Es ist inzwischen knapp einen Monat her, dass das Musikjahr 2013 ein weiteres Mal mit einem Ausrufezeichen nach mir geworfen hat, ohne dass ich davon allzu große Notiz nahm. Unter den Dutzenden von CDs, die mir regelmäßig um die Ohren fliegen, präsentierte sich eine Scheibe so unaufdringlich gut, dass ich meine Zeit brauchte, um mit ihr wirklich warm zu werden. Im Rückblick war der erste Gedanke, ob ich der Scheibe auch ja die berechtigte Warme-Worte-Dusche verpasst habe oder ob ich kurzsichtig ein Album unter Wert verkauft habe.

 Glücklicherweise lesen sich meine Worte zur Glossary-Platte „Long Live All Of Us“ immer noch nicht minder positiv, als es der Titel des Albums bereits verlauten lässt. Vor zehn Jahren hätten wir Glossary noch brav in die allseits beliebte, wenn auch oft recht zahnlos erscheinende Indie-Schublade gesteckt. Heute ist dieses Wort schon wieder ein Anachronismus, wenn nicht zumindest ein Codewort für Hipster. Frei von all dem willkürlichen Sprachgebrauch der deutschen Musikjournalismustextwüste kann man für „Long Live Us All“ schlicht festhalten, dass es gut klingt.


Macht schon beim Zuschauen gute Laune

 Ohne große Allüren werden hier Rock, Folk und diverse Subeinflüsse aus den letzten vier Pop-Jahrzehnten durcheinander gewirbelt, um mehr als vierzig Minuten gute Laune aus den Boxen dröhnen zu lassen. Wer nach einem gebrauchten Tag Aufmunterung oder nach fragwürdigen Handlungen einmal gutes Karma zum Mitnehmen nötig hat, der bekommt mit Glossary und ihrer Musik fast schon zu viel davon auf ihrem neuen Album.

 Wer der Meinung ist, dass nur schwere Brocken echte Tiefe im Gehörgang entfalten können, der wird sich diese Aussage spätestens nach „Long Live All Of Us“ noch einmal genau überlegen.Es kann schon reichen mit ähnlichem Sound auf verschiedenen Genre-Parketts gut auszusehen. Weder der Spaß-Rocker „Heart Full Of Wanna“, noch die Indie-Hymne „Nothing Can Keep Me Away“ überragen durch eine komplexe Struktur. Anstatt dessen wird das Handwerk des Erstellens von melodischer Musik einfach nur tadellos angegangen.

4563285781_9da4dcd1cfGlossarys Musik macht ungefähr SO glücklich. By  State Library and Archives of Florida

 Die Melodien sitzen oft schon mit den berüchtigten, ersten drei Akkorden. Diese Art Musik zu machen ist zielstrebig ohne sich gleich sämtlichen Vorlieben des Massenmarktes zu unterwerfen. Während Glossary nie ihren ganz persönlichen Klang verraten, sind die Klänge im Zusammenspiel ein auf leichtfüßige Unterhaltung getrimmtes Konstrukt, welches selbst routinierte Pop-Größen in den Schatten stellen kann.

 Jetzt zu behaupten, dass jedes einzelne Lied ein Klassiker auf die nächsten 30 Jahre sein wird, ist natürlich blauäugig. Dagegen wird Gloassarys Album „Long Live All Of Us“ eines jener Alben sein, die man bedenkenlos in den Raum wirft, um ein Beispiel guter Rockmusik im frühen 21. Jahrhundert zu nennen. Ein Sinnbild für den instrumentalen Gegensatz zur elektronisch angetriebenen R’n’B-Pop-Großmacht, welche die erste Welt zur Zeit fest im Griff hat und den Ton auf sämtlichen Mainstream-Sendern angeben.