Gaming-Credibility ist wichtig. In einer derart von Männern dominierten Subkultur wie der „Gaming-Gemeinschaft“ (oder wie auch immer nichtsahnende TV-Journalisten das nennen möchten), ist Gaming-Credibility quasi der Schwanzvergleich der Spiele-Nerds. Da geht es dann nicht um Länge, sondern darum, wer was wann zuerst gespielt hat. Einer meiner Gaming-Credibility-Trümpfe ist, dass ich damals 1996 als wahrscheinlicher einer der ersten Tomb Raider auf dem Sega Saturn gespielt habe. Ein Trumpf ist das deshalb, weil ich a) das Spiel hatte, bevor der Hype losging und b) der Sega Saturn schon damals etwas obskur war. So habe ich in diesem Punkt nicht nur unheimliche Gaming-Credibility, sondern kann auch meinen Hang zum Hipstertum zufriedenstellen. Win-win, wenn wir’s so verbalisieren wollen.

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hipster cat_mariomentiFast wie die Vintage-Katze in Polaroid-Optik auf einem Fixie. Hipster-Overkill!

Max empfahl mir vor einiger Zeit das neue Tomb Raider (also, das Reboot) und da dieses Spiel mal im Sale von Steam für wenig Geld zu haben war, schlug ich zu. Mittlerweile habe ich das Spiel auch gespielt, bis zum Ende.

Wir wollen euch hier bei Mehr Spieler nicht mit Reviews von Spielen langweilen, die ein Jahr alt sind, deswegen nur ein paar kurze Worte zu Tomb Raider (2013):

Das Spiel hat mir Spaß gemacht. Die Story war spannend genug, dass sie mich zum weiterspielen bewegt hat. Das Gameplay hat funktioniert, aber ich war ein bisschen enttäuscht, dass die Entwickler*innen sich nicht getraut haben, etwas annähernd neues auszuprobieren. So ist Tomb Raider „nur“ ein gut spielbares Amalgam aus den beliebtesten Elementen der gängigen AAA-Titel (Stealth, Cover-Shooter, Puzzle, Plattforming und der Rest).

Sit-in im Setting

Das wirklich besondere an Tomb Raider (2013) ist das Setting. Eine alte, verlassene Insel nahe Japan, mit mysteriösen Ruinen und verrückten Kultisten. Das, zusammen mit dem sich schrittweise offenbarendem Rätsel um die Geschichte der Insel, hat mich am meisten angesprochen. Dabei ist mir aufgefallen: Es gibt einfach zu wenige gute Abenteuer-Spiele.

Und ich schreibe „Abenteuer-Spiele“, weil die Begriffe Adventure oder Action-Adventure ja schon besetzt sind. Was ich meine sind Spiele mit Storyelementen wie verlassene Orte, enigmatische Ruinen, untergegangene Kulturen, sagenhafte Schätze und so weiter. Wie viele (gute) Spiele mit diesem typischen „Abenteuer“-Szenario gibt es? Mir fällt spontan die Uncharted-Reihe ein. Aber sonst? Eigentlich nur noch Tomb Raider, inklusive seiner Vorgänger.

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cat mountains_altomareUnd diese Katze, auf Ausschau nach einem neuen Abenteuer!

Dabei wären solche Abenteuer im Stile der Indiana-Jones-Filme eigentlich perfekt für Videospiele. Denn durch deren Interaktivität sind die Spieler*innen Teil des Geschehens und decken quasi mit das Geheimnis auf. Für Abwechslung ist ebenfalls gesorgt, da die Entwickler*innen fröhlich zwischen verschiedenen Kontinenten und exotischen Settings hin und her springen können. Anders als im Film muss bei Videospielen schließlich keine Riesencrew inklusive verhätschelter Schauspieler*innen um den Globus geflogen werden. Der Plot kann ruhig etwas abgefahrener sein, denn in Videospielen werden zum Beispiel Ausserirdische als Plotpoint oder Twist – sofern gut erzählt – eher ernst genommen als im vierten Indiana-Jones-Film. Bietet ein solches „Abenteuer“-Spiel nicht nur Herausforderungen für das Geschick am Controller, sondern mit intelligenten Rätseln auch ein bisschen Arbeit für’s Hirn, wird das Resultat mit Sicherheit wohlwollend von Kritik und Spieler*innenschaft aufgenommen.

Dazu müsste sich ein Entwickler*innen-Studio nur mal trauen, so ein Spiel zu erschaffen. Und ein Publisher den Mut haben, das zu finanzieren.

Wie seht ihr das? Wollt ihr auch mehr „Abenteuer“-Spiele oder seid ihr mit Uncharted & Co. schon ausgelastet genug?