Auch wenn ich den nächsten Monaten schon gespannt entgegen schaue und mir die Aufregung unter den Fingernägeln sitzt (immerhin schmelzen die Wochen bis zu den großen Preisverleihungen wie im Nu dahin), ist der Januar nicht nur ein Neubeginn, sondern auch ein Abschied. Zumindest regen die ersten Tage des neuen Jahres dazu an ein letztes Mal einen Blick zurück zu werfen und das Vergangene Revue passieren zu lassen.

Doch während andere ihre Toplisten veröffentlichen oder die schlechtesten Filme des Jahres zusammen fassen, sei euch hier versichert, dass ihr hier von solchen Dingen verschont bleibt. Zwar soll es auch hier um eine Aufzählung gehen, aber mit einem anderen Fokus. Das zumindest dieser Blog mit dem letzten (Kino)jahr unzufrieden war, konntet ihr bereits an vielen Beispielen sehen. Aber gehen wir weg von den Enttäuschungen und kommen zu etwas positiven, nämlich den (für mich) fünf größten Flimüberraschungen des Jahres 2013. Die Reihenfolge spielt dabei keine Rolle

Via flickr by Geert Orye

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Überraschung!

Mademoiselle Populaire:

Mademoiselle Populaire wirkt in vielerlei Hinsicht wie eine typische französische Komödie. Wir verfolgen den Weg einer (miserablen) Sekretärin in den 50ern, deren einzige Stärke das Schreibmaschineschreiben ist, auf ihrem Weg zu einer professionellen Schreibmaschinenschnellschreibwettbewerbskönigin. Neben der unterhaltsamen, leichten Geschichte und vielen Lachern gelingt dem Film aber etwas, das anderen Werken in vergleichbaren Zeiten misslingt, eine Kontextualisierung des Vergangenen. Denn auch wenn wir beispielsweise (wie zu erwarten) Sexismus sehen, so schafft es Mademoiselle Populaire stets diesen sichtbar zu machen. Sei es mit einem Augenrollen unserer Heldin oder einem Benennen durch andere Figuren. Es schadet zusätzlich nicht, dass die bunte und fröhliche Inszenierung von der Musik bis zu den Schauspieler*innen Spaß macht.

World War Z:

Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Max Brooks schien von Beginn an verflucht. Zumindest gab es ein Finanzierungsproblem nach dem anderen und so musste man* sich bevor der Film beginnt erst einmal gefühlte 15 Minuten Produktionsfirmenlogos zu Gemüte führen. Auch wenn World War Z im weiteren Verlauf einige Schwächen vorweist, wie z.B. den Umgang mit bestimmten Figuren, überraschte er vor allem durch eine starke und intensive Eröffnungsszene und bedrohliche Zombieverfolgungsjagten. Angenehm war auch der Versuch eines neuen ‘Lösungsversuchs’ für das Zombieproblem. Die (für mich) gelungene Adaption des Buches, auch wenn natürlich von vornherein klar war, dass vieles nicht umgesetzt werden konnte, entpuppte sich schließlich als ein überraschend unterhaltsamer Actionfilm, der zwar nicht unbedingt die Formeln des Genres bediente, aber eine große Enttäuschung abwenden konnte.

Catching Fire:

Für manch eine*n wird dieser Titel in dieser Aufzählung überraschend kommen, aber in Anbetracht der endlos aus dem Boden schießenden Jugendbuchtrilogien, ist der erzählerische und finanzielle Erfolg des zweiten Teils der Tribute von Panem umso besser. Ohne Ausnahme ist Catching Fire für mich der beste Blockbuster des Jahres gewesen. Eine starke Story gepaart mit exelenten Schauspieler*innen, toller Kamera und eindringlicher Musik zeigte uns, das Mainstream eben nicht qualitätslos sein muss. Ich kann nur hoffen, dass 2014 mehr davon bietet.

Der Mohnblumenberg:

Dass das berühmte Gibli-Studio ein weiteren großartigen Film hervorbringt ist wahrlich keine Überraschung, dennoch gehört Der Mohnblumenberg für mich in diese Liste, denn ich hatte einfach vergessen, wie gut den Japaner*innen Animefilme gelingen. Auch wenn die Story nicht sonderlich komplex ist, ist sie erfüllt von liebevollen Charakteren und starken Bildern. Dabei ist es erfrischend zu sehen, wie das Werk allein durch Bilder vieles problemlos kommuniziert – ein Umstand von dem sich Hollywood noch einiges abgucken könnte. Unbedingt zu erwähnen ist auch der wunderschöne und exzellent ausgewählte Soundtrack, der eine*n nicht nur in die entsprechende Zeit, sondern auch in die Emotionen der Figuren entführt. Lange ist es her, dass Musik bei mir so viel Atmosphäre erzeugt hat. Auch wenn der Film unter Genderaspekten (was allerdings auch der Zeit, in der er spielt, nämlich den 60ern, geschuldet ist) an einigen Stellen durchaus kritikwürdig ist, handelt es sich dennoch um ein herzerwärmendes kleines Juwel.

Don Jon:

Das Regiedebüt des Schauspielers Joseph Gordon-Levitt wurde von vielen ungeduldig erwartet und heimste sehr schnell eine gute Kritik nach der anderen ein. Die Geschichte um einen pornosüchtigen jungen Mann und seinem Versuch eine gesunde Beziehung zu führen, bot für mich in erster Linie viel Anlass zum Unbehagen, da ein solches Thema schnell in (Geschlechter)Klischees abrutschen kann. Umso erfrischender war es zu sehen, dass es diesem Film gelingt, diese zu umschiffen und dabei noch unterhaltsam zu sein. Wunderschön ist es zu sehen, wie wir immer wieder die gleichen Einstellungen mit veränderten Charakteren sehen und uns so auch bildlich bewusst wird, welche Entwicklungen in der entsprechenden Figur ausgelöst wurde. Gerade mit diesem Mittel gelingt es dem Film vieles ohne unnötige Dialoge zu thematisieren. Trotz der an mancher Stelle für mich fast ein bisschen zu subtilen Kritik an vorherrschenden Männlichkeits- und Weiblichkeitsbildern, wird hier deutlich, dass jemand am Werke ist, der sein Handwerk versteht und eine Idee im Kopf hat, die er konsequent verfolgt. Dabei ist es vor allem unter feministischen Aspekten spannend einen Film zu sehen, der nicht nur die ewig gleiche ‘männliche’ Geschichte erzählt, sondern sich ernsthaft mit Männlichkeitsbildern unserer Zeit auseinandersetzt. Eine Herangehensweise, die leider nicht oft genug zu sehen ist.