Wenn man versucht neue Titel für die aktuelle Konsolen-Generation an die Gamer zu bringen, dann stößt man zur Zeit auf bestenfalls verhaltene Euphorie. Abgesehen von der Vorfreude auf “Grand Theft Auto V” lässt der Rest vom Jetzt-Gen-Fest die Spieler weitestgehend kalt. Trotz erwartbar guten Titeln wie “Beyond: Two Souls” und “Castlevania: Lords of Shadow 2” geht es um “Killzone”, “Halo” und Konsorten. Dass einige Games wie die kommenden  Ubisoft-Bestseller “Watch Dogs” und “Assassin’s Creed 4: Black Flag” ebenfalls für PS3 und Xbox 360 erscheinen, ist allenfalls eine Randnotiz.

Mehr oder weniger aktuelle Demos geben dabei allerdings weiterhin Anreize das Portemonnaie nicht bloß für die anstehenden Konsolen-Launchs zu mästen. Vorneweg marschiert bei den sehr guten Ersteindrücken per Demo der 2D-Plattformer “Der Puppenspieler” (exklusiv für die PS3) vom SCE Japan Studio. Ohne dieses Studio wären Spiele wie “Patapon”, “Loco Roco” und auch Kracher wie “Shadow of the Colossus” und “Demon’s Souls” wohl nie entstanden.

Der Wrestler ist eine von vier Gestalten, die Kutaro neue Attacken und Fähigkeiten ermöglichen.

Hereinspaziert, hereinspaziert!

Auf den ersten Blick scheint “Der Puppenspieler” ein Level aus “Little Big Planet” zu sein. Allerdings trumpft “Der Puppenspieler” schon durch seine Präsentation in einer Art auf, die nur wenige Spiele für sich beanspruchen können. Die Idee allein, dass alle Charaktere wie einem Puppentheater entsprungen aussehen und der Rahmen des Bildes uns auf einer Bühne wägt, sorgt schon für ein Schmunzeln. Die Magie liegt aber natürlich im Detail.

Ein Erzähler, der regelmäßig seinen Erzählstil abändern muss, um den Antagonisten des Spiels nicht zu verärgern, sorgt mit lachenden und staunenden Zuschauerstimmen (und gelangweilten Räusperern und Hustern, wenn man zu lange das Spiel pausiert und der Vorhang gezogen wird) für eine sehr eigene und einfangende Stimmung. Die Level werden wie durch Geisterhand rasant auf und abgebaut und wichtige Charaktere und Gegenstände stehen im Scheinwerferlicht. “Der Puppenspieler” lässt keine Gelegenheit aus, um ein  düster heiteres Stück aufs virtuelle Parkett zu zaubern.

Nur nicht den Kopf verlieren

So wichtig eine Präsentation aber auch sein kann, darf man das Gameplay natürlich nicht vernachlässigen. Hier ist es schwer allein aufgrund einer kurzen Demo auf das Endprodukt zu schließen. Die Eindrücke sind dabei minimalistisch und einfallsreich zugleich. Neben einfachem Laufen und Springen eures Helden Kutaro müsst ihr Köpfe einsammeln. Ja, ihr habt richtig gehört. Kutaros Seele ist nämlich in einer Puppe gefangen, welcher der böse Mondbärkönig ohne langen Prozess den Kopf abgebissen hat. Ohne Kopf, so erklärt euch der fliegende Kater Ying Yang, lebt es sich allerdings schlecht. Deswegen sucht ihr stets nach einem passenden Kopfersatz, der vom Totenschädel bis zur Banane reicht.

Diese Köpfe sehen nicht nur liebenswert und lustig aus, sondern an bestimmten Stellen des Spiels ermöglichen euch die jeweils richtigen Köpfe Zugang zu kleinen Bonusleveln oder lassen euch eine hohe Anzahl von Mondsplittern zukommen. Und 100 gesammelte Splitter bedeuten ein Extraleben für unseren zu Beginn sehr zerbrechlichen Helden. Wirklich wehren kann sich Kutaro erst, wenn er die magische Schere Calibrus (Hihihi! Versteht ihr den Witz!?) findet, was allerdings erst zum Abschluss der Demo geschieht.

Via flickr by aptmetaphor

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Bären sind hundsgemeine und niederträch – ALL GLORY TO THE MOON BEAR KING!

Auf Messers Schneide

Mit der Schere kommen zu Springen, Laufen und Köpfe sammeln weitere Fähigkeiten hinzu. Stoffe lassen sich zerschneiden, was die Fortbewegungsmöglichkeiten erweitert. Teile der 2D-Welt um Kutaro lassen sich zerschneiden, was neue Pfade öffnet und natürlich kann man nun Gegner attackieren. Wie sich diese Fähigkeiten anfühlen, kann wohl erst das komplette Spiel offenbaren. In der Demo fühlt sich der Einsatz der Schere flüssig, aber auch sehr simpel an, sodass man ohne Erweiterungen wohl schnell Langeweile erleben könnte.

In der knappen halben Stunde mit “Der Puppenspieler” wollte ich jedoch nie den Controller weglegen, da die Präsentation und Erzählung einfach zu fesselnd sind. Das Gameplay mutet zwar etwas simpel an, doch es ist sehr flüssig. Eine echte Herausforderung wie in “Rayman Origins” und “Rayman Legends” sollte man nicht erwarten, doch wenn ein Jump’n’Run so gut funktioniert und so viel Freude bereitet, dann darf man sich gerne mitreißen lassen. “Der Puppenspieler” könnte – das wird man bald genauer wissen – mit genug Umfang und spielerischen Möglichkeiten eines dieser Spiele sein, welches schlichtweg Spaß macht.