Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich meiner nahezu täglichen BUS-WUT freien Lauf lassen soll. Dann denke ich mir aber auch immer gleich wieder, dass ich bestimmt übertreibe und das bestimmt nur Ausnahmen sind, die einen auf die Palme bringen. Mein Blutdruck und eine lange Zugfahrt von Berlin nach Trier haben mich letztendlich überzeugt, dass ein paar Grundsätze auf Papier oder zumindest Blog gehören. Im Folgenden werden Dinge dargelegt, die nicht unbedingt die Ansichten der restlichen Redaktion sein müssen.

Vorne weg sei noch gesagt, dass sich JEDER angesprochen fühlen darf und die Bus-Bibel gerne erweitern und predigen darf. Folgende Punkte sind mir von den Altersklassen 8 – 88 aufgefallen und machen auch vor sozialen Schichten und Uhrzeiten keinen Halt. Und denkt immer daran: Ausnahmen bestätigen die Regel!

Bus
via flickr von estan – Helft, Bus fahren so friedlich zu gestalten, wie dieses Exemplar aussieht!

1. Grüß’ den Busfahrer!

Ist das nicht logisch? Was ist los mit euch? Sagt ihr euren Mitbewohnern/Eltern/Freunden oder wenn ihr zu Gast seid nicht auch “Hallo” oder dergleichen. Es ist ein klitzekleines Wort, welches ihr gerne blumig umschreiben dürft. An manchen Tagen tut es auch ein Nicken. Aber einfach so reinstapfen, die Busfahrkarte (etc.) rauspacken ohne den Fahrer eines Blickes zu würdigen, ist unterste Schublade.

Den Leuten an der Wurst-Theke im Supermarkt sagt ihr doch auch “hallo” und brüllt nicht einfach “100 Gramm von der da hinten links. Aber bitte ZACK, ZACK!”. Wenn ihr das nächste Mal in einen Bus steigt, dann grüßt den Busfahrer doch einfach mal. Das kann wahre Wunder bewirken, wenn eine Tür nicht aufgeht oder der Fahrer die Kurven ziemlich scharf nimmt. Dann spricht man den Fahrer freundlich an und das wird schon. Ein geheimer Geheimtipp noch oben drauf: In diesen Fällen solltet ihr eure Sätze mal mit “bitte” enden lassen. Unglaublich, aber wahr!

2. Steig’ vorne ein und stell’ dich an!

Ich hör schon die ersten jammern und den Kopf schütteln. An der Uni ist es so voll, dass es doch viel schneller und praktischer ist, wenn man einfach ALLE Türen nutzt, um einzusteigen. Zu solchen Aussagen kann ich nur entschieden NEIN sagen. Gründe dafür gibt es genug und der erste hängt mit der verhängnisvollen Zugfahrt von Berlin zusammen.

Menschen die in fahrende Objekte (Bus, Bahn, etc.) einsteigen, sind in der Lage sämtliche andere Menschen auszublenden. schon mal aus einem Zug ausgestiegen? Da lungert immer eine Meute an beiden Seiten des Ausgangs, dass es einem bange sein muss, ob gleich der nächste Spießrutenlauf ansteht. Ob Opa oder Schulkind, da wird gedrängelt, was das Zeug hält, bevor die letzten aus dem Verkehrsmittel steigen konnten. HACKT’S NOCH?! Man sollte das auf Video aufzeichnen und den Leuten zuschicken, damit sie sehen, dass sie sich anstellen, dass es der Hauskatze wahrscheinlich schon peinlich ist. Wenn ihr aber vorne einsteigt und alle anderen (ich weiß, dass tun sie leider nicht immer) hinten aussteigen, kommt es nicht zu so blödem gequetsche.

Aber viel zu viele Menschen scheinen Angst zu haben, dass IHR von GOTT vorgesehener Sitz- und/oder Stehplatz weggeschnappt wird, wenn sie nicht schnellstmöglich in den Bus kommen. Ist das Grund genug, sich vorzudrängeln, an Menschen vor sich vorbeizuhuschen und denen den eigenen Rucksack ins Gesicht drücken, um ein paar Sekündchen früher im Bus zu sein? Wer meint, dass er bei einem solchen Verhalten souverän, charmant oder sonstig positiv wirkt, der malträtiert wahrscheinlich auch neu geborene Hunde-Babys.

