Das Jahr ist vorüber und die großen Videospielseiten durften nach Herzenslust urteilen, was das Spielejahr 2012 an Perlen herausgebracht hat. Die Deutschen (z.B. GamePro) lieben Darksiders 2, Gametrailers aus den USA feiern “XCOM: Enemy Unknown”, wogegen die Nachbarn von IGN (US) den Indie-Titel “Journey” als Sieger sehen. Keiner scheint so wirklich die großen Namen “FarCry 3” und “Assassin’s Creed 3” abfeiern zu wollen und so bleibt es bei der Ehrennennung.

Am Ende ist es ziemlicher Blödsinn Bestenlisten aufzustellen, die Äpfeln mit Birnen und Fernseher-Einstellungen zu tun haben, aber die Leute lieben ihre Bestenlisten. Wir haben brav nur gesagt, was uns gefallen hat und worauf wir uns freuen. Aus der Auswahl fürs neue Jahr habe ich mir ein paar Titel näher angeschaut. Ich habe nicht viel mehr Informationen als ihr, aber mir kam der Gedanke: “Was muss klappen oder was kann schief gehen?”

Wir erwarten, dass “DmC”, “Bioshock Infinite” und Konsorten den Spielspaß auf Anschlag drehen, aber wann kann man von einem gelungenen Projekt sprechen? Hier ist meine Sicht der Dinge auf fünf Titel des nächsten Jahres. Bevor es zum Eklat kommt: Ja, PS3-Exklusivtitel haben den Löwenanteil. Warum? Weil ich mich dort am Besten auskenne und meiner Meinung nach fürs nächste Jahr die meisten (interessanten) Exklusivtitel anstehen. Also Hoffnungen und Ängste nochmals komprimiert auf den zweiten Blick.

Via flickr by ckrush
Trier, Germany
Well f**k you, Trier! I can build THAT!

1. SimCity 5

Maxis hatte den Dreh des perfekten Aufbauspiels heraus. Zu seiner Zeit war “SimCity 3000” für mich das Maß aller Dinge. Ich habe nie verstanden, was mir die Leute mit “Anno” wollten. Dann hat Maxis das Suchtspiel “The Sims” entworfen und bekam nach dem Nachfolger pure Narrenfreiheit zugesprochen. Das streitbare Ergebnis war “Spore”, welches aus meiner Sicht ein toller Editor, aber ein unbrauchbares Spiel darstellt. Jetzt kommt also endlich wieder ein SimCity.

Angst: Man darf SimCity 4 nicht vergessen. Die Streitereien um Add-Ons (“SimCity 4: Rush Hour”), die den Spielspaß zu einem teuren Spaß machen könnten. Außerdem muss man beten, dass der “MySims-Mode” nicht für unnötige Sims-Allüren sorgt.

Hoffnung: SimCity war zu Beginn schon immer schwer. Man musste seinen Dreh finden. Ob auf dem Super Nintendo 1989 oder später in “SimCity 3000”. SImCity soll auch weiterhin nicht für CasualGamer sein. Es ist nun mal ein Vollbrut Strategie-Spiel. Und das ohne Mord und Totschlag. Es ist viel Zeit vergangen und in Sachen Simulatoren lässt sich vieles noch unberechenbarer gestalten. Das letzte, ECHTE SimCity liegt eine Dekade zurück. Die Hoffnung ist ein überfälliges, gelungenes Reboot (Starcraft und Diablo lassen grüßen).


Städtebau + Katastrophen = Politik macht Spaß!

2. Castlevania: Lords of Shadow 2

Nachdem wir was für Johannes betrachtet haben, kommen wir zu Waldes heißestem Eisen. “Castlevania: Lords of Shadow” war eine Überraschung. Eine positive. Abgesehen von zweifelhaft umgesetztem Plattforming und einer nicht konsequent verfolgten (aber tollen) Storyline ist das Spiel mein liebstes “God of War” bis heute. Wo rohe Griechen sinnlos walten, verlangt das Kampfsystem Castlevanias dem Spieler viel mehr ab und sorgt für eine ungleich höhere Befriedigung in Sachen Achievement.

Angst: Dracula wird der Protagonist. Ein Vampir wird anders kämpfen als ein sterblicher Bad-Ass. Man kann sich also nicht blind darauf verlassen, dass das tolle Kampfsystem aus dem ersten Teil abermals so gut ausfällt. Wenn das Plattforming nicht verbessert wurde, MUSS das bestraft werden. Von Kritikerseiten, wie auch vom Spieler. Wie kann ein so wunderbar flüssiges Kampfsystem zu einem Klotz passen, der so grazil wirkt wie die Bewegungslegastheniker aus Counter-Strike.

Hoffnung: Lords of Shadow endete mit einem der besten Cliffhanger, die ich seit langem gesehen habe. Wenn Lords of Shadow 2 hier Anschluss findet und Vergangenheit Draculas und Neuzeit verbindet, könnte uns eine sehr tolle Story erwarten, die diesmal mehr im Vordergrund steht. Ansonsten heißt die Devise: Uncharted 2. Ich verfechte schließlich immer, dass nach einem guten ersten Teil alles ausgebessert werden kann, um ein großartiges Spiel zu schaffen. Mit besserem Plattforming, optimiertem Kampfsystem mit brauchbaren Neuerungen und überhaupt überall einer Detailschraube mehr, könnte Lords Of Shadow 2 Kratos vom Prügel-Olymp stürzen.


Warum Drache? Ich dachte, du seist ein Vampir!? Argh!

