Jede Woche passieren Dinge, über die man sich aufregen kann. Und jede Woche passieren Dinge, über die man sich aufregen muss.

Als passionierter Aufreger übernehme ich gerne diesen Part für euch! Katharsis! Ich rege mich auf, damit ihr in Ruhe schlafen könnt. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Und viel Wut im Bauch.

Bubble Tea

Ich bin ja leicht asiaphil, will heißen, dass ich eine kleine Schwäche für die asiatische Kultur, aber vor allem für die asiatische Küche habe. Die ist, finde ich jedenfalls, eher leicht und geschmacklich sehr pointiert, wohingegen die deutsche hauptsächlich auf einer Mischung aus Sahne, Fleisch und Kartoffeln zu basieren scheint, mit leichter Neigung zu Fett. Ist natürlich eine grobe Vereinfachung, klar, aber dann wäre es ja auch nicht lustig.

Asien scheint jedenfalls immer beliebter zu werden, allen voran Japan und China finden immer wieder ihren Weg in die Populärkultur unserer Zeit. Auch was das Essen angeht. Und die Getränke. Zum Beispiel Bubble Tea.

Bubble Tea kommt ursprünglich aus Taiwan und hat über Japan und die USA schließlich irgendwann seinen Weg nach Deutschland gefunden. Wahrscheinlich war Berlin, die olle Trendhure, mal wieder Ort der ersten Bubble Tea-Läden. Seit Anfang des Jahres hat auch das beschauliche Trier einen Bubble Tea-Laden. Mittlerweile sind es drei, und ein neuer soll bei mir um die Ecke aufmachen. Warum ist Bubble Tea der Aufreger der Woche, fragt man sich jetzt vielleicht, ist doch nicht schlimm, wenn die Leute das doch trinken wollen und der Markt es hergibt…

Nun, zunächst die offensichtlichen Punkte:

 

  1. Das Zeug schmeckt (rein subjektiv) scheiße. Und ist teuer.
  2. Was ist so schlimm an normalem Tee, ohne Aromastoffe oder sonst irgendwelche Zusätze? Ausser vielleicht Bergamotte (Earl Grey, meine Liebe…). Probiert’s mal.
  3. Wieso zur Hölle braucht man für einen Eistee mit Sirup auf einmal so viele Menschen hinter der Theke? Was machen die da alle?
  4. Ich habe Paranoia an diesen blöden Kugeln zu ersticken. Bin ich da der einzige, eigentlich?
  5. Wenn ich einen heißen oder kalten Tee will und mich dabei unbedingt hip fühlen muss, geh ich zu Starbuck’s oder Coffee Fellows oder einen ähnlichen Laden mit überteuerten Heißgetränken.

Soviel dazu. Aber darum geht’s mir nicht. Es geht mir um den oben angerissenen Marktaspekt.

Nochmal: Trier hat bald vier Bubble Tea-Läden, zumindest sind das die, welche ich wahrgenommen habe. Zugegeben, Trier hat einen hohen touristischen Verkehr, aber davon abgesehen leben hier nur knapp 100.000 Menschen. Lediglich ein Bruchteil davon wird sich überhaupt dafür interessieren und regelmäßig das Zeug kaufen, wenn sie denn überhaupt Geld dafür haben. Bleibt für mich die Frage: Wer soll die Plörre trinken? Ehrlich? Vier Läden sind mindestens zwei zuviel! Hat niemand von den Geschäftsführern das was von Übersättigung des Marktes gehört? Das ist ein dämlicher Trend, der wahrscheinlich Ende des Jahres wieder vorbei sein wird, spätestens in zwei Jahren hat sich Bubble Tea entweder als Teil der „Gastro-Landschaft“ festgesetzt oder ist, hoffentlich, wieder in der Versenkung verschwunden. Was mich nervt ist einfach diese Kurzsichtigkeit, mit der viele Menschen anscheinend blind auf deinen neuen Trend aufspringen. Nicht die Konsumenten machen mich wütend, es sind die Investoren!

( via flickr.com/creativecommons, by squeezeomatic)

Mag sein, dass die Läden jetzt eine Möglichkeit sind, mal eben im Sommer Geld zu machen, aber was kommt danach? Verfolgen die Leute irgendeine längere Strategie? Kann man die überhaupt mit diesem Produkt verfolgen? Gibt es da Innovationsmöglichkeiten? Wie sieht’s mit der Kundenbindung aus? Welche Zukunft hat dieses Produkt? Das sind so grundlegende Frage, die sich doch eigentlich jeder Investor bzw. Franchisenehmer stellen sollte. Ich habe ernsthaft nicht das Gefühl, dass sich da Leute wirklich mal weitergehende Gedanken gemacht haben und einfach Geld auf ein Produkt geschmissen haben, in der Hoffnung, dass es schon von alleine irgendwie funktioniert. Und gerade dieses Verhalten macht mich wütend, denn es zeugt von der Kurzfristigkeit, mit der heute anscheinend an wirtschaftliche Investitionen herangegangen wird. Statt ökonomisch sinnvoll zu investieren und sich Gedanken zu einem langfristigen Geschäftsmodell zu machen wird hier einfach fröhlich und blind jedem Scheiß-Trend aus Berlin (oder, in diesem Fall, Asien) nachgerannt und darauf gesetzt, dass man möglichst schnell Gewinn machen kann, und sobald man ein Produkt genug ausgepresst hat wird es wieder aufgegeben. Nachhaltiges Wirtschaften, FTW!

Ja, klar, wir Kunden honorieren dieses Verhalten aber natürlich, weil wir dem neuen Schema der Industrie auf den Leim gehen: wir kaufen kein Produkt mehr, wir kaufen einen Lifestyle! Und das macht uns zu etwas einzigartigem.

Also, Prost zusammen und auf dass wir nicht an kleinen Kügelchen aus Algen ersticken!

Dankeschön.

P.S.:

Anlass für das Thema war nicht nur das Vorhandensein von vier Läden in Trier, sondern auch die Tatsache, dass McDonald’s auf den Tee-Zug aufspringt.