Das klingt alles sehr diszipliniert (und Überraschung! Es hat auch mit Disziplin zu tun), aber wollt ihr in der Cafeteria auch jederzeit mit euren Ellenbögen euren Platz in der Reihe behaupten müssen? Wollt ihr im Bürgeramt dauernd von Leuten in der Schlange überholt werden oder im Supermarkt über das Fließband rennen, um euch Vorteile zu verschaffen? Und das Wichtigste überhaupt an der ganzen Sache: Nur wenn ihr vorne einsteigt, könnt ihr Punkt 1 nachkommen und den Busfahrer grüßen.

3. Durchgehen!

Manch einer kann der festen Überzeugung sein, dass die Gravitation im vorderen Bereich von Bussen erheblich zunimmt und es den armen Passanten erschwert bis zum Ende des Busses zu gelangen. Besonders in den langen Bussen kommt es gerne vor, dass sich sogenannte INTELLIGENTE UND LERNFÄHIGE Lebewesen vor der ersten Ausgangstür stauen, um bösartigen Müttern mit grauenhaften Kinderwägen den Weg zu versperren und Fahrradfahrern genüsslich den Finger zu zeigen.

Was ist so unendlich schwer daran, den Bus bis zum Ende durchzugehen? Entweder setzt ihr euch (dazu kommen wir auch noch!) und wenn alles besetzt ist und immer mehr Leute einsteigen, dann geht man schon mal durch. Was spricht dagegen? Dass da jemand sitzt, mit dem ihr euch unterhalten wollt. MEINE FRESSE! DANN HABT IHR HALT FUCKING PECH GEHABT! ES IST EIN BUS UND KEIN CAFÉ! TELEFONIERT UND/ODER TREFFT EUCH, ABER LASST DIE LEUTE NICHT IM FLUR STEHEN, NUR WEIL IHR MENSCHEN JETZT. GERADE. UNBEDINGT. AUF DAS WETTER ANSPRECHEN MÜSST. Wenn es so wichtig/privat wäre, dann würdet ihr doch wohl kaum im Bus drüber sprechen, oder!? Euer Karmalevel beim Busfahrer sinkt übrigens rapide, wenn die Zauberformel “Durchgehen!” genervt aus dem Lautsprecher tönt.

Old Man Guatemala
via flickr von shotbygary – Ihr würdet diesem Mann also nicht Platz machen? SCHANDE auf euer Würstchen-Haupt!

4. Platz da!

Oft sieht man, dass ein Platz frei ist. Das große Problem: Iiiiiiiiiiieh! Da sitzt ja einer auf dem Platz daneben. Stellt euch nicht so an. Wenn der andere nicht grad bestialisch stinkt oder eben leider so breit gebaut ist, dass die recht schmalen Busplätze keinen Sitznachbarn zulassen, dann setzt euch gefälligst hin und steht nicht im Weg rum! Aber es ist natürlich nicht nur so, dass die Leute, die sich nicht setzen wollen schuld sind. Auch die schon sitzenden Fahrgäste arbeiten oft und gerne mit perfiden Mitteln, um euch vom Sitzen abzuhalten.

Eine Tasche bekommt keinen eigenen Sitzplatz. Das tut mir manchmal wirklich Leid (und zählt nebenbei nicht für Reisekoffer, wobei solche Leute das Risiko und die Unbequemlichkeit des Reisens mit großem Gepäck in Bussen kennen sollten. Duh!), aber auch größere Taschen bekommt man irgendwie auf seinen Schoß. Nehmt eure Taschen bitte selbst weg, anstatt demonstrativ aus dem Fenster zu schauen. Achtet ein wenig, ob da Leute stehen. Ihr müsst sie ja nicht gleich ansprechen, wenn euch das unangenehm ist. es ist auch den stehenden Leuten oftmals unangenehm nach dem Platz zu fragen. Das ist aus meiner Sicht zwar schade, aber durchaus verständlich. Wenn so ein stummes Zusammenspiel von Fremden klappt. Geht es beiden besser. Der eine ist befreit von Schuldgefühlen und der andere darf/kann sitzen.

