“Final Fantasy” ist ein großer Name. Nicht nur national, sondern insbesondere international ist der Name der japanischen Videospielreihe nahezu ein Synonym für das Genre “Japano-Rollenspiel” (eher bekannt als J-RPG). Ich habe beispielsweise viele Spieler kennengelernt, die, weil sie mit einem “Final Fantasy”-Teil nicht warm wurden, das komplette Genre für sich abgetan haben. Gleichzeitig erwarten Fans der Reihe oftmals, dass alle J-RPGs den Ansprüchen der Hochglanzprodukte von Square Enix (vorher Squaresoft) entsprechen. Diesem internationalen Ruf scheint sich Square Enix mit dem fünfzehnten Teil der Reihe endlich zu stellen, sodass “Uncovered: Final Fantasy XV” ein Novum für die Reihe darstellt.

Die Tage vor der heutigen Ankündigung sind einige Details bereits durchgesickert. Das Releasedatum (30.09.2016) war ein offenes Geheimnis und Square Enix ließ es sich in Person von Herrn Tabata (Game Director) nicht nehmen, den deutschen Fans eine deutsche Sprachausgabe zu versprechen, was ebenfalls ein Debüt ist. Natürlich ist “Uncovered: Final Fantasy XV” am Ende, oder vielmehr am Anfang, diesen Tages nicht mehr als eine Presseveranstaltung. Doch wer mit dieser Ansicht an das Event herangehen möchte, der blendet aus, wie sehr Fans solche Ereignisse feiern. Die E3, mit Abstrichen die Gamescom und ähnliche “Game Show”-Ausstellungen haben für Gamer oftmals den Unterhaltungswert einer Awardshow der Marke Oscars.

final_fantasy_xv_airshipDie Jungs sehen nicht freudig überrascht aus – via finalfantasyxv.com by Square Enix (Alle Rechte liegen bei Square Enix)

Überrasch’ mich!

Die Unterhaltung kommt bei vielen Zuschauern über die Überraschung. Der “WTF”-Moment in Filmen und Spielen ist ein oft besprochener Punkt, wenn man sich heutzutage YouTuber oder Reviews anschaut. Dass Square Enix solche Momente liefern kann, haben sie mit der Ankündigung des Final Fantasy VII Remakes während der letzten E3 bewiesen. Und es gibt seit Gestern die ersten Stimmen, die sich (und lustigerweise auch Square Enix) um eine Überraschung betrogen sehen, da das Release-Datum und die Ankündigung einer zweiten Demo für “Final Fantasy XV” geleakt sind. Dass es sich dabei, um einen winzigen Prozentanteil der potenziellen Interessierten handelt, die diese Überraschung nun nicht mehr wie alle anderen haben werden, interessiert leider die wenigsten.

Trotzdem hatte die Präsentation eine Menge Überraschungen parat, die bei einem so großen Namen und den involvierten Namen durchaus Respekt abverlangen. Man hat sich bei Square Enix alle Mühe gegeben, dass nicht zu viel verraten wurde. Wer sich mit guter Werbung im Videospielbereich auskennt, der weiß allerdings auch, dass die Überraschung allein für den ersten Moment wirkt. Der größte “WTF”-Moment bringt nichts, wenn dahinter keine Substanz ist. Und genau in diesem Bereich scheint sich Square Enix ein Beispiel an Bethesdas letztjähriger E3-Vorstellung genommen zu haben, welche die Spieler mit Inhalten und nicht bloß mit Worten bombardiert haben.

Final Franchise

Die größte Überraschung der Veranstaltung war die Ankündigung eines CG-Films, welcher in der Welt von Final Fantasy XV spielt. Und ganz nebenbei haben Schauspieler wie Lena Headey, Sean Bean (beide u.a. “Game of Thrones”) und Aaron Paul (u.a. “Breaking Bad”) Charakteren ihre Stimmen geliehen. Spätestens bei diesem Teil der Präsentation war klar, dass man klotzt und nicht kleckert. Da gingen die Ankündigung eines kostenlosen fünfteiligen Anime und das angekündigte Pin-Ball-Minispiel, welches es im Vorab auch schon für Android und Co. geben wird, fast schon unter. Überhaupt gibt es bei derartig großen Veranstaltungen immer Punkte, die weniger wichtig sind bzw. ganz andere Interessen verfolgen.

final_fantasy_xv_kingsglaive Der Film wird in erster Linie Technik-Muskeln spielen lassen – via finalfantasyxv.com by Square Enix (Alle Rechte liegen bei Square Enix)

