Ich hätte diesen Abgesang auch „Time To Play Goodbye“ oder „Portable Boy“ nennen können, aber man will ja ahnungslose Leser locken. Mit einer Prise mehr Optimismus und all den schönen Erinnerungen an den Handheld von Sony wäre auch ein „We’ll Meet Again“ oder „Show Must Go On“ drin gewesen. Aber wie auch bei diesen Liedern ist ein großes Kuchenstück Wehmut dabei, wenn ich diese Abschiedsrede für einen treuen Kumpanen halte.

 

Die Leiden der jungen PSP

Es lief ziemlich viel schief, als die PSP zwischen Ende 2004 (in Japan) und Herbst 2005 (in Europa) das Licht der Welt erblickte. Ein paar technische Macken, wie verbaute Anschlüsse waren zu verschmerzen, sollte man doch eine der PS2 ähnlichen Grafik erhalten. Aber dann kam ein Preis für das gute Stück, der sich gewaschen hatte und keiner wollte so recht zugreifen. Es gäbe ja auch den Gameboy, der sowieso mehr Spielspaß mit seinen Pixelgrafiken liefert.

Außerdem sei die PSP ja schon recht klobig und neben lauter anderen Argumenten (u.a. dem stark spiegelnden Bildschirm bei falschen Lichtverhältnissen) ging der geplante Erfolg von Sonys Handheld flöten. Selten hat man in den letzten sieben Jahren Kinder, Jugendliche oder gar Erwachsene mit einer PSP gesehen. Der Nintendo DS kann dagegen weiterhin besonders an gelangweilten Kindern in Restaurants beobachtet werden.


Ganz so schlimm war die Beziehung zur PSP glücklicherweise nicht

Quo vadis, PSP?

Wie bei fast jeder neuen Konsole fehlten am Anfang die Kaufargumente in Softwareform, die den Erwerb einer PSP leichter fallen lassen könnten. Warum soll ich unbedingt „Virtua Tennis: World Tour“ und „Ridge Racer“ mobil spielen wollen? Zugegebenermaßen sind solche Spiele prädestiniert für zwischendurch und sahen beide schon fantastisch aus. Die Pokemon-Trainer Blau und Rot dachten bestimmt schon daran sich selbst Gewalt anzutun.

Aber was nicht bedacht wurde, ist dass man die PSP meistens doch gar nicht nur für zwischendurch haben wollte. Dieser Spielermentalität habe ich kennengelernt. Schon bei Nintendos Kassenschlager Pokemon wollte man nicht einfach mal 10 Minuten zocken, sondern schon ein wenig mehr Zeit in seine virtuellen Kampfhaustiere investieren. Das gleiche Prinzip galt schnell bei der PSP.

Wobei es unfair wäre, wenn man nicht auch die Spiele für zwischendurch mit ins Programm nimmt. Mit „Tekken Resurrection“ kann man ein vollwertiges Tekken mit unglaublich großem Rooster genießen, „Ridge Racer“ wird vom allseits beliebten Klassiker „WipeOut“ (die PlayStation-Alternative zu „F-Zero“) unterstützt und Puzzle-Maniacs können sich bei „PixelJunk Monster Deluxe“, „Puzzle Quest: Challenge Of The Warlords“ und dem „Tetris“-Konkurrenten „Lumines“ (plus Fortsetzung) austoben. Dazu kommen farbenfrohe Geheimtipps wie das Rhythmusspiel „Patapon“ (samt Fortsetzungen) und das nahezu perfekt dosierte Hüpfabenteuer „LocoRoco“.

Dazu gesellt sich die EA-Gesellschaft rund um „Fifa“ und „SSX“, sodass Sport, Rennfahren, Kämpfen und Puzzlen alles für zwischendurch möglich war und ist. Eine große Auswahl, die mit besagten Titeln auch richtig gute Qualität mitgebracht hat.


Sei die Kampftrommel und werd’ nicht verrückt dabei. Ein selbsterklärend beklopptes Video

PlayStation Allstars, vereint euch!

Ich habe mit Ausnahme von „Tekken Resurrection“ keines der genannten Spiele lange gespielt, weil ich normalerweise kein Fan von Zeitvertreib-Videospielen bin. Für manche labere ich da bestimmt Stuss, aber ich brauche meinen Mehrwert, wenn ich ein Spiel spiele, weswegen auch Tekken immer mehr in der Ecke versauerte. Für Menschen, die ähnlich wie ich dachten, kamen dann jedoch die großen Geschwister von der Konsole. Mama PS2 räumt auf und schickte das volle Programm auf den kleinen Handheld. „God Of War“, „Ratchet & Clank“, „Jak & Daxter“ (das erwähnenswerte Spiel war eigentlich schlicht „Daxter“), “Metal Gear Solid”, „Final Fantasy“, „Kingdom Hearts“ und natürlich Elternschreck „Grand Theft Auto“ wurden auf das Publikum losgelassen.

Und was soll ich sagen? Mich hatten die guten Herren von Sony damit an der Angel.

 

Diesmal ist es persönlich!

Seit der Jahrtausendwende bin ich ein eingefleischter „Final Fantasy“-Fan. Und auch wenn ich den siebten Teil der Reihe nicht SO sehr in den Himmel lobe, wie viele andere J-RPGler meiner Altersklasse, fand ich das Spiel immer noch genial… und es ist „Final Fantasy“ verdammt! Was haben wir wie die bekloppten auf „Crisis Core: Final Fantasy VII“ gewartet und als es dann da war: BOOM!

