Es ist Winter. Genauer gesagt ist Neujahr gerade erst vorbei und die Videospielindustrie ist sich bewusst, dass die Gamer noch mit den Weihnachtsgeschenken beschäftigt sein sollten und nicht direkt nach neuen Gelegenheiten dürsten, um ihr Portemonnaie um mindestens 50€ zu erleichtern. Da verwundert es kaum, wenn Escapist, IGN und Co. sich auf die wieder beginnenden Serien stürzen, um von Geeks statt Gamern zu berichten.

An den ganzen Games-Bestenlisten dürfte sich inzwischen jeder satt gesehen/gelesen/gehört haben. Die Essenz des Ganzen war übergreifend schließlich leicht auf den Punkt zu bringen. „The Last Of Us“ ist das populärste Spiel des Jahres, der 2/3DS hat die meisten tolle Spiele bekommen, echte Innovation gibt es weiterhin nur bei Indie-Titeln, Steam hat ein Monopol und Microsoft hält nichts von Exklusivtiteln.

Zwischen der grandiosen Auswahl an Themen weiß ich kaum noch worüber ich schreiben soll. Da ich die Diskussionen um Verspielungen von Fernsehserien allerdings für überflüssig und fast schon verzweifelt halte (we can do polls with that, fuck yeah!), muss ich mir einen abhipstern und mich auf Dinge besinnen, die es schon ewig gibt und gerade nicht von immenenter Wichtigkeit zu sein scheinen.

Ausgerechnet eines meiner Ärgernisse der Award-Saison bietet sich dann doch als gutes Thema an. Ich wünsche mir diesmal schriftlich mehr Spiele in Episodenform. Es ist eines der Streitthemen im Team, da besonders Walde gerne sein fertiges Produkt haben möchte (was aus meiner Sicht in Update- und DLC-Zeiten nicht mehr allzu häufig vorkommt). Aber nochmal zurück zu dem Ärgernis. Wenn ich sage, dass ich mir mehr Episoden-Spiele wünsche, dann meine ich damit NICHT mehr Episodenspiele von Telltale Games.

Via flickr by oddharmonic

Kid TV

Die Sehnsucht nach der nächsten Folge: eine Mischung aus Vorfreude und Qual

Derzeit kommt es einem so vor, als hätten die Macher der gelobten „Walking Dead“-Reihe das Point&Click-Adventure gepachtet und es untrennbar mit der Aufteilung in Episoden vereint. Die Gründe dafür liegen für mich auf der Hand. Nur wenige würden die erste „Walking Dead“-Staffel am Stück durchspielen. Dafür ist das Gameplay einfach nicht fesselnd genug. Auch wenn die Story großteils richtig stark ist, stellen sich doch Müdigkeitserscheinungen ein, wenn man meint direkt eine zweite Folge spielen zu müssen.

Räumen wir erst die Gefahr aus dem Weg. Wer glaubt, dass Entwickler ihr ewig gleiches Gameplay aufgrund von Episoden erst recht nicht ändern müssen, der kann schnell entkräftet werden. Reihen wie „Assassin’s Creed“ und „God Of War“ haben einen feuchten Kehricht getan, um etwas am Core-Gameplay zu ändern. Wer Teil 1 gespielt hat, der wird auch nahezu blindes Verständnis bei der Steuerung des neuesten Teils verspüren. Ob und wie sehr Entwickler sich trauen Neues zu wagen, liegt nicht an der Länge eines Spiels, sondern an der Vision der Macher.

Natürlich eignet sich auch nicht jede Art von Spiel für eine Aufteilung. Wenn ein komplexes Kampfsystem (die früheren „Devil May Cry“-Titel) ansteht, dann sind 3-6 monatige Pausen zwischen Episoden natürlich hinderlich und können den Spielfluss stören. Ein aktuelles Beispiel, welches problemlos als Episodentitel funktioniert hätte, ist das allseits beliebte „The Last Of Us“. Ja, da geht ein Raunen durchs imaginäre Stadion und ganz viele Menschen schütteln mit dem Kopf und meinen, dass das Spiel am Stück durchgespielt werden MUSS! Das ist leider ganz großer Mumpitz. Auch ich habe „The Last Of Us“ zwar recht schnell durchgespielt, aber das sich wenig entwickelnde Gameplay, sowie die sehr sauber getrennten Kapitel laden zum Konzept der Aufteilung ein.

Meine Gewinner des Jahres 2013 im Bereich Games: Rev3Games

Ich habe das Gefühl, dass Animositäten gegen solche Ideen eher daher rühren, dass Kritiker traditionalistisch denken. Nur wahrscheinlich waren diese Menschen auch vor Telltales „Walking Dead“ kritisch und werden nun zumindest einsehen haben, wenn sie nicht selbst Fans geworden sind. Vom Preis her, sind solche Aufteilungen kein Problem, wenn der Kunde für eine Staffel nicht mehr zahlt, als er für Einzelspiele gewohnt ist.

Die Vorteil für Entwickler bei Episoden ist, dass der Kauf potenziellen Spielern aufgrund der niedrigeren Preishürde leichter fallen sollte und man zudem in zukünftigen Episoden auf Feedback eingehen und weiter an Gameplay, Narration und Technik feilen kann. Auch die Spieler profitieren. Durch die vergleichsweise billige, erste Episode kann man Spiele auf Gameplay und Co. prüfen und selbst entscheiden, ob man den Titel weiterspielen möchte. Außerdem werden die Wartezeiten zwischen Titeln kürzer.

Zwar sind die Spiele auch kürzer, doch da viele Gamer Videospiele inzwischen innerhalb kürzester Zeit beenden, sollten die Ermüdungserscheinungen schlicht weniger werden. So manchem Spiel würde das gut tun. So mancher Spieler hätte womöglich viel mehr Spaß, wenn er über den Zeitraum von einem Jahr ein Spiel erfährt, anstatt es in zwei Nächten mit blutunterlaufenen Augen durchzuhämmern. Aber das ist – wie es sich in heutigen Tagen der Meinungsmache gehört – nur ein loser Vorschlag und Denkanstoß.