Die romantische Komödie im deutschen Film scheint in letzter Zeit untrennbar mit zwei Namen verbunden – Till Schweiger und Matthias Schweighöfer. Es ist kein neues und auch nicht unbedingt ein schlechtes Phänomen, dass ein bestimmter Stil oder ein bestimmtes Genre mit einer Person verbunden wird. Das eigentliche Problem in diesem Fall ist, dass beide Schauspieler oft keine guten, sondern lediglich finanziell erfolgreiche Filme machen und überraschender Weise gibt es da einen großen Unterschied. Denn (romantische) Komödien können gut sein, wenn mensch sie richtig zu gestalten weiß.

Der neue Film von Schweighöfer, Frau Ella, gehört leider nicht in diese Kategorie. Die Gründe dafür sind vielfältig: plot holes, oberflächliche Charaktere, mangelnde schauspielerische Leistung und Unfokussiertheit sind die wichtigsten. Dabei ist die Prämisse selbst nicht unbedingt schlecht gewesen – Zumindest für kurzweilige Unterhaltung:

Ein junger Mann, Sascha (Schweighöfer), der noch nicht seinen Platz im Leben gefunden hat, wird mit der von ihm nicht gewollten Schwangerschaft seiner Freundin, Lina (Anna Bederke), konfrontiert, baut deshalb einen Unfall und landet im Krankenhaus, wo er die ältere Dame Frau Ella (Ruth Maria Kubitschek) kennenlernt. Letztendlich entführt er besagte Frau und diese bringt sein und das Leben seines Mitbewohners Klaus (August Diehl) ordentlich durcheinander. Schließlich geht das Trio auf einen Roadtrip nach Frankreich, um Frau Ellas große Liebe aufzuspüren.

Natürlich ist das keine neue Geschichte, aber wie so oft ist es nicht die Geschichte selbst, sondern die Art und Weise wie sie erzählt wird, die den Unterschied macht. Und leider versagt der Film an dieser Stelle. Denn auch wenn der Plot klischeehaft wirkt, wäre es möglich gewesen, mit diesem Umstand zu brechen. Stattdessen reiht der Film ein stereotypes Element nach dem anderen aneinander und bringt eine*n letztendlich nur noch zum Augenrollen.

Zusätzlich wird offensichtlich, dass der Film nicht so recht weiß was er sein will oder was sein Ziel ist. Geht es um Frau Ella, die Beziehung zwischen den beiden Männern oder das Liebes(un)glück der Hauptfigur? Diese Fragen will der Film alle auf einmal klären und endet letztendlich damit, dass er zu keinem dieser Themen eine befriedigende Lösung findet. Obwohl der Konflikt zwischen Lina und Sascha der Auslöser und auch das fortlaufende Hauptthema des Films ist, taucht Lina selbst nur am Anfang und am Ende des Films auf. Der Fokus liegt eindeutig auf Saschas Problemen, aber dafür, dass diese im Zentrum des Filmes stehen, bekommen wir nur unbefriedigende Einblicke in die Motivation der Figur. Der Grund warum er solche Angst vorm Vater werden hat wird, beispielsweise nur angerissen, ähnlich sieht es mit der Begründung für seine Berufswahl, Taxifahrer, aus. Zwar gibt es gute Ansätze, die zur Sprache kommen, aber damit zu arbeiten und so einen interessanten Charakter zu schaffen gelingt dem Film nicht.

Nicht zuträglich ist bei dieser Ausgangssituation leider auch, das Kubischeks Frau Ella an vielen Stellen nicht so recht überzeugt. Ihre Darstellung wirkt oft verkrampft und distanziert. Dies überrascht, da mensch von Kubischek durchaus mehr gewöhnt ist. Doch ähnlich ungelenke und hölzerne Situationen lassen sich auch bei Schweighöfer und Bederke finden und zeigen damit nicht unbedingt die Schwächen der Schauspieler*innen, sondern abermals die Schwächen des Drehbuchs auf. Auch wenn der Film hier und da gute Dialoge und witzige Einwürfe bietet, finden sich genauso viele überzogene und aufgesetzte Zeilen, die den Eindruck vermitteln, dass mensch dem Publikum mit dem Holzhammer die Bedeutung der jeweiligen Szene einzutrichtern versucht. Die angenehmste und in sich schlüssigste Figur bleibt Klaus, der von Diehl amüsant umgesetzt wird. Dieser hatte es aber auch am leichtesten, als der offensichtliche comic relief. Dennoch handelt es sich hier um einen Nebencharakter, der wie der Rest des Figurenensembles über den gesamten Film oberflächlich bleibt.

Der einzige Grund, warum es dem*der Zuschauer*in doch gelingt Spaß während des Film zu empfinden, ist die gute Chemie zwischen Diehl und Schweighöfer, deren Filmbeziehung trotz mangelnder Tiefe überzeugen kann. Doch anstatt diese und ähnliche gute Ansätze auszubauen, verliert sich der Film in besagten Mängeln und endlosen Landschaftsaufnahmen. Dabei steht die ‚romatische‘ Darstellung Frankreichs symbolisch für die klischeehafte und stereotype Inszenierung des gesamten Films.

via flickr by Maura Teague

Frau Ella

Dabei können Liebe und Humor so schön zusammen sein!

Es ist traurig, dass Frau Ella sich mit Der Schlussmacher, Russendisko und Kokowääh in die mittlerweile viel zu lange Reihe schlechter bis mittelmäßiger deutscher Komödien eingliedert, die das deutsche (Mainstream)Kino zu überschwemmen scheinen. Das Problem bei diesen Filmen ist letztendlich immer das gleiche: Mensch will deutsches Kino nach us-amerikanischen Vorbild produzieren, da diese Formel finanziell aufzugehen scheint. Während es den Amerikanern aber ab und zu gelingt dieser Formel mehr als ein finanzielles Leben einzuhauchen, geht das deutsche Equivalent in schlechten Drehbüchern, oberflächlichen Charakteren und überteuerten (und oft sinnlosen) Einstellungen unter. Dieses Prinzip mag für die Macher*innen vielleicht zum finanziellen Erfolg führen, dem deutschen Kino selbst, schadet sie aber leider nur, denn so wird es nicht gelingen neue gute Filme und damit letztendlich auch Nachwuchs in die Filmbranche zu bringen.