Der Franchise-Aspekt wird bereits genug Leuten sauer aufstoßen. Im Internet regen wir uns gerne auf und stellen in der Regel Ansprüche. Es wird genug Stimmen geben, die sich über die Implementierung eines Films und einer Mini-Serie aufregen werden. Es wird zum Einen das Geld sein, welches zumindest für den Film ausgegeben werden muss und auch bei der Serie wird eine Bonus-Episode versprochen, wenn man zur Collector’s Edition greift. Gerade der monetäre Aspekt ist hierbei ganz in der Linie von anderen Herstellern, die hier und da Zusatzeinnahmequellen in Form von DLCs und Sondereditionen zu schaffen versuchen.

Eine weitere Kritik wird sein, dass die Frage aufkommt, warum diese Inhalte nicht einfach im Spiel sind. Diese Frage wird hoffentlich erst nach Veröffentlichung der Inhalte gestellt, da sie im Vornherein doch ziemlich geladen wirkt. Natürlich hätte man aus dem Film “Kingsglaive: Final Fantasy XV” auch einen spielbaren Teil machen können. Bisher ist aus erzählerischer Sicht allerdings gut entgegenzuhalten, dass sich das Spiel um die Reise des Prinzen Noctis und nicht um seinen Vater Regis drehen soll. Eine weitere Alternative wäre die Einbindung der Ereignisse als Cutscenes, was allerdings überhaupt nicht dem Flow entspräche, den das Spiel bisher verspricht. “Kingsglaive” fühlt sich eher wie eine Mischung aus Stolz der Entwickler auf ihre Animationskünste und Fan-Service für die althergebrachten “Final Fantasy”-Fans an, denn nichts hat Spieler so zum Lechzen gebracht, wie die technisch hochwertigen CG-Sequenzen.

Kingdom Fantasy

Ich bezweifle stark, dass “Kingsglaive” einen finanziellen Erfolg verbuchen kann (Raubkopien, ahoi!) und der am Ende wahrscheinlich knapp einstündige Anime großen Einfluss auf den Einblick auf die Gruppe um Noctis hat. Ersterer wird ein technischer Augenschmaus und der Anime wird Hardcore-Fans ein paar Mini-Aspekte verraten und das Warten verkürzen. Die entscheidende, wenn auch nicht die überraschende Ankündigung des Abends war die “Platinum Demo”, deren Name in erster Linie dem Zustand des Spiels geschuldet sein sollte. Auch wenn das Kampfsystem noch auf das Wesentliche beschränkt wird, ist die Demo technisch auf dem Stand, wie auch das fertige Spiel aussehen wird.

Dass das Spiel fantastisch aussehen wird, war beim Namen “Final Fantasy” bisher schon klar und musste nach der “Episode Duscae” im Grunde nicht mehr bewiesen werden. Dafür haben nun alle Spieler Zugang zu einer Demo, um sich von der Optik überzeugen zu können. Ohne zu viel zu verraten wird dem Spieler die Möglichkeit gegeben, die Tageszeit und das Wetter eigenständig zu manipulieren, um sich wie bei einer Tech-Demo von den verschiedenen Effekten überzeugen zu können. Für unentschlossene Spieler wird das Kampfsystem allerdings viel wichtiger sein.

final_fantasy_xv_chocoboDer allseits beliebte Chocobo ist bereits ein Verkaufsgrund für sich – via finalfantasyxv.com by Square Enix (Alle Rechte liegen bei Square Enix)

Der Spieler übernimmt Protagonist Noctis im Kindesalter, während dieser sich in einem Traum befindet. Das erlaubt der Demo Orte zu wechseln und ein bisschen unrealistischer und niedlicher sein zu können, als es das fertige Ergebnis sein wird. Das mag die “erwachsenen” Fans im ersten Moment verwundern, deckt sich allerdings mit dem Kampfsystem, welches an die “Kingdom Hearts”-Reihe erinnert. Die teils sehr verspielte Musik und insbesondere der Mittelteil der Demo fühlen sich nach einem von Disney inspirierten Schauplatz an. Dass man zusätzlich ein Kind mit farbenfrohen Spielzeugwaffen und Knallbonbon-Versionen von Zaubern spielt, unterstreicht die Energie, die sonst Kingdom Hearts ausmacht.