Der nächste Punkt zum Thema “Platz da!” geht vorzüglich an Männer. Macht die Beine nicht so BREIT und hängt nicht auf den Stühlen, als würdet ihr auf den nächsten (UNVERDIENTEN) Blowjob warten!! Nicht nur, dass man der Evolutionstheorie in solchen Situationen den Gefallen tut, die Ähnlichkeit zu Primaten ziemlich deutlich zu machen. Nein! Es signalisiert den umliegenden Menschen aktiv, dass dieser Platz und das Umland Territorium sei, welches es nicht zu betreten gilt. Nun, hier ist eine verdammt UNANGNEHME Nachricht für all diese Eierbaumler (und Frauen, die meinen die Beine in einem Origami zu überschlagen, welches das Sitzen für Nachbarn unmöglich macht)! ES IST EIN ÖFFENTLICHES VERKEHRSMITTEL UND GEHÖRT DER STADT UND NICHT EUCH, NUR WEIL IHR EINE FAHRKARTE HABT!

Der letzte und wichtigste Punkt auf der “Platz da!”-Liste ist “MITGEFÜHL”. Das ist keine Erfindung des britischen Historien- und Literaturverfilmungszweiges, sondern eine tatsächliche Eigenschaft. Wenn ihr einigermaßen fit auf den Füßen seid, dann lasst Verletzte (Menschen mit Krücken zum Beispiel!), ältere Herrschaften und Kleinkinder Platz nehmen. Dazu muss ich hoffentlich nichts mehr sagen. Es gibt zu viele Gründe, warum sich so ein Verhalten gehört! Ihr seid alten Menschen (von mir aus) nichts schuldig, aber so ein BISSCHEN Nächstenliebe und Rücksicht kann doch nicht zu viel verlangt sein (Wenn nicht, seid ihr wahrscheinlich auch Menschen, die sich in Züge hereinwerfen und dabei versuchen möglichst viele Knochen zu brechen!).

5. Entschuldigen Sie, bitte!

Wenn ihr aus dem Bus müsst und dafür an jemandem vorbei müsst, dann könnt ihr zwei Dinge tun. Man kann dem Arschloch, dass da meint die Berechtigung zu haben, Raum auf diesem Planeten auszufüllen, zu zeigen, was es für ein wertloses Stück Dreck ist und sich wortlos und ohne diesen Materiehaufen eines Wortes und Blickes zu würdigen an ihm vorbeiquetschen und diesen auch gerne mal wegdrängen. Man könnte aber auch – und jetzt wird es TOTAL VERRÜCKT – sagen: “Entschuldigen Sie, bitte. Ich muss gleich aussteigen. Würden Sie mich bitte raus/vorbei lassen?” Es reichen sogar nur Fragmente dieses kleinen Monologs, um für einen reibungslosen Vorgang des Aussteigens zu sorgen. Wie bereits erwähnt, fällt es manchen Menschen schwer Fremde anzusprechen. Das ist in Ordnung, aber wenn ihr Bus fahren wollt, dann sind diese kleinen Dinge unumgänglich, wenn ihr tatsächlich mal eine angenehme Busfahrt hinter euch bringen wollt.

Gentlemen - 1675
via flickr von CGoulao – Der Gentleman ist für viele ein Anachronismus. Zu Unrecht!

Es gibt bestimmt noch viele andere Dinge, die man im Bus tun könnte, um für eine friedliche Koexistenz sorgen zu können. Die Kopfbedeckung abnehmen gehört übrigens nicht dazu. Ich HASSE es zwar, wenn Leute in Gebäuden ihre Mützen (etc.) auf behalten, doch in einem Fahrzeug ist das absolut in Ordnung. Ihr seid schließlich weiterhin unterwegs und nicht zu Hause (auch wenn sich manche so verhalten). Ihr könntet auch davon absehen allzu besoffen in einen Bus zu steigen, den Busfahrer Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Körper eurer oder seiner Mutter anzuhängen und obendrein noch den Bus voll zu reihern. Denkt dran: Karma!

Aber es geht so viel unglaublich viel Energie verloren an all der menschlichen Inkompetenz, der man täglich in Bussen begegnet, dass es einfach ECHT nicht mehr schön ist. Habt ihr noch mehr Regeln oder haltet den ganzen Schmarn für Unsinn? Dann regt euch in den Kommentaren ordentlich ab. Ich habe selbiges schließlich mit diesem Blog-Eintrag getan. Denn denkt dran: So ein BISSERL Etikette ist gar nicht so verkehrt!