Im tiefen Schwarz der Nacht, wenn die geballte Verkommenheit der Menschheit in Form des Verbrechens auf unschuldige Seelen hinab fährt, dann kann man nur beten, dass ein Held sich erheben wird, um der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen.
Die Polizei ist nicht stark genug, um all die schlechte Musik aus dem Verkehr zu ziehen. Aber da draußen ist jemand über den Dächern der Stadt, der dafür sorgt, dass ihr auch Morgen wieder gute Musik hören werdet: Der neue Ton!

…ansonsten halt Batman…

Der gute Ton

Was wäre das für ein Ding, wenn es mal nicht nach großen Namen gehen würde. Warner haut Hans Zimmers neuesten Ton-Epos für den neuen Batman-Streifen, der gar nicht Batman heißt, raus und will dafür natürlich auch wieder brav gelobt werden. Natürlich darf man eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber der deutschen Ein-Mann-Hitmelodie-Fabrik Hans Zimmer haben. Der inzwischen 54jährige Komponist hat schließlich abertausende von Menschen auf dem Gewissen… in der Hinsicht, dass man auch heute noch anfängt, die Titelmelodie der „Fluch der Karibik“-Reihe zu summen. Verflucht seist du, Hans! (Gott, ist das deutsch!) Ach ja… der Soundtrack ist natürlich wieder gut und leider auch das Beste, was es diese Woche auf dem Markt gibt.

Für seine Batman-Soundtracks wurde Zimmer aber selbst von den meisten Nölnasen gelobt. Endlich versuche Zimmer mal weniger auf die große Melodie abzuzielen (und wäre damit Spielberg einen Schritt voraus, der immer noch nicht raushaut, wie man einen Charakter auch nur so beiläufige Dinge tun lässt, wie sich eine Zigarette zu drehen, ohne dass der Zuschauer aufgrund der Emotionalität in Tränen ausbricht). Anstatt dessen hat „uns’ Hans“ einfach nur die repetitive, in Lautstärke zunehmende Dissonanz für sich entdeckt, die bisher in Inception (ebenfalls vom (noch) aktuellen Batman-Regisseur Christopher Nolan) ihren Höhepunkt gefunden hat.

Baaaaaaaaaam…
…BAAAAAAAAAAM… ihr wisst… BAAAAAAAM… welchen Titel ich meine, oder?

Der Soundtrack zu The Dark Knight Rises (TDKR) ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger weniger experimentell. Genau wie der letzte Film noch kein erwarteter Blockbuster, sondern ein weiterer Versuch den Comicfilm in die gesellschaftliche Mitte zu bringen war, hat auch der Soundtrack noch Dinge versucht und ausprobiert. Für Experimente ist bei der nun so unendlich hart gehypeden (Heiliger Bimbam! It’s Bat-FUCKING-Man!) Fortsetzung kein Platz mehr. Alles muss stimmen. Jeder Fehltritt wird bestraft. Beim Improv Theater sind Denkpausen und kleine Schnitzer erlaubt, Hollywood vergrößert einem jegliche Körperöffnungen für solche rohen, groben „Fehler“.

Dementsprechend ist der neue Originalsoundtrack (OST) besser und schlechter als sein Vorgänger zugleich. Er ist für Freigeister ganz klar nicht mehr so interessant. Nuancen wie die Pianotupfer, die auf Catwoman hinweisen sind schließlich kein Meisterwerk, sondern werden nur noch meisterlich und zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt. Wo auf dem letzten Soundtrack noch die Überraschung von einzeln auftauchenden (und abrupt wieder verschwindenden) Elementen den Reiz ausgemacht hat, ist auf TDKR eine abwechslungsreiche Sinfonie zu hören, die alles brav ineinander verlaufen lässt und mit meisterlicher Kunstfertigkeit glänzt. Spätestens „Rise“ mit Knabenchor und mehr Pathos als bei einem amerikanischen Sport-Großereignis (USA! USA! USA!) beweist, dass es auf TDKR eine Spur größer und größenwahnsinniger zugeht. Ob der Film da mithalten kann oder überhaupt sollte, finden wir bald selbst raus.

Die Ton-Landschaft

Als ob die Musikbranche im Kollektiv wieder zu Windeln zurückgreifen muss und vor Batman auf die Knie geht und materielle und körperliche Opfergaben darbietet, ist der 20.7.2012 mal wieder frei von Großereignissen guter, sowie auch schlechter Natur.

Wem es jetzt aber doch zu viel des Fledermausmannes war, der bekommt noch zweil lohnenswerte Alternativen aufgezählt. Zum einen wären da Gaslight Anthem, die mit „Handwritten“ bei ihren poppigen Rockleisten bleiben und mit „45“ und dem Titeltrack ordentliche Bretter abliefern, die sich hören lassen können. Nicht zu zahm, aber doch verspielt genug für den Massenmarkt geben sich die Jungs aus New Jersey und dürften besonders für Beatsteaks-Fans eine lohnenswerte Alternative darstellen.

The Gaslight Anthem ’45’ from Pulse Films on Vimeo.

Ansonsten gibt es für Pop-Fans, die sich nur noch an GaGaesker Überladung aufgeilen können, mit Kimbra eine kompromisslose Mischung aus sehr vielen verschiedenen Stilen, die teilweise schon zu Reizüberflutung sorgt. Die 22jährige Neuseeländerin wird aufgrund ihrer Bandbreite auch gerne mit Björk in ein Boot gesetzt. Wo die Isländerin allerdings euphorisch auf kakophonische Untergangsszenarien zusteuert, will Kimbra das Leben noch ein wenig genießen. Das geht mit Songs wie der Zusammenarbeitssingle „Warrior“ (mit Mark Foster und A-Trak) ziemlich gut, da Kimbra noch nicht vergessen hat, was eine nachvollziehbare Melodie ist.

Ton-Kompost





BAAAAAAAAAAAAAAAAAM…

…BAAAAAAAAAAM…BAAAAAAAAAAAAM!

 

Ton-Salat

Das war Batman! Also, nein. Das war und ist der neue Ton. Wenn Filmmusik nicht euer Ding ist, dann sollte es das jetzt endlich werden. Punkt. Doppelpunkt. Ausrufezeichen. Semikolon!
Auch wenn letzte Woche nicht viel und wenig Spannendes herauskam, sollten die zwei Alternativen auch die Pop-Gemüter unter euch erfreuen, sodass ihr diese Woche nicht NUR von den ersten Meinungen zu Batman erschlagen werdet.

Ich verstehe es ja selber. Irgendwann ist es auch gut. Irgendwann muss mit dem Hype Schluss sein und hoffentlich ist der ganze TDKR-Wahn in ein paar Wochen vorüber und es einigen sich sowieso alle, dass der zweite Teil ja besser gewesen sei. Um gar nicht erst zu hart und langwierig in diese Kerbe zu schlagen; hier ein wenig Abwechslung und Ablenkung von einzigartigen, wunderschönen und immer wieder unterschätzten Kirsten Dunst. Hurra!