Immer dieser blinde Hass gegen Multiplayer. Können Millionen von Spielern irren, die tagtäglich FPS, Arcade, und Beat’Em Ups gegeneinander zocken? Letzte Woche haben wir uns ziemlich an Multiplayer-Modi ausgelassen. Viele von euch fragen sich wohl immer noch: Wieso eigentlich? Liegt es nur daran, dass Walde keine einzige Kombo beherrscht und ich langsames Internet habe? Ist es in Wirklichkeit nur Neid, der die drei Spacken von unter der Podcast-Brücke zum „ranten“ bringt? Ich kann euch nur erklären, warum ICH so ein großes Problem mit Online-Multiplayer habe. Nach meinen unzählbaren Stunden, die ich im Versus-Mode mit Spielen wie Tekken und Fifa verbracht habe, könnte ich auch gleich aufhören mich über Spiele zu unterhalten, wenn ich jetzt den Multiplayer verteufle.


Gott, hab ich Böcke auf Tekken Tag Tournament 2!

Ich will gar nicht groß über Multiplayer weiter herziehen. Ich möchte einfach nur, neben den kurzweiligen Freuden der Interaktion mit Freunden, auf DAS Kernstück des Videospiels hinweisen. MEINEM Antrieb zu spielen.
Als der Film heraus kam, hat man schon immer von einer Interaktion zwischen Zuschauer und Geschehen auf dem Bildschirm gesprochen. Und gute Filme sorgen auch heute noch dafür, dass wir auf der Kante des Kinositzes herum rutschen und mitfiebern, leiden und frohlocken. In dieser Hinsicht ist Kino etwas Wunderbares. Kein Hörspiel hat mich jemals zum Weinen gebracht und außerdem bin ich ein Mensch, der beim Lesen von Büchern nicht viele Emotionen zeigt (Randnotiz: Ich lese gern und viel… und nicht nur Walkthroughs und Websites über Videospiele!!).
Das Videospiel hat sich seit meiner Kindheit als interaktive Story eingebrannt. Nahezu jedes Spiel, dass ich gespielt habe, hatte seine eigene, kleine Story. Es mag gerade aus heutiger Sicht nicht spektakulär erscheinen, dass ein Klempner eine Prinzessin vor einer Riesenschildkröte rettet.
Der Clou war und ist auch heute noch, dass ICH diesen Storyfortschritt erst möglich mache. ICH will wissen, wie die Geschichte weitergeht und so erfährt das repetitive Knöpfchendrücken mit einem Mal einen Sinn und Hintergrund.
Der letzte große Schritt in Sachen Immersion (vituelle Realität) waren Reflextests – sogenannte Quick Time Events (QTE) – die den Spieler in direkter Verbindung zu den Taten des eigenen Charakters setzen sollte. Diese Art des Spieleerlebnisses ist umstritten, aber ohne Frage wirkungsvoll. Ob brachiale Finishing-Moves mit dem Wut-Griechen Kratos (God Of War Serie, PS3) oder kleine Alltagshandlungen und todesmutige Kämpfe und Verfolgungsjagden in Heavy Rain (PS3) lassen den Spieler zucken und das Spiel besser in Erinnerung behalten.


Die “Heavy Rain”-Macher von Quantic Dream versprechen auch in Beyond: Two Souls wieder eine intensive Geschichte.

Das ist der Vorteil an Singleplayer-Erlebnissen. Multiplayer-Erlebnisse sind zuweilen ziemlich spaßig. Man redet noch Tage lang davon, wie man den scheiß-Camper auf der Map gepwnt hat und lolt sich einen auf das Eigentor des besten Freundes ab, aber ihr werdet nicht in Jahren irgendwo sitzen und daran zurückdenken. Ihr werdet denken: Yeah! Das Spiel hat im Multiplayer ziemlich viel Bock gemacht.
Wenn ich allerdings an meine wirklich großen Momente denke, dann nicht an vernichtende Niederlagen bei Fifa und durchzockte Nächte mit Lylat Wars. Ich denke an meine ersten und letzten Schritte in Final Fantasy IX (PS One), weil es mein erstes Rollenspiel war. Das Gefühl ein Teil einer solch großen Geschichte zu sein, hat mir einen Rausch gegeben, die mir so nur richtig gute Bücher, Filme und Serien verleihen konnten. Und ist das nicht der Reiz an Unterhaltungsmedien? Lest ihr nicht Bücher und guckt Filme und Serien, weil ihr emotional eingebunden sein wollt. Weil ihr wollt, dass die Geschichte ihren Lauf nimmt und ihr sie miterleben dürft? Wenn eine Comic-Story-Arc vorbei ist, eine Buchreihe ihr Ende findet und ihr es einfach nur richtig gut, unterhaltsam und zum Nachdenken fandet… gibt es etwas viel Besseres (Wer jetzt an Sex denkt, sollte sich über die Eindimensionalität seines Daseins klar werden!)?
Der Casual-Markt und der übergroße Multiplayer-Wahn (wie von uns im Podcast beschrieben) machen die Ambitionen von Videospielen kaputt. Selbst bei Story getriebenen Spielen ist viel seltener Emotionalität, als dumpfe Fantasie am längeren Hebel. So wird das auch weiterhin nichts mit der Emanzipierung des Spiels. Mein Antrieb die richtig guten Spiele zu finden, bleibt allerdings bestehen und wird mir hoffentlich noch lange Freude bereiten. Ich kann euch nur herzlich dazu einladen. Ihr kennt schließlich unsere Devise: Wir brauchen mehr Spieler!


Eine der schönsten Rendersequenzen, die ich in meinem jungen Spielerleben gesehen habe.