The Avengers ist ohne Zweifel eines der erfolgreichen Franchise der letzten Jahre. Trotz mittelmäßiger Filme wie ThorIronman 2 und Captain America brachten die Sequels der drei großen Helden und der gemeinsame Film von Joss Whedon abermillionen von Zuschauer*inn*en in die Kinosäle.

Nachdem Ironman 3 letztes Jahr zu einem der wenigen annehmbaren bis guten Filme des katastrophalen Kinojahrs 2013 gehörte, zogen dieses Jahr Thor und Captain America abermals auf die große Leinwand. Während sich der zweite Teil um den göttlichen Helden aus anderen Sphären vor allem durch Langeweile auszeichnete, liefert Captain America: Winter Soldier einen deutlich düstereren Film ab, der das Franchise zurück zu seiner soliden, wenn auch nicht atemberaubenden Qualität bringt.

Ähnlich wie bei Ironman 3 setzt der Film nicht lange nach den Ereignissen in New York ein und konzentriert sich auf die inneren Konflikte von Steve Rogers (Chris Evans). Dieser kämpft noch immer mit dem Umstand, dass er Jahrzehnte lang im Eis eingefroren war und dadurch alle Menschen verloren hat, die ihm lieb und teuer waren. Zusätzlich zweifelt er an seiner Bestimmung und fühlt sich bei S.H.I.E.L.D nicht wirklich wohl.

Eine Welt in Angst

Gegenüber dem dritten Abenteuer von Tony Stark und dem reinen Fokus auf dessen Charakterentwicklung ist The Winter Soldier bisher aber der erste Film nach den Avengers, der sich am intensivsten mit den unabdingbaren Veränderungen nach dem Alienangriff auf New York beschäftigt. Wie reagieren die Menschen auf die unmittelbare Bedrohung und welchen Preis ist man* bereit für Sicherheit zu zahlen? Das sind die zentralen Fragen des Films.

Leiden kommen diese durchaus modernen Ansätze mit ihrer – in Zeiten von NSA und digitalem Datenklau – Aktualität letztendlich doch zu kurz. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen ist es sicherlich dem Genre geschuldet, das gar nicht den Anspruch hat tiefgründig zu sein. Zum anderen gelingt es dem Film aber nicht, die persönliche, charakterliche Ebene mit der ‘politischen’ zu verbinden. Und lässt den*die Zuschauer*in damit ein bisschen unbefriedigt zurück.

Helden ohne Tiefe

Captain America bleibt leider nach wie vor ein blasser Held, der nicht mit dem Charisma eines Ironman mithalten kann und so fiel es schwer eine emotionale Verbindung zu Rogers aufzubauen. Zusätzlich ist die Story des Films zwar durchaus interessant aber dennoch wenig überraschend. Die ‘Twists’ einzelner Charaktere  sieht man* meilenweit voraus und auch der Winter Soldier verliert sehr schnell seine in den Trailern aufgebaute Mystik. Dazu kommt, dass auch bekannte Charaktere wie Nick Fury (Samuel L. Jackson) oder Black Widow (Scarlett Johansson) weiterhin lediglich Beiwerk bleiben und damit leider auch langweilig. Obwohl beispielsweise Natasha Romanoff die Funktion eines Sidekicks hat und damit nach Rogers am meisten Screentime, gehört sie zu einem der oberflächlichsten Charaktere, die ich seit langem gesehen habe.

Via flickr by JD Hancock

avengersNeben den anderen großen Helden bleibt Captain America leider der langweiligste.

Das größte Problem bleibt aber das Fehlen der anderen Helden. Gerade in der zweiten Hälfte des Film fragt man* sich mehrmals, warum Stark nicht in seinen Metallanzug springt und die Welt retten kommt. Im Besonderen weil New York und Washington D.C. nun wirklich nicht weit von einander entfernt sind. Gerade Ironman, mit seinem bombastischen Ego würde es sich nicht nehmen lassen, an dieser Stelle mit Trommeln und Fanfaren seinen Teil zur Rettung der Welt beizutragen.

Natürlich bleiben Eingriffe dieser Art aus, was mit Blick auf die Produktion der Filme sicherlich erklärbar ist, aber innerhalb der gezeigten Welt zu großen Plotproblemen führt – Hier zeigen sich die grundlegenden Fehler im Gesamtkonzept des Franchise. Die Einzelfilme müssen große Bedrohungen zeigen um spannend zu bleiben, können aber nicht erklären, warum sich die Avengers nicht regelmäßig in auswegslosen Situationen helfen. Ein Konflikt, den man* vielleicht beim Hulk mit seiner Unberechenbarkeit oder Thor und seiner anderen Dimension wegerklären kann, der aber gerade bei Rogers und Stark überhaupt keinen Sinn ergibt.

Via Flickr by Cesar Mascarenhas

schild

Aber das Schild ist cool.

Solide, wenn auch wackelig

Schaut man über diesen Aspekt hinweg, dann ist The Winter Soldier ein empfehlenswerter Film. Vor allem die Action macht Spaß und ist unterhaltsam. Faszinierend bleibt wie kreativ Captain America sein Schild einzusetzen weiß. Viel besser als im ersten Teil wird es zu einem verlängertem Arm des Helden, der ihm so manch einen Kampf vereinfacht. Zusätzlich kommt trotz der beschriebenen Schwächen in der Story keine Langeweile auf. Zwar ist das Schauen in 3D mal wieder absolut überflüssig, aber die Kamera selbst und damit die Bilder machen Spaß und vor allem Lust auf den zweiten Avengers Teil.

Captain America: The Winter Soldier ist ein solider Actionfilm mit starken Bildern und einer ambitionierteren Story im Vergleich zu anderen Comicverfilmungen (ich schaue in deine Richtung, The Amazing Spider Man). Dennoch scheitert der Film an einem blassen Helden und existenziellen Denkfehlern in der gesamten Serie. Dank kreativer Actionsequenzen und solider Schauspielkunst gelingt es dem zweiten Teil um Steve Rogers aber kurzweilige Unterhaltung abzuliefern.