Alicia Keys ist gefühlt schon eine Ewigkeit im Business. Da ist es doch fast erstaunlich festzustellen, dass die R&B-Pianistin/Sängerin erst 31 Jahre alt ist. Im Geschäft darf man sie mit ihrem inzwischen 5. Studioalbum als Veteranin ansehen, die sich einen ansehnlichen Namen gemacht hat. Und jetzt ist sie auch noch Mutter. Wir sagen “mazel tov” und freuen uns artig für Frau Keys. Damit auch das Berufsleben so schön und erfolgreich gestaltet werden kann, dürfen Emeli Sandé, Frank Ocean, Bruno Mars und viele andere der Neu-Mutter unter die Arme greifen.

Gerade die helfende Hand eines Frank Ocean wirkt sich auf das neue Album “Girl On Fire” aus und sorgt dafür, dass Keys nicht den Anschluss verliert und die moderneren Ansätze der R&B-Szene nutzt. Das macht sie gut hörbar, hebt sie sie von jenen Interpreten ab, die (noch) in der Mitte des letzten Jahrzehnts feststecken und garantiert Erfolg und Anerkennung. Tatsache. Fürs Hören nebenbei hat Alicia Keys wieder eine hübsche Scheibe geschaffen, die jeden Fahrstuhl-Aufenthalt und morgendlichen Kaffee besser macht. Klingt böse? Nun, wirkliche Ohrwürmer hat die gute Frau Keys leider nicht auf die Platte bannen können. So tippt man immer im Rhythmus mit, denkt aber doch eher an “Fallin'” und “New York”, anstatt die neuen Arrangements im Hinterkopf zu behalten.

Aber worüber soll man denn sonst schreiben? Kelly Clarkson bringt ihr erstes (“Chapter One”… super! Da kommt also noch mehr aus der örtlichen Melkmaschine!) “Greatest Hits”-Album, Rage Against The Machine werden zwanzig Jahre alt (Yay und alles Gute!) und die Plattenfirma bringt natürlich eine Best-Of-Platte auf den Markt (Buh!) und zu guter letzt erinnert uns Michael Bublé mit “Christmas” daran, dass bald die Adventszeit beginnt. Mit der x-ten Wiederholung des dreifach wiedergekäuten Covers bekannter Weihnachtssongs. Ein großes Danke schön für GAR NICHTS!


“Es ist eine Falle”, schrien Admiral Ackbar und ich noch… doch die Metal-Oper begann bereits.

Aber es muss doch ein paar kleine Gründe dafür geben, warum man diese Woche wieder Geld auf den Musikmärkten der Welt lassen kann? Kommt ein Stück mit mir und ich kann euch die weniger verbrecherischen Outputs der Woche präsentieren. Da wäre für die (etwas) härteren Genossen etwas altbackener Power Metal aus Italien. Der wird wirklich gut gespielt von Trick Or Treat, aber der traumatisierende Bonus kommt erst noch! Das Album “Rabbit’s Hill Pt.1” nennt seine lose Interpretationsquelle Richard Adams’ “Unten Am Fluss” (“Watership Down”)! Wem die Nackenhaare jetzt nicht hochstehen, kann sich freuen auf eine behütete Kindheit zurückzublicken. Spätestens der blutige und moralisch brutale Animationsfilm dürfte einige Kinder (und Eltern!?) in die Falle gelockt haben. Die Mischung aus “Watership Down” und Power Metal aus Italien allein dürfte aber einige Ohren neugierig stimmen.

Wer dagegen in leichter Kost sein Heil sucht, der wird aus dem Herzen der Republik mit Kraftfutter versorgt. Die Berliner Kombo 1000 Gram zelebrieren auf “Ken Sent Me” eine knappe Stunde einfachen und stringenten Indie-Pop. Hier ist die einsame Maxime: Ohrwurm! Genau das bekommt ihr. Wer Tiefe erwartet, der wird beim metaphorischen Kopfsprung in den Sound-Ozean der Band eine Bruchlandung und wahrscheinlich auch eine (abermals metaphorische) Gehirnerschütterung erleiden. Pure Unterhaltung mit Geschenkpapier und Schnörkel, aber leicht verdaulichem Inhalt.


Feiner Zug. Die Single gibt es im Netz für lau – legal!

Durchaus komplexer gibt sich die Americana-Formation Dakota Suite. Diese ist für melancholische, ja manchmal sogar depressiv anmutende Kost bekannt. Wenn das Sein tatsächlich aus Yin und Yang besteht, dann übernahmen Dakota Suite bisher imme reindeutig Partei für jene Seite, welche die Dunkelheit repräsentiert. Auf der neuen Scheibe “An Almost Silent Life” probiert sich Frontmann Chris Hooson an neu entdecktem Optimismus. Wie üblich geht es gefühlvoll um Liebe, Sehnsucht und die unscheinbaren Dinge im Leben. Anstatt in sonstiger Melancholie zu zerfließen, geben Dakota Suite der Hoffnung diesmal allerdings eine Chance, was dem Sound glücklicherweise keine Tiefe nimmt. Viel mehr wird eine neue Dimension entdeckt, wenn auch noch nicht vollends ausgereizt. Als erster Schritt in eine leicht veränderte Richtung darf “An Almost Silent Life” allerdings angesehen werden.


Lachen und heulen gleichzeitig? Kein Ding! Dafür haben wir ja Chris Hooson und Konsorten

Zum Abschluss möchte ich mich in aller Form entschuldigen, dass ich vor zwei Wochen nicht auf das neu erschienene Deftones-Album hingewiesen habe. “Koi No Yokan” heißt die Scheibe und ist bei mir selbst erst ein oder zwei mal durchgelaufen. Der Ersteindruck ist mehr als positiv und besser als bei den letzten beiden Werken. Ob es ein neues “White Pony” ist, darf bezweifelt werden. Diese Messlatte ist allerdings ein wenig sehr hoch. Als Entschuldigung füge ich dem heutigen Beitrag ein Video Dredgs an. Warum? Weil ich es kann und das Video wunderschön ist. Hört euch die Ohren wund und bis nächste Woche!

NYC – Mindrelic Timelapse from Mindrelic on Vimeo.
Als Bonus diese Woche ein impressionistisches NY-Video mit musikalischer Untermalung der fantastischen Band Dredg