König Pop tritt wieder gewaltig Hinterteile und regiert den letzten offiziellen CD-Output-Tag in der deutschen Republik. Dazu gibt es eine kölsche Geschichtsstunde mit Can und abermals keine großartigen Ausrutscher. Sommerpausen-Mittelmaß oder volle Blüte der guten Musik? Der neue Ton nimmt den 13. Juli bruchstückhaft, aber hoffentlich hilfreich unter die Lupe.

Der gute Ton

Auch wenn gerade Kölner und die ältere Leserschaft Can gewürdigt sehen wollen: Die goldene Blog-Ananas der Woche gewinnt Angus Stone. Ob er sich über seine DGDWZ-Auszeichnung freut, werden wir wohl leider nie erfahren. Dafür erfahrt ihr spätestens jetzt von einem der ganz großen Folk-Pop-Alben in diesem Jahr. Auch ohne Schwester Julia Stone hat Angus einen stilsicheren Stein für Folk-Fans ins Brett bekommen.

Ein herzzerreißender, aber auch immer lebensfroher Sound, der weite (Klang-)Landschaften widerspiegelt, beschreibt die Stärken des Solo-Debüts ziemlich gut. Inspirationen Stones wie Bob Dylan und Neil Young klingen durch und ergeben einen Mix aus dunklen, aber auch angenehmen Tracks, die ruhig, aber nie langweilig sind.

Die Ton-Landschaft

In der Ton-Landschaft strahlt ein reinerer Pop-Vertreter in Form von Mobilée und die sind (yay!) aus Duisburg. Deutschland forscht in ansprechendem Soundgebastel also auch weiterhin. Gerade rechtzeitig, wo doch ehemalige Hoffnungen wie Polarkreis 18 sich ein wenig im Zählen von Euroscheinen verloren haben. Der Opener „Peter Pan“ ist richtungsweisend für das, was den Hörer erwartet. Verspielt verträumter Pop, der himmelhochjachzend und (natürlich) mit einem Hauch Art aus den Boxen schwallt.

Kommen wir aber endlich zu Can. Kennt ihr nicht? (Ich hoffe, dass das kein Wortwitz wird!) Can sind Kölner Väter des Krautrocks. Gejodel und progressive Riffs waren schon zu Zeiten des 69er-Sommers in und da kamen so aufdringliche Töne aus Deutschland. Bands wie Portishead und Radiohead, die den Ausdruck verkopft nicht nur verdient, sondern gepachtet haben, kennen die Vorreiter aus Deutschen Landen. Es ist gut, wenn man seine Wurzeln kennt und wem schon die Niederländer Focus mit „Hocus Pocus“ (bekannt aus der Nike-Werbung zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010) gut gefallen haben, sollte einen Hörausflug wagen.

Um niemanden auszuschließen, muss man auch auf Lianna Las Havas als ordentlichen Beitrag für den Soul hinweisen und Nas sorgt mal wieder dafür, dass man Hip/Hop nicht nur als aufgeblasenes Möchtegern-Gangster-Ego betiteln kann. Kompost in Reinform wie der neue Ausrutscher von Chris Brown vor ein paar Wochen ist mir auch diese Woche nicht untergekommen. Ich klopfe auf Holz und hoffe, dass das so bleibt. Wenn ich blind gegenüber schlechter Musik schreibe, schreibt uns! Schlechte Musik ist schließlich mit sommerlichen Fliegen zu vergleichen, die durch die Wohnung schwirren. Sie tut niemandem weh, aber nerven tut es bis zum Abwinken. Und dazu hat man auch noch Geld für den Schund bezahlt.

 

Ton-Kompost

Insert Schrott here!

Ton-Salat

Das war also der Überblick über den berüchtigten Freitag den 13. Viel Anlass um zu Schaudern gab es glücklicherweise nicht. Anstatt dessen ist Deutschland wieder um eine Pop-Hoffnung weiter, historisch gesehen hat unsere Heimat auch was zu bieten und für Indie- und Folk-Fans gibt es mit Angus Stone einen weiteren Nachweis, dass man die Stone-Geschwister nicht vom Zettel nehmen darf, nur weil Julia bisher nicht ganz so überragende Solo-Alben abgeliefert hat.

In diesem Sinne: Schnuppert nach neuen Tönen und lasst es euch gut gehen. An Musik sollte diese Welt schließlich nicht zugrunde gehen.