Asche auf mein Haupt.

Da wage ich es immer wieder über meinen Hacker-Fetisch zu reden und nun fällt mir auf, dass sich die Tatsache, dass das Wort “Brainfuck” auch als Bezeichnung für eine esoterische Programmiersprache verwendet wird, meiner Kenntnis völlig entzog. Sei´s drum. Mein Schwäche für ComputerspezialistInnen (haben mich meine derzeitigen Fantasien und meine geschlechtsunabhängige Zuneigung zu Menschen jetzt gerade wirklich dazu gebracht, zum ersten Mal in meinem Leben, freiwillig zu gendern?) bleibt und mein Wissensstand erweitert sich.

Mein ganz persönlicher Brainfuck hat eher weniger oder nur bedingt mit Computern zu tun. Ich habe mich, wie sich das für ne Meisterprokrastinatorin gehört, am Wochenende mal wieder gekonnt vor meinen Hausarbeiten gedrückt und Allem gefrönt, das möglichst überhaupt nix damit zu tun hat. Und was gibt es da Schöneres als wegen eines Umzugs gefühlt 1000 Kabel aufrollen zu müssen und nachher die Gewissheit zu haben, dass man mindestens die Hälfte aller Djs in Trier miteinander verkabeln könnte? Das war auf jeden Fall, neben weiteren Ablenkungsmanövern, wie dem Besuch eines durchaus unterhaltsamen Konzerts, bei dem mich Sir Hellkamp sehr beeindruckte, noch ne recht kopfschonende Aktivität, bevor´s dann am Sonntag endlich (?) soweit war. Mit dem Gehirnfick der besondern Art.

Hätten sich zu dem Moment nur jene drei Menschen in den Escher Rockhal aufgehalten, die mich schon vor über 10 Jahren zeitweilig mit ihrem Sound wohltuend betäubten, dann hätte ich es wahrscheinlich leichter ertragen, ihrer Musik zum ersten Mal nicht nur über schlechte Minidisc-Kopfhörer oder die Anlage, die ich zur Kommunion geschenkt bekam, ausgesetzt zu sein. Ich hege eigentlich einen verstärkten Ekel gegenüber Pathos, aber es ist nunmal einfach so, dass man den Soundtrack eines Lebensabschnitts nicht rückwirkend ändern kann. Und eigentlich ist das auch gut so. Es wurde mir nur trotzdem einfach zuviel. Ich komme nicht umhin mich zu fragen, ob es Bands gibt, die man sich nicht live, oder zumindest nicht wenn andere Menschen dabei sind, anhören sollte. Bands wie Portishead schaffen Momente der Intimität. Des inneren und eben nicht des äußeren Dialogs.

Desweiteren wäre die einzige Form des Kontaktes zu der ich mich noch befähigt gesehen hätte, jene zwischen meiner Hand und dem Hinterkopf aller Deppen gewesen, die sich das Konzert lieber über ihre Handybildschirme angesehen haben. Ich werde dieses absolut sinnfreie, zwanghafte Verhalten definitiv niemals nachvollziehen können und frage mich immer wieder, wem bei verwackelten Videos mit monströs schlechter Soundquali im Nachhinein einer abgeht. Ich muss bei sowas immer an die Gartenzwergfotos bei Amélie Poulain denken. Aber wenn ein Dekogegenstand Beweisfotos für seine Anwesenheit an verschiedenen Orten braucht, dann hat sowas wenigstens Stil…Verdammt! (Es gibt Menschen, die haben das Talent, Momente festzuhalten und an die kann man sich doch ohne zu zögern wenden.)

Ich hab mir das Konzert dann, nach dem anfänglichen Versuch, mir mitten in der Menschenmasse einzubilden, man könne sich alles drum rum wegdenken, irgendwann vom Hintereingang aus angehört. Und ganz zum Schluss, als die Zugabe gespielt wurde, lachte ich zum ersten Mal innerlich an dem Abend. Denn Frau Gibbons sang mir aus der Seele : ” How can it feel…this wrong..this moment…”.