Der Grund hierfür ist ziemlich leicht nachzuvollziehen. Es gibt nämlich auch eine große Anzahl an “Kingdom Hearts”-Spielern, die nie mit den RPG-Kämpfen der “Final Fantasy”-Spiele warm geworden sind. Die Demo vermittelt zum Einen diesen Spielern, dass sie sich problemlos mit dem Gameplay in Final Fantasy XV anfreunden können werden. Zum Andern ist der Action-RPG-Ansatz derzeit einfach viel zugänglicher für die breite Masse. Das Ende der Demo beugt auch Sorgen vor, dass das Kampfsystem zu simpel und anspruchslos geraten ist. Mehr kann ich leider nicht verraten.

Overkill, Overhype oder “nur” Over-The-Top

Square Enix hat die Spieler am heutigen Morgen mit Inhalten bombardiert und es ist schwierig alles auf einmal zu verdauen. Die amerikanischen Schauspieler im CG-Film, Florence + The Machine mit einer Coverversion von “Stand By Me” als vermeintliches Titel-, sprich, Abspannlied, zwei Versionen von sehr eindrucksvollen Trailern, Gameplayvideos, die sich den Kämpfen, Schauplätzen und den allseits beliebten Chocobos widmen und die stilistisch gelungene Demo sind eine ganze Menge zu verdauen. Ohne Frage werden ein paar zynische Stimmen Verzweiflung in dieses Entertainment-Porpourri hineinlesen, während andere einen Hype aufbauen werden, der nur schwer zu erreichen sein wird.

Wenn jemand den Hype verstehen kann, dann bin ich es. Ich war nach der Ankündigung und den fehl leitenden Trailern eines “Final Fantasy XIII” genauso skeptisch über das knapp 10 Jahre alte Projekt, welches nun als “Final Fantasy XV” neu überarbeitet wurde. Bis zur Demo wollte ich mich auch nicht detaillierter zum Spiel äußern. Die Demo hat dann aber tatsächlich geliefert, auch wenn die Designer selbst noch von vielen Ausbaumöglichkeiten gesprochen haben. Das kennt man nicht anders. Nur hat sich das Final Fantasy XV-Team bisher tatsächlich an alles gehalten. Das neue Kampfsystem ist im fertigen Zustand anspruchsvoll und erfordert je nach Gegner eure volle Aufmerksamkeit. Kaum wiegt man sich in Sicherheit, weil kleine Mobs keine Herausforderung sind, geht man gegen einen schwierigen Gegner zu leichtsinnig vor und ist ganz schnell mehr als die Hälfte der Lebensleiste los.


Fahruntersätze steuern sich gut und fühlen sich nicht so an, als solle man als Spieler stets nur den Autopiloten ranlassen. Die Magie sieht schon im “niedlichen” Zustand toll aus und auch die Chocobo-Videos sehen gut aus. Dazu kommen Details, die manche Spieler eventuell schon vergessen haben. Hajime Tabata hat vor Monaten darüber gesprochen, dass das Auto ein Radio haben soll, auch wenn noch nicht sicher ist, welche Musik abgespielt werden kann, da richtige Musik mit Lizenzen teuer ist. Nur gut, dass “Final Fantasy” mit die beste Musik der Videospielgeschichte selbst in Petto hat, sodass man als Spieler auf Erkundungstour Lieder aus alten Teilen hören kann. Es bleibt zu hoffen, dass Square Enix nicht knausert, da mir allein genug Titel einfallen, zu denen ich ein neues Gebiet erkunden möchte.

Das ist nur ein winziger Aspekt, mit dem ich gerade einen kompletten Absatz “verschwendet” habe. Und der heutige Morgen gibt genug für noch viele weitere her. Ich möchte nur sagen, dass “Final Fantasy Versus XIII”, wie der Titel früher hieß, seit seiner Umbennung in “Final Fantasy XV” ein hervorragendes Beispiel für einen modernen Entwicklungsprozess ist. Natürlich hätte Square Enix “Final Fantasy XV” einfach jetzt aus dem Nichts ankündigen können, doch dann wäre da diese Unsicherheit, die wir alle seit dem dreizehnten Teil verspüren. Jetzt ist es das Ergebnis eines, zumindest seit 2013, nachvollziehbaren Prozesses, der bisher tatsächlich nur immer besser wurde. Und nein, dafür bekomme ich kein Geld, liebes Internet. Daran möchte ich einfach glauben, weil ich Fan und weil ich Gamer bin.

Feature Image via finalfantasyxv.com by Square Enix (Alle Rechte liegen bei Square Enix)