3. The Last of Us

Walking Dead” im “Uncharted”-Stil. Punkt. Sammelt man das bisher veröffentlichte Videomaterial kommt nicht viel Anderes in mir auf. Walde scheltet mich dafür, dass ich das Spiel nicht SO antizipiere wie andere, aber bisher sieht es für mich nach einem Endzeit-Uncharted aus. Wie wichtig es ist mit der Munition zu haushalten und wie sich der NPC an der Spielerseite auswirken wird, bleibt noch offen. Wie viel Uncharted steckt in dem visuell und wahrscheinlich auch storytechnisch überragend anmutendem The Last of Us.

Angst: Ein Endzeitszenario ist zwar immer cool (die Reihe von Spielen ist schier endlos) und insbesondere grafisch immer ein Leckerbissen, aber Naughty Dog hat mit Uncharted in erster Linie bewiesen, dass ihre Spiele leicht zugänglich sind. DIe Gefühle von Beklemmung und Überlebenskampf werden mit einer Uncharted-Formel nicht aufgehen. Man bangt nicht um sein Leben als Nathan Drake, sondern stolpert einfach nur von einer Katastrophe in die nächste. Das ist unterhaltsam und bombastisch, aber The Last of Us muss die leisen Töne treffen, um beim Spieler anzukommen.

Hoffnung: Das Spiel muss mit forderndem, aber fairem Gameplay punkten. Die inzwischen zum Erbrechen bekannte Szene in einem Häuserkomplex sieht atemberaubend aus, aber wie spielt sich der Spaß? Wie fordernd sind Nahkämpfe? WIe notwendig ist meine Waffe? Die bisherige Szenerie will uns zeigen, dass die Protagonisten stets um ihr Leben ringen. Wenn dies sich für den Spieler wirklich so anfühlt, dann kann The Last of Us ein vergnüglich aufreibender Trip werden, den niemand missen sollte.


Nathan Drake trifft auf the Walking Dead. Wie gut wird die Mischung?

4. Bioshock Infinite

Obwohl ich immer Werbung für Ni No Kuni mache, freue ich mich mindestens genauso sehr auf Bioshock Infinite. Der Art-Stil, sowie die bisher auszumachende Stimmung sprechen mich einfach komplett an. Die ersten 5 Minuten des Spiels, sowie der Beast of America-Trailer haben mich heiß gemacht. Bioshock zählt als eines der wichtigsten und besten Spiele des letzten Jahrzehnts. Das sind verdammt große Fußstapfen für den legitimen Nachfolger um die fliegende Stadt Columbia, Zeitkrümmung und die bekannte Plasmid-Shooter-Freude.

Angst: Neues Gewand, selbe Mechanik. Wenn Bioshock Infinite einfach nur eine neue Geschichte an einem neuen Ort erzählt, dann wird Infinite “nur” ein gutes Spiel. Das Gameplay muss neu und frisch wirken, ohne die alten Wurzeln zu vergessen. Das Erbe wiegt schwer und es muss sich heraus stellen, ob es nur ein neuer Teil wird, wie das fremd entwickelte “Bioshock 2” oder ein NEUES Bioshock.

Hoffnung: Viele Gegnerklassen statt Splicern mit verschiedenen Waffen machen Mut und versprechen Abwechslung und genug Forderung. Genug neue Plasmide und deren Anwendung könnten dem Spieler verschiedene Angehensweisen erlauben. Ist man mehr ein Brawler oder verwirrt man die Gegner. Sucht man den Abstand oder will man einfach nur Schaden austeilen? Bioschock kann FPS-Shootern wie “FarCry 3” unter die Arme greifen und den Unterschied zwischen dem nächsten Militär-Shooter und den eigentlichen Möglichkeiten des Genres deutlich machen.


Ladies and Gentlemen, please rise for the Beast of America

5. Beyond: Two Souls

Heavy Rain ist eines der besten Interaktiv-Erlebnisse, die ich als Videospieler hatte. Es war nicht die spaßigste, aber mit die intensivste Zeit, die ich je mit einem Spiel verbracht habe. Am Ende ist es technisch nicht viel mehr als Point-And-Click und viele Quick-Time-Events, aber das Ergebnis ist wie ein interaktiver FIlm, dessen Verlauf man selbst mitgestaltet hat. “Beyound: Two Souls” wird wieder ein interaktives Drama, doch das Gameplay ist bisher noch ein Geheimnis.

Angst: Das Spiel lenkt sich selbst durch unnötige Baller/Plattforming/Wasweißich-Passagen ab. Natürlich darf man die Quick-Time-Streitereien anders lösen, aber die lieblosen Schusswechsel in “L.A. Noir” haben (meiner Meinung nach) gezeigt, wie es nicht gehen sollte.

Hoffnung: Heavy Rain hat schon viele Entscheidungen geltend gemacht und Mass Effect wie einen Kindergarten aussehen lassen. Verdammt nochmal, man kann so ziemlich alle Charaktere sterben lassen und das Spiel geht weiter. Das ist doch mal konsequentes Storytelling. Mit noch mehr Nuancen, was die Auswirkungen eurer Entscheidungen angeht, kann “Beyond: Two Souls” auch die letzten Heavy-Rain-Kritiker bekehren. Außerdem setzt sich Macher David Cage für mehr Innovation ein. Dafür muss man ihn schon lieben!


Bekannte Schauspieler: Bloßes Gimmick oder zukunftsweisend für das Medium?

So viel zum ersten Zweiteindruck 2013. Was für Spiele geht ihr freudig und skeptisch an? Lasst es uns wissen und widersprecht mir ruhig, denn besonders Previews sind viel weniger Wissenschaft als Meinung. Lasst eure hören!

P.S. Unser Videospielwütling Walde hat bereits DmC durchballern können. Wäre es nicht schon erschienen, dann wäre es auch Teil dieser Liste geworden, da ich ein großer Fan der Art Direction des Hauses Ninja Theory bin! Wenn ihr Genaueres wissen wollt, dann lest hier mehr!