Ich bin ein Fan von technologischem Fortschritt. Wirklich. Wenn ich irgendwann mal in die Bredouille komme und kein Thema für den Aufreger der Woche habe, dann schreibe ich einen Gutfinder der Woche. Thema: Technologischer Fortschritt. Und abgesehen davon geht es ja auch nicht um Technikfeindlichkeit oder so einen Quatsch. Es geht um die Eigenart des Menschen, jede kleinste Neuerung an einem Gerät zu einer göttlichen Offenbarung zu stilisieren. Größeres Display! Bessere Musik! Dünner! Flacher! Dicker! HD! Laufzeit! Sprachsteuerung (die nicht funktioniert)! Touchscreens!

“Hype” war sein zweiter Vorname. Via John_Tomko

Weil ich so an technologischem Fortschritt interessiert bin und mir darüber eine Meinung bilden wollte, habe ich jetzt schon zwei Handys mein Eigen nennen dürfen, welche Touchscreens hatten. Und nicht nur das, mein letztes ist sogar ein Smartphone. Und kaputt.

Ich hasse Touchscreens. Die Dinger werden wesentlich überschätzt. Das Problem dabei, eine Erfahrung, die ich momentan schmerzlich machen muss, ist, wenn der Touchscreen auch nur ein bisschen defekt ist, gibt es keine Möglichkeit das irgendwie wieder gerade zu rücken. Und das sind verdammt empfindliche Teile, High-Tech halt, da geht was kaputt. Aber wieso zur Hölle kann ich beispielsweise einen Anruf, den ich nicht machen wollte, nicht mehr stoppen, weil plötzlich der Touchscreen nicht mehr reagiert? Warum stehe ich im Dilemma, der Person entweder zu erklären, das mein Handy ab und zu mal der Meinung ist, ich sollte meine Freunde gerne auch zweimal hintereinander anrufen, oder ich es nicht rechtzeitig geschafft habe, das Akku zu entfernen. Ja, soweit ist es gekommen, ich kann mein Handy manchmal nur noch dadurch bedienen, dass ich es Hardware-Reboote. Und all das nur, weil der neue heiße Scheiß in der Technologie ein völlig defizitärer Steuerungsmechanismus ist. Aber versucht doch bitte mal ein Handy ohne Touchscreen-Steuerung zu bekommen. Das wird immer schwieriger. Und das alles nur, weil jede*r Fummelbildschirme für das ultimative Ding hält, ich mich aber wieder nach einem Zahlenfeld, T9 und Kernfunktionen wie Anrufen, SMS und Tetris zurücksehne. Und überhaupt: Smartphones stinken! Zwar können die Dinger viele Sachen, aber nichts davon wirklich gut. Internet: zu lahm. SMS: ich war mit T9 schneller. Kamera: Sieht scheiße aus. Spielen: Casual tötet Coregaming. Musik: zu kompliziert. Steuerung: FUMMELIG! Anrufen: Ab einer gewissen Größe wirkt’s lächerlich. Obwohl, man hat auch Leute mit ihrem iPad am Ohr gesehen. Warum muss ich dabei immer hieran denken:

Zurück zum Thema. Warum kann sich ein Scheißtelephon nicht einfach auf seine Kernkompetenz beschränken und zum telephonieren da sein, warum muss ich es auch als mobilen W-Lan-Hotspot oder Routenplaner oder Kochbuch verwenden müssen? Dafür gibt es doch eigene Geräte, die ihre Aufgabe wesentlich besser erledigen, WEIL SIE DAFÜR ENTWORFEN WURDEN!

Abgesehen davon: Fortschritt ist cool. Fortschritt sorgt ja oft dafür, dass Dinge einfacher werden. Das Problem ist nur: je mehr Funktionen ein Gerät hat, desto komplizierter ist es zu bedienen. Und mich, als Menschen, der noch selbst Disketten (diese kleinen quadratischen Dinger die man in PCs geschoben hat, ihr erinnert euch?) benutzt hat, überfordert diese ganze Funktionsfülle. Fachlich nennt man das übrigens „Konvergenz“ bzw. „Medienkonvergenz“, wenn also plötzlich ein Gerät mehrere Funktionen erfüllt. Nur: brauchen wir das wirklich? Mein nächstes Handy hat wohl wieder eine Tastatur.