Ihr kennt das bestimmt. Die Ruhe nach dem Sturm. Wenn nach Weihnachten oder spätestens nach Neujahr der Akku noch mal für ein bis zwei Tage abgeschaltet werden möchte. Nur noch ein Stündchen mehr schlafen, verspricht man und hat damit und in dieser kurzen Zeit wahrscheinlich schon wieder gegen über die Hälfte aller guten Vorsätze des neuen Jahres verstoßen.

Genau diese kraftlose Phase erfährt auch der Musikmarkt, welcher sich im Vorweihnachts-Best-Off-Koma bereits vor Wochen aus der produktiven Phase verabschiedet hat. Der einzig mir bekannte Weihnachtsfleck, der über geblieben ist, ist eine weitere Christmas-Compilation des sympathischen und begabten Sufjan Stevens. Verdreht und garantiert nicht durchgängig hochklassig, doch für originelle Weihnachtslieder auf Silberlingen muss man sonst weit reisen.


Tolle Vorstellungen, nicht immer gelungene Umsetzungen

Zu all den Weihnachtsglocken und -glöckchen passend schauen oder besser hören wir uns zusammen die einzige Besonderheit des letzten Releasetermins an. Seit letztem Donnerstag preisen die ruhigeren Irrlichter und Derwische der Clubs „Pantha Du Prince“ an. Zusammen mit dem Bell Laboratory hat sich Henrik Weber, das Pantha-Mastermind, daran gemacht, die immer gleiche und doch stets verschiedene Elektro-Landschaft um Glockenspiel zu erweitern. Das ist spätestens seit Schiller keine wirkliche Neuheit mehr. Das tut mir wirklich Leid. Ja, die Glockenspiele sind klar und haben an weniger repetitiven Stellen durchaus etwas Besonderes, doch ansonsten schafft Pantha Du Prince schlichtweg recht konventionelle Electro-Kost, die von oft zu laut geregeltem Glockenspiel übertüncht wird.

Eine organische Mischung aus den Glockenklängen und der elektronischen Musik wäre durchaus wünschenswerter gewesen. So sitzt man vor diesem knapp dreiviertelstündigen Werk und Angst es zu kritisieren. Vielleicht versteht man die Brillanz des Künstlers einfach nicht. Die Kehrseite der Medaille wird nämlich ganz schnell als „Snobismus“ verstanden. Aber ihr dürft mir erzählen was ihr wollt. Pantha Du Prince’s neues Album hat wenig Sogkraft, viele Längen und ein Leitmotiv, welches direkt nach dem Intro konzeptionelle Schwächen aufweist. Interessant darf man das Ergebnis gerne nennen, aber das Prädikat gut wäre doch ein wenig hoch gegriffen.


Wie schreibe ich schlechte Texte für Anfänger

Und die Enttäuschungen gehen weiter! Nun ja, auch nicht wirklich, denn hat jemand erwartet, dass Max Raabe noch die Kurve bekommt. Der gute Herr Raabe hat seine Haltbarkeitsdauer weit hinter sich gelassen und weiß selbst nicht genau, was an seiner Hochglanzmusik noch an Swing und die 20er erinnern soll. Die Texte sind nicht und nie authentisch und die Arrangements so austauschbar, wie H&M-Basics. Dabei kann Herr Raabe doch singen. Sehr gut sogar und er war genau der richtige, um ein paar Cover zum Besten zu geben. Aber seit seine Musik und seine Texte (die er nicht selbst schreibt bzw. arrangiert) mit der stilistisch vorgetäuschten Zeit ungefähr so viel Kongruenz vorweisen wie Christina Aguileira damals mit „Candy Man“ muss man auch nicht auf Besserung hoffen.

Klinge ich bitter so früh im Jahr 2013? Vielleicht! Aber das Jahr ist noch lang und Delta Spirit haben es mir jetzt schon in hervorragender weise versüßt. Da muss man doch auch mal ein wenig austeilen dürfen. Grund dafür ist in erster Linie, dass mir die „Kunst“ des Panthas zu hoch gelobt und Raabes Stangenware zu gut verkauft wird. Ich warte einfach mal ab, wann die nächste Adoro-Platte herauskommt und ich mit meiner Verwandtschaft auf dem Kriegspfad ein Picknick mache.