Ich behaupte nicht, dass es das beste Spiel aller Zeiten war, aber das typische 5-Minuten-Design der PSP war Flöten gegangen. Stundenlang wurde der Story gefolgt, Missionen gespielt, Materia aufgerüstet und neu fusioniert und das Kingdom-Hearts’sche Kampfsystem mit genug Final-Fantasy-Einschlag hat richtig Laune gemacht. Spätestens wenn man einer bildfüllenden Ultima-Attacke mit einer perfekt getimten Rolle (unlogisch, aber egal!) ausgewichen ist, hat man ein ganz anderes Skillgefühl als noch zu Zeiten des Kampfsystems des Originals.

Nächte habe ich aber auch mit den „Grand Theft Auto“-Ablegern verbracht. Spielerisch wurde „nur“ „GTA: Vice City“-Niveau geboten, aber das – in Verbindung mit dem der Serie typischen Humor – hat wieder mehr als nur Spaß gemacht.

Mit Kopfhörern auf im Bett, auf dem Sofa, der Küche oder wo es gerade am Bequemsten war, konnte ich Stunden verbringen und pausieren wie ich wollte.

Dazu kommt noch „Dissidia: Final Fantasy“, welches mir mit einer Stundenzahl (die ich hier lieber nicht schreibe) über viele Abende bei der Bundeswehr hinweggeholfen hat.


Puraistaischon Portaburu… KAWAII!

A beautiful device

Die PSP hat dabei ein paar Funktionen mitgebracht, die das Teil einfach zum Knutschen gemacht haben. Neben den guten Akku-Zeiten, 0der unerreichten Handheld-Grafik und der bekannten und patentierten (fast identischen) PlayStation-Steuerung hatte die PSP noch ein großes Sahnebonbon in der Hinterhand: Die Powertaste.

Klingt unglaublich bescheuert, aber man konnte die PSP wirklich immer – während des Spielens – abschalten. Das Gerät und die UMD merken sich den exakten Punkt und ganz Mutige speichern nicht mal, da sie das Spiel später aufgreifen. Selbst wenn euch die Batterie ausgeht und ihr nicht stundenlang wartet, das Teil wieder an den Strom zu schließen, geht nichts verloren. Die PSP weiß genau, wann euch das Spiel abgebrochen wurde. So gibt es kein nerviges Hochladen der Kosnole, sondern man kann sofort ins Spiel rein und – der Idee eines Handhelds entsprechend – jederzeit wieder raus, ohne sich großartige Gedanken machen zu müssen.

Die zweite – leider ideologisch miserabel – umgesetzte Idee der PSP war das Nachfolgemodell „PSP Go“. Denn auch wenn die PSP gut für Unterwegs ist, kann es schon Platz raubend sein, wenn man all die UMDs mitschleppen muss. Also das Angebot, dass die Spiele einfach auf SD-Karten und/oder PC/PS3 geladen werden können, um direkt von der „PSP Go“ abrufbar zu sein. Die Idee an sich ist genial. Ich habe wirklich nur noch dieses Gerät in meiner Hand und mit einer ordentlichen Speicherkarte (16GB) kann ich je nach Spiel schon ein Dutzend Spiele dabei haben. Die Daten können nach Wunsch zu Hause am Hauptdatenträger getauscht werden und fertig ist die perfekte Umsetzung eines Handhelds.

Natürlich war das Tauschen von Dateien nicht so einfach und Käufer machten sich verrückt, was passiert, wenn die Daten einfach weg sind (komisch, dass niemand die Haltbarkeit der festen Datenträgern anzweifelt).

Das größte Problem war allerdings die Tatsache, dass die „PSP Go“ viel zu spät kam. Um ein kleines Gerät anfertigen zu können, hatte das neue System keine UMD-Kompatibilität. Die ganzen Lieblinge, die man bereits hatte, hätte man für die „PSP Go“ also neu kaufen müssen. Dass die Kundschaft der „PSP Go“ nicht so viele neue Käufer erreichen würde, sondern eher bereits Besitzer zum Tausch bewegen könnte, scheint bei Sony niemand in den Sinn gekommen zu sein.


Sieht praktisch und hübsch aus, aber Probleme gab es ja zur Genüge

Die unendliche Geschichte

Jetzt sitze ich hier und schreibe diesen Artikel, während meine Freundin glücklich „Kingdom Hearts: Birth By Sleep“ vor sich hin spielt und seit langem nicht mehr so von einem Spiel gefesselt war. Das liegt auch daran, dass sie spielen kann wo sie will und nicht an unser Ikea-Sofa im Wohnzimmer gebunden ist. Mobilität kann ein großer Pluspunkt sein und dass auch der kleine PSP-Bildschirm reicht, um sich in (Videospiel-)Welten zu verlieren, hat er eindrucksvoll bewiesen. Ich denke ebenfalls an den Spaß zurück, den ich hatte und auch wenn die Zeit der PSP abgelaufen ist, weiß ich, dass ich noch lange Spaß mit diesem Apparat haben werde.

Ich für meinen Teil muss Spiele wie „Patapon“, „Shin Megami Tensei: Persona 3 Portable“ und „Duodecim Dissidia 012: Final Fantasy“ nachholen und danach bleiben noch viele Spiele, die mich unterhalten können und werden. Ganz egal wo und wann ich gerade Lust dazu habe.

Habt ihr eine Konsole oder einen Handheld, der einen Nachruf verdient? Ab damit in die Kommentare! Teilt euch mit!


Mal sehen, wie lange die PS Vita überlebt. Für Spiele wie Gravity Rush wünsche ich ihr ja schon ein paar Jährchen