorvollen Tribut zollten, dürfen wir uns mit The World’s End auf einen waschechten Katastrophen/SciFi-Film freuen, der abermals einen humorvollen Blick auf ein ganzes Genre werfen wird ohne dabei zu sehr in Klamauk abzurutschen. Da der Film erst im August in die Kinos kommen wird ist über den Plot noch nicht viel bekannt, und bis auf ein Plakat sind auch noch keine Bilder erschienen, aber wenn Nick Frost und Simon Pegg zusammen das Drehbuch von Wright und Pegg umsetzen, dann kann es eigentlich nur großartig werden. Soviel weiß mensch aber schon: abermals spielt ein Pub eine wichtige Rolle.
  5. Last but not least noch etwas fürs Auge. Jesse Eisenberg, Mélanie Laurent, Morgan Freeman, Michael Caine, Woody Harrelson und Mark Ruffalo. Allein diese Zusammenkunft von Hollywoods Besten lässt Kinoherzen höher schlagen. Freunde von Filmen über Magie können gespannt sein, denn mit Now you see me wird die Leinwand mit einem Film erleuchtet, der vom Setting her an The Prestige oder The Illusionist erinnert, gewürzt mit einer Prise Man on a Ledge und Oceans 11. Mehr will ich nicht verraten, lasst einfach den Trailer auf euch wirken.

Diese fünf Filme sind natürlich nur ein Bruchstück dessen, was in den Lichtspielhäusern zu sehen sein wird. Daneben gibt es große Produktionen wie Star Trek – Into the Darkness, Hitchcock, Machete Kills, Chroniken der Unterwelt – City of Bones, Man of Steel und nicht zu vergessen A Good Day to Die Hart, die manch eine*n begeistern oder in den Wahnsinn treiben werden.

In diesem Sinne und lieber spät als nie: Hoch die Tassen, Prosit Neujahr und auf eine gut Zeit im Kinosessel!

*Vielen Dank an Sarah, die mich auf dieses kleine Prachtstück aufmerksam gemacht hat.